Erdogans „Steel Dome“ entlarvt die Strategie eines Staates, der Gefahren schafft statt sie abzuwendenErdogans „Steel Dome“ entlarvt die Strategie eines Staates, der Gefahren schafft statt sie abzuwenden
Die Türkei rüstet sich mit einem angeblichen Schutzschirm nach israelischem Vorbild – nicht aus Sorge um ihre Bürger, sondern aus Angst vor den Folgen einer eigenen, radikalisierten Außenpolitik. Während Erdogan Israel attackiert, gewährt er den Feinden Israels ein sicheres Hinterland.
Die Türkei baut einen mehrschichtigen Luftabwehrschild namens „Steel Dome“, ausdrücklich inspiriert vom israelischen Iron Dome. Verträge in Milliardenhöhe wurden bereits abgeschlossen. Ein Staat, der Israel über Jahre für dessen defensive Maßnahmen scharf verurteilte, beansprucht nun denselben Schutz – als hätte es niemals jene Tiraden Erdogans gegeben, die jede israelische Selbstverteidigung als Aggression diffamierten.
Doch der Blick hinter die offizielle Begründung offenbart die innere Logik dieses Projektes. Die Türkei begründet den Aufbau des Systems mit israelischen Operationen in Iran, Syrien, im Libanon und in Katar. Nicht die Raketen der Terrororganisationen, nicht der Aufstieg radikaler Milizen, nicht die Aufrüstung Irans oder das Erstarken extremistischer Netzwerke werden als Gefahr gesehen – sondern die einzige Demokratie der Region, die ihre Bevölkerung vor solchen Bedrohungen schützt. Diese Verkehrung der Realität ist seit Jahren ein festes Muster: Erdogan sucht den Feind dort, wo er politisch nützlich ist, nicht dort, wo er tatsächlich existiert.
Während Ankara öffentlich ein Abwehrsystem gegen angebliche israelische Bedrohungen verkündet, bietet die Türkei weiterhin Rückzugsräume für Hamas-Funktionäre. Einige von ihnen leben frei in Istanbul, reisen ungehindert, operieren, werben an, planen. Selbst europäische Geheimdienste sprechen offen über das türkische Hinterland, auf das die Terrororganisation bis heute bauen kann. Es ist daher kein Zufall, dass israelische Minister inzwischen offen fordern, diplomatische Vertretungen der Türkei zu schließen. Wer ein Terrornetzwerk unterstützt, kann kein Partner in Sicherheitsfragen sein.
Gleichzeitig bemüht sich Erdogan, sich in der Debatte um die Zukunft Gazas als unverzichtbarer Akteur zu inszenieren. Er signalisiert Bereitschaft, sich an einer internationalen Präsenz zu beteiligen und Einfluss auf die Nachkriegsordnung zu gewinnen. Das politische Kalkül dahinter ist durchsichtig: Die Türkei möchte die Rolle eines Vermittlers, ohne Verantwortung für die eigene jahrelange Unterstützung islamistischer Strukturen zu übernehmen. Dass ein Land, das Hamas operativen Schutz bietet, ausgerechnet bei der Stabilisierung Gazas mitreden will, offenbart die Absurdität der internationalen Diplomatie.
Parallel dazu zeigt ein neuer Bericht, wie religiöse Minderheiten in der Türkei zunehmend unter Druck geraten. Der Ton gegen Christen, Juden, Aleviten und andere Gruppen hat sich seit dem 7. Oktober 2023 verschärft. Die Atmosphäre im Land erinnert weniger an einen demokratischen NATO-Partner als an ein Regime, das seine internen Gegner einschüchtert und externe Feindbilder kultiviert. In einem politischen Klima, in dem antisemitische Hetze offen auf die Straße tritt und jüdische Einrichtungen zum Ziel aufgewühlter Menschenmengen werden, erscheint der „Steel Dome“ wie ein Symbol: Er schützt die Macht, nicht die Bevölkerung.
In Wahrheit ist dieses neue Luftabwehrsystem vor allem eines: Prestige. Erdogan verkauft seinen Bürgern seit Jahren eine Erzählung vom „wiederaufgestandenen“ türkischen Imperium. Drohnen, Kriegsschiffe, Militärkooperationen – das alles soll das Bild eines Landes vermitteln, das zur Großmacht heranwächst. Doch je stärker Ankara provoziert – gegen Israel, gegen Griechenland, gegen Zypern, gegen die Kurden –, desto größer wird die Furcht vor den Konsequenzen. Der „Steel Dome“ ist keine strategische Notwendigkeit, sondern ein politisches Schutzkleid für die Risiken türkischer Außenpolitik.
Im Unterschied dazu wurde Iron Dome aus bitterer Notwendigkeit geboren. Israel sah sich mit ununterbrochenen Angriffen konfrontiert, die ausdrücklich auf Zivilisten zielten. Die Bedrohung war real, konkret, lebensgefährlich. Erdogan hingegen schafft die Bedrohung selbst – durch seine Förderung radikaler Gruppen, durch islamistische Rhetorik, durch regionales Machtstreben. Ein technisches System kann politischen Extremismus nicht ausgleichen.
Die Wahrheit ist: Die Türkei benötigt weniger Raketenabwehr und mehr politische Verantwortung. Ein Land, das die Region destabilisiert, indem es Terroristen hofiert und Minderheiten unter Druck setzt, kann seine Sicherheit nicht durch Stahl und Sensoren herstellen. Solange Hamas in Istanbul operiert, solange die Türkei ihre internationalen Verpflichtungen missachtet, solange antisemitische Stimmungen durch Regierung und Medien verstärkt werden, bleibt jeder Abwehrschirm nur eine Fassade.
Sicherheit entsteht nicht durch Technik, sondern durch eine Kursänderung. Und diese beginnt nicht am Himmel über Anatolien – sondern im Präsidentenpalast in Ankara.
Autor: Redaktion
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Freitag, 28 November 2025