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Der Ausbruch eines Fernsehmachers: Ein libanesischer Moderator bricht das Schweigen über die Last des Krieges

Der Ausbruch eines Fernsehmachers: Ein libanesischer Moderator bricht das Schweigen über die Last des Krieges


Ein Moment, der im libanesischen Fernsehen kaum vorkommt: Ein prominenter Moderator spricht live aus, was Millionen fühlen, aber nur wenige wagen zu sagen. Sein Ruf nach Frieden richtet sich gegen die Angst, gegen die politische Lähmung – und gegen die Vormundschaft Irans über sein Land.

Der Ausbruch eines Fernsehmachers: Ein libanesischer Moderator bricht das Schweigen über die Last des Krieges

In Beirut war es ein Wochenende wie so viele in den vergangenen Jahren: angespannt, unruhig, überschattet von Drohnen über den südlichen Vororten. Doch dann gab es diesen kurzen, ungefilterten Augenblick. Marcel Ghanem, einer der bekanntesten christlich-libanesischen Journalisten, stand im Studio des Senders MTV und ließ die kontrollierte Zurückhaltung fallen, die im libanesischen Medienbetrieb oft als Überlebensstrategie dient. Die Wut, die Müdigkeit, die Angst – alles kam in einem Monolog zum Vorschein, der das Land erschütterte.

Er sprach mit einer Klarheit, die man in Beirut selten hört: Die Menschen wollen Frieden. Sie wollen ein Leben, das sich nicht von der nächsten militärischen Konfrontation diktieren lässt. Und sie wollen, dass diejenigen, die an der Frontstellung gegen Israel festhalten, endlich verstehen, dass sie eine ganze Nation als Geisel halten.

Ein Land, das in der Warteschleife lebt

Ghanem beschrieb eine Realität, die sich tief in die kollektive Psyche eingebrannt hat. Seit einem Jahr lebt der Libanon in der ständigen Erwartung des nächsten Zusammenbruchs. Ganze Stadtviertel sind Ziel militärischer Angriffe, während die Miliz, die vorgibt, das Land zu schützen, nicht verteidigt, sondern zuschaut. Die Bürger wissen, dass sie in einem Staat leben, der zu schwach ist, um über sein eigenes Schicksal zu bestimmen, und zu sehr im Griff ausländischer Interessen steht, um einen anderen Weg zu wählen.

Besonders deutlich wurde seine Kritik an Teheran. Irans oberster Führer und seine Berater sprechen offen davon, dass die Existenz der Miliz wichtiger sei als das tägliche Brot der Bevölkerung. Es sind Worte, die veranschaulichen, wie wenig der libanesische Alltag in iranischen Machtkalkülen zählt. Ghanem stellte die Frage, die viele seiner Landsleute beschäftigt: Warum müssen wir die Konsequenzen eines Konflikts tragen, der nicht unserer ist?

Die Leere, die die Hoffnung füllt

Ghanems Worte waren kein politisches Manifest, sondern ein Hilfeschrei. Wenn ein Moderator eines großen Senders offen ausspricht, dass sogar der Besuch des Papstes für manche Libanesen wie die einzige Hoffnung auf Rettung erscheint, zeigt das eine Gesellschaft, die an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gestoßen ist. Der Wunsch nach Frieden ist längst kein politischer Slogan, sondern eine existenzielle Notwendigkeit.

Er stellte seinem Publikum eine schlichte Frage: Kann es normal sein, jeden Morgen aufzuwachen und nicht zu wissen, ob der Tag im Krieg endet? Die Antwort lag unausgesprochen in den Gesichtern vieler Zuschauer.

Ein Ruf, der nicht überhört werden sollte

Was Ghanem sagte, war gefährlich. Aber es war notwendig. Er sprach stellvertretend für Menschen, die seit Jahren versuchen, zwischen den Fronten zu überleben. Menschen, die Frieden als moralische Pflicht betrachten, weil das Leben selbst nach ihm verlangt.

Seine letzten Worte trafen wie ein Schnitt durch die politische Nebelwand: Wer den Krieg will, soll ihn allein führen. Wer seine ideologischen Kämpfe höher bewertet als das Leben seiner Mitbürger, soll die Konsequenzen selbst tragen. Es ist ein Satz, der im Libanon Mut erfordert – und der zeigt, wie groß die Ermüdung gegenüber den Machtspielen geworden ist.

Dieser Moment im Fernsehen war kein Ausrutscher. Er war ein Spiegel. Und er zeigte ein Volk, das sich Frieden nicht erträumt, sondern verzweifelt einfordert.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot


Montag, 01 Dezember 2025

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