Islamischer Dschihad meldet Leichenfund in Gaza – Übergabe geplant nach erneutem IrrtumIslamischer Dschihad meldet Leichenfund in Gaza – Übergabe geplant nach erneutem Irrtum
Die Nachricht über einen möglichen Fund weckt Hoffnung und Skepsis zugleich. Für die Angehörigen beginnt ein weiterer schwerer Tag zwischen Erwartung und Ungewissheit.
Die Terrororganisation Islamischer Dschihad erklärte am Mittwoch, im nördlichen Gazastreifen die sterblichen Überreste eines israelischen Geiselopfers gefunden zu haben. Die Mitteilung erfolgte in knappen Worten, verbunden mit dem Hinweis, dass interne Abläufe im Rahmen eines Gefangenenaustauschs noch abgeschlossen würden. Kurz darauf kündigte die Hamas eine Übergabe um 17 Uhr an. In Israel reagiert man vorsichtig: Zu oft waren Ankündigungen dieser Gruppen unzuverlässig oder politisch motiviert.
Der neue Hinweis fiel in eine Phase, die bereits von Enttäuschung geprägt war. Nur wenige Stunden zuvor hatte das Büro des Ministerpräsidenten bestätigt, dass die am Vortag übergebenen Proben aus Gaza nicht zu den beiden noch vermissten Todesopfern gehören. Das Nationale Institut für Gerichtsmedizin hatte die Materialien untersucht und eindeutig festgestellt, dass sie in keinem Zusammenhang mit den gesuchten Personen stehen. Für die Familien, die seit zwei Jahren auf Klarheit warten, war dies ein weiterer schmerzhafter Rückschlag.
Die beiden verbliebenen Leichen, die noch in Gaza festgehalten werden, sind jene des israelischen Soldaten Ran Gvili und des thailändischen Staatsbürgers Sonthaya Oakkharasri. Beide starben am 7. Oktober 2023, doch ihre Körper wurden nicht an Israel zurückgegeben. Ihre Geschichten stehen stellvertretend für zwei sehr unterschiedliche Lebensrealitäten – und doch für denselben Verlust.
Ran Gvili, Stabsfeldwebel der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte, gehörte zu jenen Männern, die am Morgen des Angriffs versuchten, Menschen vor den eindringenden Terroristen zu schützen. Er half, Besucher des Nova-Festivals in Sicherheit zu bringen, kehrte anschließend in den Kampf zurück und verteidigte Kibbutz Alumim. Dort wurde er verwundet, überwältigt und getötet. Seine Familie wartet seither auf die Möglichkeit, ihn würdig zu bestatten.
Der thailändische Arbeiter Sonthaya Oakkharasri lebte acht Jahre lang in verschiedenen israelischen Kibbutzim. Er arbeitete zuverlässig und bescheiden, war geschätzt unter seinen Kollegen und wollte lediglich seinen Lebensunterhalt sichern. Am 7. Oktober wurde er im Kibbutz Be’eri getötet, und sein Körper wurde ebenfalls nach Gaza verschleppt. Für seine Angehörigen in Thailand ist die lange Ungewissheit kaum zu ertragen.
Die Ankündigung eines Fundes weckt daher unterschiedliche Reaktionen. In Israel kennt man die politischen Absichten, die hinter solchen Meldungen stehen können. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass zumindest eine Familie Klarheit erhält. Zugleich fürchtet man, dass sich der Vorgang erneut als unzuverlässig erweisen könnte – eine Sorge, die nach zahlreichen falschen Hinweisen gut begründet ist.
In Jerusalems Hostage Square und an anderen Orten im Land erinnern Aktivisten täglich an die verbliebenen Vermissten und Toten. Die Forderung ist schlicht: Rückgabe ohne Verzögerung. Für viele Menschen geht es dabei weniger um politische Bewertungen, sondern um grundlegende menschliche Werte. Ein Staat, der Verantwortung für seine Bürgerinnen und Bürger übernimmt, tut dies auch über ihren Tod hinaus. Die Rückführung der Leichen gilt daher als moralische Pflicht und als Ausdruck der Fürsorge.
Die für den Abend angekündigte Übergabe könnte ein wichtiger Moment sein, doch in Israel hält man die Erwartungen bewusst niedrig. Zu oft haben Terrorgruppen den Ablauf kontrolliert und Bedingungen gestellt, die vor allem ihrem eigenen Nutzen dienten. Dennoch bleibt der Wunsch, dass dieser Tag zumindest einem der betroffenen Familien Frieden bringen könnte.
Am Ende bleibt die zentrale Frage offen, bis konkrete Bestätigung vorliegt: Wurde tatsächlich ein gesuchter Körper gefunden, oder handelt es sich erneut um eine Meldung ohne Substanz? Erst die Untersuchung durch israelische Fachstellen wird Klarheit schaffen. Bis dahin ist der heutige Tag für die Angehörigen ein weiterer Schritt auf einem langen Weg, der von Geduld, Schmerz und der Hoffnung auf ein Ende der Ungewissheit geprägt ist.
Autor: Redaktion
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Mittwoch, 03 Dezember 2025