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Jerusalem ernennt General Roman Gofman zum nächsten Mossadchef

Jerusalem ernennt General Roman Gofman zum nächsten Mossadchef


Die Regierung hat entschieden: General Roman Gofman wird ab 2026 den Mossad führen. Die Ernennung überrascht selbst innerhalb des Dienstes und markiert einen strategischen Kurswechsel an der Spitze der israelischen Aufklärung.

Jerusalem ernennt General Roman Gofman zum nächsten Mossadchef

Der Schritt, den die Regierung in Jerusalem am Donnerstag bestätigte, beendet eine Phase intensiver Beratungen. Roman Gofman, derzeit militärischer Sekretär des Premierministers, wird im Juni 2026 die Nachfolge von Mossadchef Dadi Barnea antreten. Dass ein Offizier aus dem militärischen Umfeld und nicht aus den eigenen Reihen den Dienst übernimmt, gilt als ungewöhnlich und wurde im Apparat mit spürbarem Erstaunen aufgenommen. Zugleich zeigt die Entscheidung, wie eng die politische Führung sich künftig an der Spitze des Geheimdienstes aufstellen möchte.

Gofman bringt jahrzehntelange Erfahrung in der Panzertruppe und in Schlüsselstellungen der israelischen Sicherheitsarchitektur mit. Er kommandierte Brigade und Division, leitete das nationale Trainingszentrum der Bodenstreitkräfte und verantwortete als Leiter der Behörde für Regierungsaktivitäten in den Gebieten zentrale Koordinationsprozesse zwischen Militär und politischer Führung. In der langen Militärkarriere sammelte er operative, administrative und strategische Erfahrung, die nun in eine Funktion überführt wird, die seit jeher im Zentrum der israelischen Sicherheitsstrategie steht.

Sein Name wurde jedoch nicht nur mit Verdiensten, sondern auch mit kritischen Fragen verbunden. Während seiner Zeit als Kommandeur der Division 210 wurde in Medienberichten ein Einflussprojekt eines minderjährigen zivilen Informanten thematisiert. Die Vorwürfe richteten sich nicht gegen strafbares Verhalten, sondern gegen die Frage der Aufsichtspflicht und der internen Abläufe. Gofman erklärte damals, er habe nie gewusst, dass es sich um einen Minderjährigen handelte und klare Vorgaben erteilt, keine sensiblen Informationen weiterzugeben. Die militärische Rechtsabteilung prüft den Vorgang weiterhin, ohne dass daraus Konsequenzen gegen ihn entstanden wären. Juristisch besteht daher kein Risiko, den Fall im Kontext seiner Biografie zu erwähnen, solange keine unbewiesenen Behauptungen formuliert werden.

In Erinnerung geblieben ist auch sein Handeln am Morgen des 7. Oktober 2023. Als die ersten Meldungen über Angriffe eintrafen, fuhr er von Ashdod nach Sderot, sammelte freiwillige Polizeikräfte ein, suchte bewusst die Konfrontation mit den Terroristen und wurde im Feuergefecht schwer verletzt. Die Regierung betont diese Episode ausdrücklich als Beispiel für persönliches Verantwortungsbewusstsein und Entschlossenheit in Extremlagen.

Der Vorgang der Ernennung sorgt dennoch für Reibungen. Innerhalb des Mossad ist es üblich, dass der amtierende Chef zwei interne Kandidaten vorschlägt, aus denen der Premierminister auswählt. Dieses Mal entschied sich die politische Ebene für einen außenstehenden Kandidaten. Mehrere leitende Mitarbeiter des Dienstes äußerten hinter vorgehaltener Hand Verwunderung und Zweifel, ob ein Offizier ohne lange operative Erfahrung im klassischen Nachrichtendienst schnell genug in die komplexen Strukturen hineinwachsen kann. Andere Stimmen begrüßen hingegen die Aussicht auf frische Perspektiven und eine engere Verzahnung von Aufklärung und Militärstrategie.

Besonders sensibel bleibt der Zeitpunkt des Wechsels. Nach zwei Jahren regionaler Spannungen, verdeckter Operationen in mehreren Arenen und der fortlaufenden Bedrohung durch Iran und seine Stellvertreter steht der Mossad vor einer Phase strategischer Entscheidungen. Gofman wird die Aufgabe übernehmen, die Kooperation mit den Vereinigten Staaten zu vertiefen, die operative Schlagkraft gegen externe Gegner zu erhalten und zugleich den internen Reformprozess des Dienstes fortzuführen.

In der Öffentlichkeit wurde die Ernennung vor allem im Kontext der politischen Lage diskutiert. Gegner des Premierministers sehen darin eine Konzentration der Kontrolle über zentrale Sicherheitsinstitutionen. Befürworter verweisen hingegen darauf, dass sich ein Regierungschef bei einer so sensiblen Funktion nur auf Personen verlassen kann, die er aus enger Zusammenarbeit kennt. In Israel ist der Mossad nicht nur ein Nachrichtendienst, sondern ein Instrument strategischer Abschreckung. Vertrauen zwischen politischer Führung und Direktion gilt als unverzichtbare Voraussetzung.

Für die Familien der Geiseln, die Gofman noch im Sommer in schweren Gesprächen begleitete, spielt eine andere Frage eine Rolle. Sie erwarten, dass der künftige Chef des Mossad alle Kräfte mobilisiert, um die letzten verbleibenden Entführten und Gefallenen zurückzuführen. Die Regierung betont, diese Aufgabe stehe weiterhin im Zentrum jeder sicherheitspolitischen Entscheidung.

Mit der Ernennung Gofmans ist klar, dass Jerusalem auf Kontinuität in der Sicherheitsdoktrin setzt, aber neue Akzente in der Führung der Dienste setzt. Der Übergang wird bis Mitte 2026 vorbereitet. Erst dann wird sichtbar werden, in welche Richtung der Mossad sich unter seinem neuen Direktor tatsächlich entwickelt.


Autor: Redaktion
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Donnerstag, 04 Dezember 2025

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