Hisbollah attackiert Beirut wegen Gesprächen mit Israel und zeigt erneut, wer im Libanon wirklich das Sagen hatHisbollah attackiert Beirut wegen Gesprächen mit Israel und zeigt erneut, wer im Libanon wirklich das Sagen hat
Erstmals spricht der Libanon mit Israel auf ziviler Ebene über die Stabilisierung des Waffenstillstands. Die scharfe Reaktion der Hisbollah entlarvt, wie sehr die Terrororganisation jeden Schritt fürchtet, der die Kontrolle des libanesischen Staates zurück in staatliche Hände bringen könnte.
Die Entscheidung der libanesischen Regierung, einen zivilen Vertreter in das gemeinsame Waffenstillstandskomitee zu entsenden, ist ein seltener Moment politischer Eigenständigkeit in Beirut. Zum ersten Mal seit Jahren wagt es der Libanon, einen Schritt zu tun, der nicht vollständig von der Hisbollah abgesegnet ist. Genau deshalb reagierte die Terrororganisation am Freitag mit heftigen Angriffen auf die Regierung. Naim Kassam, eine ihrer führenden Figuren, beschimpfte die Entscheidung als „kostenlose Konzession“ an Israel. Doch hinter seiner Empörung steht eine einfache Wahrheit: Jeder Dialog, der die Autorität des libanesischen Staates stärkt, ist für die Hisbollah ein strategischer Verlust.
Israel hatte seinen eigenen zivilen Vertreter geschickt, um Gespräche vorzubereiten, die über rein militärische Koordination hinausgehen. Jerusalem sieht in dem Waffenstillstand – trotz der anhaltenden Angriffe der Hisbollah – eine Chance, die Region langfristig zu stabilisieren. Wirtschaftliche Kooperation, klare Sicherheitsvereinbarungen und ein kontrollierbarer Grenzverlauf entlang der Blue Line wären Lösungen, die beiden Staaten Stabilität bringen könnten. Dass die libanesische Regierung bereit ist, diesen Weg überhaupt in Betracht zu ziehen, zeigt, wie groß der innenpolitische Druck geworden ist. Die Bevölkerung ist nach Jahren wirtschaftlicher Verwüstung nicht mehr bereit, für militärische Abenteuer einer Miliz den Preis zu zahlen.
Präsident Joseph Aoun bemühte sich in seiner Erklärung, die Gespräche als reinen Schutzmechanismus gegen israelische Angriffe darzustellen. Doch die tatsächliche Dynamik weist in eine andere Richtung. Ein Staat, der beginnt, diplomatische und technische Fragen direkt mit Israel zu besprechen, bricht das Tabu, das die Hisbollah über Jahrzehnte zur Grundlage ihrer Macht gemacht hat. Der Terrororganisation ist klar, dass ein selbstbewusster libanesischer Staat ihre Stellung schwächt, weil er ihr das Monopol auf die sicherheitspolitische Agenda entzieht.
Israel seinerseits bleibt vorsichtig, aber entschlossen. Dass die Hisbollah trotz Waffenstillstand weiter Angriffspunkte im Süden nutzt und trotz wiederholter Verluste – zuletzt durch den Präzisionsschlag gegen ihren hochrangigen Kommandeur Haithem Ali Tabtabai – an ihrer Konfrontationslinie festhält, zeigt die Bedeutung des jetzigen Moments: Wenn der Libanon sich zurück in die Staatlichkeit bewegt, verliert die Organisation ihren politischen Lebensnerv.
Die Diskussion über internationale Kräfte im Süden, die nach dem Abzug von UNIFIL Ende 2026 Verantwortung übernehmen könnten, signalisiert ebenfalls ein wachsendes Bedürfnis nach Stabilität, das über militärische Drohkulissen hinausgeht. Mehrere Staaten haben bereits Interesse bekundet. Für Israel ist klar: Jede Struktur, die die Hisbollah einschränkt und Verantwortung zurück in den libanesischen Staat bringt, ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Für die Hisbollah dagegen ist jeder zivile Gesprächskanal ein Risiko. Er öffnet ein Fenster in eine Zukunft, in der der Libanon wieder selbst über Krieg und Frieden entscheidet. Genau deshalb attackiert sie die Entscheidung so heftig: Nicht Israel erhält eine Konzession, sondern der libanesische Staat ein Stück seiner Würde zurück.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Tasnim News Agency, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=154809051
Samstag, 06 Dezember 2025