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Israel verlängert den Wehrdienst auf 36 Monate und reagiert damit auf wachsende Sicherheitslasten

Israel verlängert den Wehrdienst auf 36 Monate und reagiert damit auf wachsende Sicherheitslasten


Israel plant eine Rückkehr zur dreijährigen Dienstzeit für alle Wehrpflichtigen, um die zunehmenden personellen Lücken im Militär zu schließen. Der Schritt soll sowohl die Belastung der Reservekräfte reduzieren als auch die Einsatzfähigkeit der Armee langfristig sichern.

Israel verlängert den Wehrdienst auf 36 Monate und reagiert damit auf wachsende Sicherheitslasten

Israel steht vor einer grundlegenden Reform seines Wehrdienstsystems. Verteidigungsminister Israel Katz kündigte an, die reguläre Dienstzeit von bisher 30 bis 32 Monaten wieder auf 36 Monate zu erhöhen. Dieser Schritt, abgestimmt mit Finanzminister Bezalel Smotrich, ist Teil der politischen und sicherheitspolitischen Reaktion auf die neuen Herausforderungen nach den Angriffen der vergangenen Jahre und der hohen Belastung der Reservearmee. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums bringt die Reform jährlich rund zehntausend zusätzliche Diensttage, die die Armee dringend benötigt, um bestehende Lücken zu decken.

Besonders bemerkenswert ist, dass die geplante Verlängerung nicht nur neue Rekruten betreffen soll. Auch Soldaten, die ihren Dienst im Jahr 2026 beenden sollten, müssen sich darauf einstellen, länger zu dienen. Damit will die Regierung verhindern, dass Erfahrungsträger das System verlassen, bevor die Reform voll greift. Gleichzeitig bereitet sich das Verteidigungsministerium darauf vor, die Reservearmee von sechzigtausend auf vierzigtausend Soldaten pro Jahr zu verkleinern. Entlastet werden soll der Haushalt, ohne die Einsatzfähigkeit der Armee zu gefährden. Die frei werdenden Pflichten sollen künftig verstärkt von regulären Soldaten übernommen werden.

Der Schritt erfolgt inmitten der innenpolitischen Debatte über das neue Wehrdienstgesetz, das Ausnahmen für ultraorthodoxe Männer vorsieht. Diese Regelung gilt in weiten Teilen der israelischen Gesellschaft als belastend und ungerecht, weil sie die Last des Dienstes auf eine ohnehin stark beanspruchte Bevölkerungsgruppe verschiebt. Katz und Smotrich argumentieren jedoch, dass die Ausdehnung des regulären Dienstes die militärische Stabilität sichert und die Funktionsfähigkeit der Streitkräfte garantiert. In einem Szenario geringer Reservekräfte könne Israel nur dann effektiv reagieren, wenn mehr reguläre Soldaten länger im Dienst bleiben.

Die Erhöhung der Wehrdienstzeit fällt zudem in eine Phase deutlicher Budgetanpassungen. Für das Jahr 2026 stehen dem Verteidigungsministerium nun 112 Milliarden Schekel zur Verfügung, was etwa 28 Milliarden Euro entspricht. Frühere Entwürfe sahen lediglich 90 Milliarden Schekel (ca. 22,5 Milliarden Euro) vor. Der zusätzliche Finanzrahmen soll es ermöglichen, Personalstrukturen zu stabilisieren, Beschaffungsprogramme abzusichern und operative Reserven wieder aufzubauen.

Die Opposition kritisiert die Reform dennoch scharf. Yair Lapid, Vorsitzender von Jesch Atid, sprach von einem „Haushalt der Korruption und der Dienstverweigerung“ und wirft der Regierung vor, nicht die notwendigen strukturellen Reformen umzusetzen, sondern Belastungen zu verschieben. Doch in der sicherheitspolitischen Realität, die Israel seit Jahren prägt, steht die Regierung unter enormem Druck, die Einsatzbereitschaft der Armee ohne Verzögerung zu gewährleisten.

Der Schritt zur Verlängerung der Dienstzeit zeigt daher vor allem eines. Israel richtet seine Verteidigungsarchitektur neu aus, um Abhängigkeiten von der Reserve zu verringern und ein robusteres Fundament im regulären Dienst zu schaffen. Für die Streitkräfte bedeutet dies Stabilität. Für die Gesellschaft bedeutet es eine neue Diskussion über Gleichheit, Verantwortung und Sicherheit in einem Land, das sich keine Schwäche erlauben kann.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Adi Cohen Zedek (עדי כהן צדק), CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49624390


Samstag, 06 Dezember 2025

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