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Ein neues Kapitel der Zugehörigkeit: Warum immer mehr Drusen, Beduinen und arabische Christen zur IDF gehen

Ein neues Kapitel der Zugehörigkeit: Warum immer mehr Drusen, Beduinen und arabische Christen zur IDF gehen


Zum ersten Mal seit Jahrzehnten verändert sich die Haltung ganzer Minderheiten gegenüber Israels Armee spürbar. Der Krieg und der Zerfall Syriens haben Loyalitäten neu geordnet und ein stilles, aber tiefgreifendes Umdenken ausgelöst.

Ein neues Kapitel der Zugehörigkeit: Warum immer mehr Drusen, Beduinen und arabische Christen zur IDF gehen

Es geschieht leise, aber mit bemerkenswerter Kraft: Israels Minderheiten bewegen sich auf den Staat zu – und der Staat auf sie. Zwei Jahre Krieg haben in den drusischen Gemeinden, bei Beduinen und unter arabischen Christen eine Veränderung bewirkt, die bis vor kurzem kaum vorstellbar war. Die Erschütterung des 7. Oktober, die Verwüstung im Süden und der Zusammenbruch der Ordnung jenseits der syrischen Grenze haben eine neue Wahrnehmung entstehen lassen: Sicherheit ist kein ethnisches Projekt, sondern eine gemeinsame Verantwortung.

Für Oberst Safi Ibrahim, einen der ranghöchsten drusischen Offiziere im Heer, begann diese Entwicklung mit einem Moment, der persönlicher nicht hätte sein können. Als im vergangenen Juli im syrischen Sweida bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen drusischen und beduinischen Milizen ausbrachen, überquerten einige israelische Drusen die Grenze, um ihre Angehörigen zu schützen. Ibrahim selbst nahm an einer Operation teil, die für ihn nicht nur militärisch, sondern emotional zutiefst bindend wurde. Der Krieg in Syrien, der von Julanis Herrschaft geprägt ist, hat die Drusen im Norden Israels näher an den Staat herangeführt – auch jene auf den Golanhöhen, die jahrzehntelang Distanz hielten.

Gerade dort zeigt sich der Wandel am stärksten. Mehr als fünfzig Jahre lang galt die drusische Bevölkerung des Golan als politisch abseits stehend, dem syrischen Regime verbunden und gegenüber Israel reserviert. Doch das Massaker von Majdal Schams im August 2024, bei dem zwölf Kinder durch einen Raketenangriff starben, und der endgültige Zerfall der Ordnung in Syrien haben diese Haltung brüchig gemacht. Zum ersten Mal seit der Annexion 1981 melden sich junge Drusen aus Majdal Schams, Masade, Buqata und Ein Qiniyye freiwillig zur Armee. Ibrahim spricht von einem sechsfachen Anstieg der Motivation. Was bisher ein Tabu war, wird zur sichtbaren Realität: Menschen in Uniform, die zum ersten Mal in ihren Dörfern akzeptiert werden.

Eine erste Gruppe von 150 Rekruten absolviert längst ihren Dienst, eine zweite hat ihre Grundausbildung gerade begonnen. Parallel dazu steigt die Zahl der Anträge auf Staatsbürgerschaft. Die Verbindung zwischen Identität und Zugehörigkeit beginnt sich neu zu ordnen. Wer das Grauen des 7. Oktober erlebt hat, begreift, dass Terror keine Unterscheidung macht. Genau das, so Ibrahim, habe viele Menschen wachgerüttelt. Auch Beduinen, deren Einheiten traditionell zu den einsatzstärksten gehören, melden stabile Zahlen mit über 60 Prozent Dienstbereitschaft. Unter arabischen Christen hat sich die Zahl der Freiwilligen sogar verdreifacht – ein Anstieg, der auch aus der Angst vor den Gräueltaten resultiert, die christliche Gemeinden in Syrien durch Julanis Milizen erleben mussten.

Gleichzeitig bleibt die Realität komplex. Die Gesamtzahl muslimischer Rekruten bleibt niedrig, und der gesellschaftliche Druck in arabischen Städten wie Nazareth oder Sakhnin ist weiterhin spürbar. Das Vertrauen entsteht langsam, in Begegnungen und persönlichen Erfahrungen. Ibrahim warnt deshalb vor politischem Übereifer. Rekrutierung sei keine Frage von Druck, sondern von Beziehung. Wer zu schnell zu viel erwarte, erzeuge Ablehnung. Doch er erkennt ein Potenzial von zehntausenden jungen Menschen, die bereit wären, in der Armee zu dienen, wenn der Weg dorthin behutsam geöffnet wird.

Diese behutsame Öffnung gehört zu Ibrahims Vermächtnis. In den vergangenen zwei Jahren gründete er fünf Vorbereitungsschulen, um junge Drusen auf anspruchsvolle militärische Aufgaben vorzubereiten und ihnen Wege in Eliteeinheiten zu eröffnen. Seine eigene Biografie ist Teil dieser Geschichte: eine Familie, die traditionell dient, fünf Brüder, die in führenden Positionen stehen, und eine Mutter, die ihren Söhnen beigebracht hat, dass Mut und Schicksal zusammengehören.

Die Entwicklungen der vergangenen Monate zeigen etwas Entscheidendes: Loyalität wächst dort, wo der Staat sichtbar schützt und wo Menschen spüren, dass ihre Stimme und ihr Leben Wert haben. Der 7. Oktober hat nicht nur alte Gewissheiten zerstört, sondern auch neue Bande geschaffen. Drusen, Beduinen und arabische Christen treten aus dem Schatten der Randexistenz und werden Teil eines gemeinsamen Projekts: die Verteidigung Israels in einer Zeit, die keine Illusionen mehr zulässt.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF


Sonntag, 07 Dezember 2025

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