Libanons Außenminister legt offen: Ohne Teherans Zustimmung bleibt Hisbollah bewaffnetLibanons Außenminister legt offen: Ohne Teherans Zustimmung bleibt Hisbollah bewaffnet
Der Libanon spricht öffentlich von Entwaffnung – doch die politische Realität zeigt das Gegenteil. Außenminister Youssef Raji bestätigt, dass Hisbollah ihre Waffen nur dann abgeben wird, wenn Teheran es genehmigt. Damit steht fest: Die zentrale Sicherheitsfrage des Landes wird nicht in Beirut entschieden.
Die Aussagen Rajis verdeutlichen, wie groß die Distanz zwischen staatlichen Versprechen und tatsächlicher Handlungsfähigkeit ist. Gleichzeitig wächst der Druck, denn Israel und die USA beobachten die Entwicklung genau.
Teheran entscheidet – Beirut verwaltet
Raji stellte unmissverständlich klar, dass Hisbollah ihre Bewaffnung nicht unabhängig vom Iran diskutiert. Diese Feststellung ist mehr als eine Wiederholung bekannter geopolitischer Abhängigkeiten. Sie ist ein Signal: Der libanesische Staat hat weder die Mittel noch die politische Durchsetzungskraft, eine Entwaffnung tatsächlich einzuleiten.
Die Organisation sichert sich Zeit, richtet ihre Strukturen neu aus und stabilisiert ihre Finanzen. Gleichzeitig wächst im Land die Sorge, dass die erneuten Spannungen an der Grenze zu Israel in eine nächste Eskalation führen könnten. Raji verweist ausdrücklich auf die Bemühungen der USA, die israelische Regierung zu Besonnenheit zu bewegen. Doch seine Wortwahl zeigt, wie wenig Einfluss Beirut auf die Gesamtlage hat.
Ein Schritt mit Symbolwirkung – aber ohne sicherheitspolitische Substanz
Das Treffen im Grenzort Naqoura, bei dem erstmals ein ziviler libanesischer Vertreter eingebunden war, sieht Raji als Fortschritt. Dennoch bleibt die Struktur der Gespräche strikt militärisch. Weder politische Themen noch eine langfristige Verständigung mit Israel stehen auf der Tagesordnung. Der Außenminister betont, dass ein Friedensabkommen mit Israel „sehr weit entfernt“ sei.
Israel besteht weiterhin auf der Umsetzung internationaler Beschlüsse, die die Entwaffnung der Hisbollah in allen Landesteilen fordern. Genau an diesem Punkt zeigt sich die Blockade, die Raji offen beschreibt: Der libanesische Staat ist aktuell nicht in der Lage, dieses Mandat umzusetzen.
Ein Staat ohne Gewaltmonopol
Raji benennt die Schwäche des Staates klar. Die Glaubwürdigkeit des Libanon hänge davon ab, ob er die Kontrolle über seine Landesgrenzen und über bewaffnete Gruppen zurückgewinnen könne. Doch Hisbollah bleibt eigenständig agierend, finanziell abgesichert und politisch einflussreich. Die Niederlage im vergangenen Jahr hat ihren Handlungsspielraum zwar eingeschränkt, doch die Strukturen bleiben intakt.
Die Regierung hatte angekündigt, alle Waffen der Organisation südlich des Litani-Flusses zu übernehmen und im Januar die zweite Phase des Sicherheitsplans einzuleiten. Raji gibt jedoch zu, dass der Fortschritt minimal ist. Die Terrororganisation stellt die Autorität des Staates offen infrage und kündigt gleichzeitig neue Aufrüstung an.
Ein Land zwischen internationalem Druck und innerer Ohnmacht
Der Libanon weiß, dass er ohne glaubwürdige staatliche Kontrolle keine politische Stabilität erreichen wird. Gleichzeitig zeigt sich, dass zentrale Entscheidungen weiterhin außerhalb des eigenen Territoriums getroffen werden. Für Israel, die USA und die internationale Gemeinschaft entsteht so ein widersprüchliches Bild: Verhandlungen laufen, doch die entscheidende Frage – das Gewaltmonopol – bleibt ungelöst.
Der Außenminister beschreibt damit die Grundproblematik eines Landes, das auf dem Papier souverän ist, in der Praxis jedoch von der Agenda externer Akteure und einer mächtigen, bewaffneten Organisation abhängig bleibt. Die Kluft zwischen politischer Realität und sicherheitspolitischem Anspruch wächst – und sie birgt das Risiko einer künftigen Eskalation.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By IDF Spokesperson"s Unit, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=157135509
Montag, 08 Dezember 2025