Liebe Leserinnen und Leser,
haOlam.de wird privat betrieben – ohne Verlag, ohne Unterstützung durch Institutionen. Damit wir unsere Arbeit auch 2026 fortführen können, möchten wir bis Jahresende mindestens 6.000 Euro erreichen, ideal wären 10.000 Euro. Jeder Beitrag hilft – auch kleine Beträge machen einen Unterschied. Bei Fragen oder wenn Sie kein PayPal nutzen möchten: kontakt@haolam.de
Wenn Minderheiten sich für Israel entscheiden: Ein Signal gegen das Apartheid-Narrativ

Wenn Minderheiten sich für Israel entscheiden: Ein Signal gegen das Apartheid-Narrativ


Während politische Lager über die Wehrpflicht streiten, treffen Angehörige von Minderheiten eine klare Wahl. Ihre Entscheidung entlarvt ein Bild von Israel, das weltweit verbreitet, aber zunehmend unhaltbar ist.

Wenn Minderheiten sich für Israel entscheiden: Ein Signal gegen das Apartheid-Narrativ

Die Entwicklung, die sich seit dem siebten Oktober abzeichnet, zeigt eine Realität, die kaum zu den vereinfachenden Schlagworten passt, mit denen internationale Foren Israel seit Jahren überziehen. Angehörige der drusischen Gemeinden auf dem Golan, Beduinen aus dem Süden, christliche Araber aus Galiläa und sogar eine wachsende Zahl muslimischer Araber aus Städten wie Nazareth, Ramla oder Sakhnin melden sich freiwillig zum Dienst in den Streitkräften. Die Zahlen sind unterschiedlich, doch die Richtung ist eindeutig. Für community leaders wie Oberst Safi Ibrahim, der im Militär den Bereich für Soldaten aus Minderheiten verantwortet, stellt diese Entwicklung einen historischen Wandel dar. In Dörfern wie Masade, Buqata oder Majdal Shams tragen junge Männer heute offen ihre Uniformen – etwas, das noch vor wenigen Jahren undenkbar erschien.

Ausschlaggebend war für viele der Einbruch des syrischen Staates, dem manche der drusischen Familien über Generationen Loyalität entgegenbrachten. Die Massaker an drusischen Zivilisten im Süden Syriens, der Raketenangriff auf einen Sportplatz in Majdal Shams, der zwölf Kinder tötete, und das völlige Wegbrechen staatlicher Strukturen änderten die Wahrnehmung. Ibrahim bringt es auf eine knappe Formel: Die in Syrien lebenden Angehörigen der drusischen Gemeinschaft vertrauten zuletzt niemandem mehr als Israel. Die Grenze, die früher die Identität trennte, verläuft heute anders – sie markiert für viele den Unterschied zwischen Schutz und Ausgeliefertsein.

Drusische Rekrutierungsquoten von etwa fünfundachtzig Prozent, stabile Beduinenbeteiligung und eine deutliche Zunahme freiwilliger christlich-arabischer Einberufungen verdeutlichen den Trend. Selbst wenn die Zahl muslimischer Araber unter den Freiwilligen noch klein ist, zeigt ihre Entwicklung eine stille, aber klare Entscheidung für Zugehörigkeit. Genau dieses Phänomen steht in einem scharfen Kontrast zum innenpolitischen Streit um die Befreiung ultraorthodoxer Männer vom Militärdienst. Während ein Teil der politischen Führung droht, an der Frage der Dienstpflicht die Regierung scheitern zu lassen, treffen Minderheiten ihre Entscheidung ohne großen Lärm. Sie wählen den gemeinsamen Weg.

Damit geraten Narrative ins Wanken, die Israel seit Jahren in internationalen Debatten begleiten. Das Bild eines Systems, das arabische Bürger angeblich systematisch von öffentlicher Teilhabe ausschließe, hält der Wirklichkeit immer weniger stand. In israelischen Krankenhäusern stellen arabische Bürger mittlerweile etwa ein Viertel der Ärztinnen und Ärzte sowie der Pflegekräfte, an den Universitäten sind zehntausende arabische Studierende eingeschrieben. Die Repräsentanz im Parlament umfasst Abgeordnete arabischer Parteien ebenso wie arabische und drusische Parlamentarier auf jüdisch geführten Listen. Das sind keine Randerscheinungen, sondern gelebter Alltag.

Natürlich gibt es Probleme, die nicht wegdiskutiert werden können. Arabische Städte leiden unter Kriminalität, Investitionsdefiziten und strukturellen Lücken in der Verwaltung. Schulen benötigen Unterstützung, Infrastrukturprojekte bleiben zu oft hinter dem Bedarf zurück. Auch die politische Stimmung ist seit dem Krieg angespannt, das Vertrauen zwischen Bevölkerungsgruppen bekommt Risse. Doch der Umstand, dass Minderheiten gerade in Zeiten größter Unsicherheit nicht auf Distanz gehen, sondern Verantwortung übernehmen, wiegt schwer.

Hamas griff am siebten Oktober Menschen an, ohne nach ihrer Herkunft zu fragen. Unter den Opfern waren Beduinen, Christen, Juden und ausländische Arbeitskräfte. Diese Tatsache ist nicht nur israelischen Jüdinnen und Juden bewusst, sondern auch arabischen Familien, die am selben Tag dieselbe Bedrohung sahen. Für viele war dieser Moment ein Prüfstein für Identität und Loyalität. Ihre Entscheidung, sich aktiv am Schutz des Landes zu beteiligen, sollte daher nicht als bloßer Personalzuwachs betrachtet werden. Sie ist ein politisches und gesellschaftliches Angebot.

Die Aufgabe des Staates besteht nun darin, dieses Angebot ernst zu nehmen. Wer dienen will, soll faire Chancen, angemessene Investitionen und Schutz vor Anfeindungen erhalten. Gleichheit darf kein Schlagwort bleiben. Dass so viele Angehörige von Minderheiten in Uniform, in Hörsälen und in Krankenhäusern Verantwortung übernehmen, verpflichtet die Institutionen des Landes zu Klarheit im Handeln und zu einer verlässlichen Politik gegenüber ihnen.

In einer Region, in der Minderheiten häufig Gewalt, Vertreibung oder Vernichtung fürchten müssen, entscheidet sich ein wachsender Teil dieser Gruppen bewusst für Israel und gegen dessen Feinde. Das ist ein stilles Vertrauen in die einzige jüdische Demokratie des Nahen Ostens. Ein Vertrauen, das bestätigt werden muss – durch eine Politik, die Minderheiten nicht als Ausnahme betrachtet, sondern als integralen Teil der Gesellschaft.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: DRUZE VETERANS ASSOCIATION


Dienstag, 09 Dezember 2025

haOlam via paypal unterstützen


Hinweis: Sie benötigen kein PayPal-Konto. Klicken Sie im nächsten Schritt einfach auf „Mit Debit- oder Kreditkarte zahlen“, um per Lastschrift oder Kreditkarte zu unterstützen.
empfohlene Artikel
weitere Artikel von: Redaktion
Newsletter


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage