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Washington diskutiert Sanktionen gegen UNRWA wegen mutmaßlicher Hamas-Verbindungen

Washington diskutiert Sanktionen gegen UNRWA wegen mutmaßlicher Hamas-Verbindungen


Die US-Regierung diskutiert mögliche Sanktionen gegen UNRWA. Die Gespräche berühren eine alte Grundsatzfrage: Wie kann humanitäre Hilfe funktionieren, wenn der Verdacht politischer Einflussnahme nicht verstummt?

Washington diskutiert Sanktionen gegen UNRWA wegen mutmaßlicher Hamas-Verbindungen

In Washington wird seit Tagen intensiv beraten, ob die palästinensische Flüchtlingsorganisation UNRWA mit Sanktionen belegt werden soll. Der Schritt wäre außergewöhnlich – nicht nur, weil die USA die größte Macht innerhalb der Vereinten Nationen sind, sondern weil UNRWA seit Jahrzehnten als unverzichtbare humanitäre Stütze gilt. Doch die Vorwürfe, einzelne Mitarbeiter seien an Terror beteiligt gewesen oder hätten Strukturen der Hamas unterstützt, haben die Debatte verändert.

Für die Trump-Regierung ist es kein Randthema. Seit Israel Anfang 2024 aufdeckte, dass mehrere Beschäftigte von UNRWA am Massaker des 7. Oktober beteiligt gewesen sein sollen, steht die Glaubwürdigkeit der Organisation infrage. Die UN entließ die Betroffenen und kündigte Untersuchungen an, doch die Zweifel sind geblieben. Washington stoppte seine Zahlungen – und nun wird geprüft, ob Teile der Organisation oder einzelne Verantwortliche mit Maßnahmen belegt werden sollen, die normalerweise Terrorgruppen vorbehalten sind.

Dass diese Diskussion überhaupt geführt wird, zeigt, wie tief das Vertrauen beschädigt ist. Gleichzeitig herrscht im State Department keine Einigkeit darüber, wie weit die USA gehen dürfen, ohne die humanitäre Versorgung in Gaza ganz zu gefährden. Millionen Menschen sind auf UNRWA angewiesen. Die Organisation ist längst nicht irgendein Akteur, sondern die tragende Säule der internationalen Hilfe in einem Gebiet, das seit Jahren im Ausnahmezustand lebt.

Während einige in Washington ein klares politisches Signal fordern, warnen andere vor einem Schritt, der ein ohnehin instabiles System ins Wanken bringen könnte. Die Befürchtung lautet, dass Sanktionen gegen die gesamte Organisation das Leid der Zivilbevölkerung verschärfen würden. Kritiker halten dagegen: Eine humanitäre Einrichtung, deren Strukturen von Terrorgruppen missbraucht werden, könne man nicht einfach unangetastet lassen. Der Grundkonflikt ist damit offen sichtbar: Wie viel Überwachung braucht eine Hilfsorganisation – und wie viel Risiko darf man ihr zugestehen?

Für Israel kommt diese Diskussion nicht überraschend. Die Regierung in Jerusalem prangert seit Jahren problematische Entwicklungen bei UNRWA an, von antisemitischen Inhalten in Unterrichtsmaterialien bis zu personellen Überschneidungen mit Hamas-Funktionären. Der jetzige Streit wird in Israel als Bestätigung wahrgenommen, aber niemand betrachtet ihn als Triumph. Denn jede Veränderung im Hilfssystem wirkt sich unweigerlich auf die Stabilität der Region aus – und damit direkt auf die eigene Sicherheit.

Gleichzeitig wirft die Debatte eine Frage auf, die viele Staaten öffentlich umgehen, aber längst im Raum steht: Kann ein Hilfswerk glaubwürdig bleiben, wenn selbst ein kleiner Teil seiner Mitarbeiter in schwerste Verbrechen verwickelt ist? Staaten wie Deutschland, Frankreich oder Großbritannien haben sich in den letzten Jahren zunehmend schwertun müssen, diese Frage eindeutig zu beantworten. Manche setzen auf Reformen, andere auf mehr Kontrolle. Doch Vertrauen lässt sich nicht per Protokoll reparieren.

Die USA stehen nun an einem Punkt, an dem sie entscheiden müssen, was schwerer wiegt: der Schutz einer Organisation, die Millionen Menschen versorgt, oder die Konsequenz gegenüber Strukturen, die von einer Terrorgruppe systematisch ausgenutzt werden. Beide Seiten wissen, dass keine Lösung ohne Risiko ist. Und doch ist klar, dass die bisherige Unklarheit nicht fortbestehen kann.

So oder so: Die Entscheidung wird weit mehr sein als ein Verwaltungsschritt. Sie wird zum Prüfstein dafür, ob internationale Hilfe unter dem Druck moderner Konflikte überhaupt noch neutral bleiben kann – oder ob sie sich selbst neu erfinden muss, um glaubwürdig zu bleiben.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By RomanDeckert - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=113374410


Donnerstag, 11 Dezember 2025

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