Trauer um Alon Shamriz: Eine Familie hält inne, zwei Jahre nach einem Verlust, der nicht verheiltTrauer um Alon Shamriz: Eine Familie hält inne, zwei Jahre nach einem Verlust, der nicht verheilt
Bei der Azkara für Alon Shamriz in Schfajim zeigte sich, wie tief der Schmerz auch zwei Jahre nach seinem Tod bleibt. Familie, Freunde und ehemalige Mitgefangene sprachen über den Menschen, den sie verloren – und über eine Lücke, die nichts und niemand füllen kann.
Der zweite Jahrestag des Todes von Alon Shamriz wurde zu einem Moment, der die israelische Öffentlichkeit erneut daran erinnerte, wie weit die Wunden des Krieges reichen und wie unerbittlich sie sich in das Leben Einzelner eingraben. Auf dem Friedhof in Schfajim versammelten sich Eltern, Geschwister, Freunde, ehemalige Mitgefangene und viele Menschen, die Alons Geschichte nicht vergessen haben. Es war eine stille, dichte Atmosphäre, getragen von Trauer und dem Bedürfnis, einen jungen Mann zu ehren, dessen Leben gewaltsam endete – und dessen Wesen in den Herzen seiner Familie weiterlebt.
Die Worte seines Bruders Jonathan waren das emotionale Zentrum der Zeremonie. Kein politischer Blickwinkel, kein außenstehendes Urteil – nur ein Mensch, der seinen Bruder vermisst. Jonathan sprach über die innere Zerrissenheit, die ihn seit jenem Morgen begleitet, über die Nachricht, die alles veränderte, über Schuldgefühle, die er nicht abschütteln kann. In schlichten, aber eindringlichen Sätzen erinnerte er an die Nähe zwischen den Brüdern: an Nachrichten, an kleinen Alltag, an das Vertrauen, das sie verband. Er sprach von der Ohnmacht, die an jenem Tag über ihn hereinbrach, und dem Wissen, dass manche Entscheidungen und Momente einen ein Leben lang verfolgen.
Sein Schmerz machte sichtbar, wie sehr Alon für viele ein Anker war. Jonathan beschrieb ihn als jemanden, der auch in den schwersten Augenblicken Ruhe ausstrahlte, der andere stärkte und ihnen half, Realität auszuhalten, die kaum auszuhalten war. Dieser Teil der Erinnerung zieht sich durch alle Geschichten über Alon: Er war nicht nur ein Opfer eines tragischen Fehlers, sondern ein Mensch, der andere trug – im Alltag wie im Ausnahmezustand. Es war kein Bericht über „das Schicksal eines Gefallenen“, sondern ein Versuch, das fortwährende Echo eines Verlustes hörbar zu machen.
Auch Gali und Ziv Berman, selbst Überlebende der Gefangenschaft in Gaza und enge Freunde von Alon, fanden Worte, die die Anwesenden tief berührten. Sie beschrieben den Moment, in dem sie im Gefängnis erfuhren, dass er nicht mehr lebt. Während sie selbst um ihr Überleben kämpften, traf sie die Nachricht wie ein Schlag. Wochenlang, sagten sie, konnten sie an nichts anderes denken. Auch sie sprachen nicht über Politik, nicht über Strategien, sondern über die brutale Tatsache, dass ein junger Mann, der mit ihnen Träume geschmiedet hatte, plötzlich nicht mehr da war.
Ihre Worte machten klar, dass Alon für sie mehr war als ein Name auf einer Liste der Toten. Er war Teil ihrer Hoffnung, Teil ihrer Pläne für die Zeit nach der Rückkehr, jemand, mit dem sie das Leben teilen wollten – und dessen Abwesenheit selbst nach der Befreiung kaum zu begreifen ist. „Seit wir zurück sind, spüren wir am stärksten, was fehlt“, sagten sie. Es war ein Satz, der für viele Anwesende sprach.
Durch alle Reden zog sich der Gedanke, dass Erinnerung nicht nur Schmerz ist, sondern ein Versuch, dem, der fehlt, weiterhin Raum zu geben. Jonathan formulierte es eindringlich: „Das Gegenteil von Sein ist nicht Nichts. Alon ist nicht Nichts.“ Seine Worte erinnerten daran, dass die Präsenz eines Menschen nicht mit dem Ende seines Lebens verschwindet, sondern in jenen fortlebt, die ihn lieben.
Die Gedenkfeier zeigte, wie stark der Verlust eines einzelnen Menschen eine Gemeinschaft prägt. Sie zeigte aber auch, wie wichtig es ist, Zeugnis abzulegen – nicht über abstrakte Vorgänge, sondern über menschliche Schicksale. In einer Zeit, in der Israel immer wieder über Zahlen, Operationen und politische Folgen spricht, holte diese Azkara das Gespräch zurück zu dem, was Krieg in Wahrheit bedeutet: gebrochene Familien, unstillbare Sehnsucht, und die Verantwortung, nicht zu vergessen, wer Alon war, bevor sein Name zu einem Symbol wurde.
Die Menschen, die an seinem Grab standen, kamen nicht, um Geschichte zu besprechen. Sie kamen, um Licht in eine Leerstelle zu tragen. Und genau darin liegt die Bedeutung dieses Tages.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot
Dienstag, 16 Dezember 2025