Verdacht auf Anschlagsvorbereitung: Zwei Arabischsprachige kaufen Zizit und Haredi Kleidung in Bnei Brak und verschwindenVerdacht auf Anschlagsvorbereitung: Zwei Arabischsprachige kaufen Zizit und Haredi Kleidung in Bnei Brak und verschwinden
Ein ungewöhnlicher Einkauf in einer religiösen Hochburg Israels beschäftigt Polizei und Inlandsgeheimdienst. Zwei Männer mit arabischem Akzent verschwinden nach dem Kauf charedischer Kleidung spurlos. Der Fall wirft Fragen auf, die weit über einen Ladenbesuch hinausgehen.
Ein Vorfall im Zentrum von Bnei Brak hat am Sonntag die israelischen Sicherheitsbehörden aufhorchen lassen. Zwei Männer mit arabischem Akzent und entsprechender Erscheinung betraten ein Bekleidungsgeschäft in der überwiegend charedischen Stadt und kauften gezielt religiöse Kleidung, darunter Anzüge und Zizit. Die Verkäuferin wurde misstrauisch, dokumentierte den Besuch und wandte sich schließlich an die Polizei. Zu diesem Zeitpunkt waren die Männer jedoch bereits seit rund vierzig Minuten verschwunden.
Was zunächst wie eine kuriose Szene wirkte, entwickelte sich rasch zu einem sicherheitsrelevanten Fall. Die Polizei leitete Suchmaßnahmen ein und informierte den Schin Bet. Bislang konnten die Männer nicht identifiziert oder ausfindig gemacht werden. Die Ermittlungen laufen in mehrere Richtungen. Geprüft wird unter anderem, ob es sich um einen Versuch der Tarnung, um eine Vorbereitungshandlung oder um einen anderen außergewöhnlichen Vorgang handelt.
Nach Angaben der Polizei fiel den Männern nicht nur ihre Sprache auf, sondern auch ihr gezieltes Interesse an eindeutig religiösen Kleidungsstücken. In einer Stadt wie Bnei Brak, in der religiöse Symbole zum Alltag gehören, ist der Erwerb solcher Kleidung an sich nichts Besonderes. In Kombination mit Akzent, Verhalten und dem anschließenden Verschwinden entstand jedoch ein Bild, das bei der Verkäuferin Alarm auslöste.
Der zeitliche Aspekt spielt dabei eine zentrale Rolle. Der verspätete Hinweis an die Polizei erschwerte eine unmittelbare Fahndung. Sicherheitskreise räumen ein, dass eine frühere Meldung die Chancen auf ein schnelles Auffinden deutlich erhöht hätte. Dennoch betonen die Behörden, dass solche Situationen für Zivilpersonen schwer einzuordnen seien und Zurückhaltung verständlich sei.
Die Ermittler werten derzeit Videoaufnahmen aus dem Geschäft aus und prüfen mögliche Bewegungsprofile. Auch die Frage, ob die Männer weitere Geschäfte aufsuchten oder Kontakt zu Dritten hatten, wird untersucht. Der Schin Bet ist eingeschaltet, weil bei Fällen möglicher Identitätstäuschung stets auch ein sicherheitsrelevanter Hintergrund geprüft werden muss.
Gleichzeitig bemühen sich die Behörden um Zurückhaltung. Es gebe derzeit keine Hinweise auf eine konkrete Bedrohung oder eine unmittelbar bevorstehende Tat. Für die Bevölkerung bestünden keine besonderen Verhaltenshinweise. Die Ermittlungen seien präventiv und dienten der vollständigen Klärung des Vorfalls.
Der Fall zeigt jedoch, wie sensibel der Alltag in Israel geworden ist. In einem Land, in dem äußere Merkmale und Verhalten schnell sicherheitsrelevant werden können, genügt eine ungewöhnliche Kombination, um staatliche Stellen zu alarmieren. Gerade religiöse Kleidung spielt dabei eine besondere Rolle, da sie sowohl Schutz bieten als auch missbraucht werden kann.
Aus israelischer Sicht ist die Aufmerksamkeit der Behörden kein Zeichen von Überreaktion, sondern Ausdruck einer Sicherheitskultur, die auf Erfahrung beruht. In der Vergangenheit wurden immer wieder Anschläge durch Tarnung vorbereitet. Gleichzeitig wissen Polizei und Geheimdienst um die Gefahr von Fehlinterpretationen und betonen, dass jede Prüfung ergebnisoffen erfolgt.
Ob der Vorfall in Bnei Brak am Ende eine harmlose Erklärung findet oder sicherheitsrelevante Konsequenzen hat, ist derzeit offen. Klar ist jedoch, dass er die Nervosität widerspiegelt, die den israelischen Alltag prägt. Wachsamkeit ist hier kein Ausnahmezustand, sondern Teil des täglichen Lebens.
Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle:
Dienstag, 16 Dezember 2025