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Griechenland erwägt Entsendung eines Einsatzteams nach Gaza als Teil von Trumps Nachkriegsplan

Griechenland erwägt Entsendung eines Einsatzteams nach Gaza als Teil von Trumps Nachkriegsplan


Athen signalisiert Bereitschaft, sich im „Tag danach“ aktiv zu beteiligen. Israel drängt auf eine griechische Rolle im künftigen internationalen Stabilisierungseinsatz. Dahinter steht ein strategisches Bündnis gegenüber der wachsenden Bedrohung durch die Türkei.

Griechenland erwägt Entsendung eines Einsatzteams nach Gaza als Teil von Trumps Nachkriegsplan

Israel und Griechenland nähern sich in einer sicherheitspolitischen Tiefe an, wie sie noch vor wenigen Jahren kaum vorstellbar war. Nach Informationen aus israelischen und griechischen Regierungskreisen, die N12 bestätigten, erwägt Athen die Entsendung eines technischen Einsatzteams in den Gazastreifen. Es geht um Aufgaben wie Infrastruktur, Räumung, Logistik und die Mitwirkung an einem internationalen Stabilisierungskonzept, das US Präsident Donald Trump in seinem Nachkriegsplan für Gaza verankert hat. Die Frage steht an diesem Montag im Zentrum des Treffens zwischen Premierminister Benjamin Netanyahu und seinem griechischen Amtskollegen Kyriakos Mitsotakis in Jerusalem.

Ein möglicher Wendepunkt in der Sicherheitsarchitektur des östlichen Mittelmeers

Israelische Regierungsvertreter betonen, dass Griechenland „klar Bereitschaft“ gezeigt habe, nach dem Sturz der Hamas Verantwortung im internationalen Rahmen zu übernehmen. Konkret geht es um den Aufbau eines ISF, eines internationalen Stabilisierungskorps, das für Sicherheit, Wiederaufbau und Governance im Gazastreifen zuständig sein soll. Israel sieht darin einen Schlüssel, um eine erneute Machtübernahme der Hamas oder anderer dschihadistischer Gruppen zu verhindern.

Gleichzeitig will Israel eine maximale Distanz zwischen Gaza und türkischem Einfluss schaffen. Dass Athen ausgerechnet jetzt signalisiert, in Gaza eine aktive Rolle einzunehmen, ist kein Zufall. Griechenland sucht angesichts seiner angespannten Lage mit der Türkei nach regionalen Partnern, die denselben strategischen Gegner im Blick haben. Israel ist einer dieser Partner.

Athens neue Außenpolitik: Mitgestalten statt Zusehen

Sotiris Servos, politischer Berater des griechischen Premierministers, bestätigt, dass sich mehrere beteiligte Staaten – allen voran Israel – ausdrücklich eine griechische Beteiligung im „Tag danach“ wünschen. Die griechische Außenpolitik befindet sich in einem Wandel: Athen will im Nahen Osten aktiver werden, anstatt Entwicklungen passiv zu beobachten.

Bereits vor einer Woche erklärte der griechische Außenminister öffentlich, dass Griechenland bereit sei, einen Peacekeeping Anteil zu übernehmen. In Jerusalem wird diese Position sehr positiv bewertet: Griechenland sei ein „verlässlicher, westlich orientierter Partner, der Vertrauen genießt und Sicherheitsinteressen teilt“, heißt es aus israelischen Diplomatenkreisen.

Türkei als gemeinsamer Faktor – ein stiller Motor der Annäherung

Die sicherheitspolitische Achse Jerusalem–Athen–Nikosia ist längst nicht nur ein Ausdruck regionaler Kooperation, sondern ein geopolitisches Gegengewicht. Der Grund dafür ist klar: Der Expansionskurs der Türkei.
Ankara versucht im Mittelmeer seit Jahren, Hoheitsrechte griechischer Inseln zu bestreiten. Gleichzeitig bemüht sich Präsident ErdoÄŸan, seinen Einfluss in Gaza, Syrien und Libanon auszuweiten, und stützt islamistische Bewegungen, die offen gegen Israel agieren.

Ein israelischer Regierungsbeamter erklärt: „Die Griechen sehen, dass die Türkei dank der persönlichen Beziehungen zwischen ErdoÄŸan und Präsident Trump in Washington besonderen Zugang hat. Athen sucht daher nach Partnern, die ein Gegengewicht darstellen können – und Israel ist dafür zentral.“

Ein möglicher gemeinsamer Einsatzverband mit bis zu 2.500 Soldaten

Griechische Medien berichten zudem über Überlegungen zu einer gemeinsamen schnellen Eingreiftruppe von Israel, Griechenland und Zypern. Im Gespräch sind Schiffe, Luftstreitkräfte und bis zu 2.500 Soldaten. Der griechische Regierungsberater bestätigt, dass es entsprechende Planungen gebe, auch wenn Details noch nicht veröffentlicht werden.

Für Israel wäre ein solcher Verband ein deutliches Signal: Dass es im östlichen Mittelmeer nicht allein gegen eine aggressive Türkei steht – und dass seine regionalen Verbündeten bereit sind, sicherheitspolitische Verantwortung zu übernehmen.

Gaza, Syrien, Mittelmeer – Griechenland positioniert sich neu

Servos macht deutlich, dass Griechenland grundsätzlich bereit ist, auch in Syrien eine stärkere Rolle zu spielen, da Ankara dort massiv eingreift und versucht, Einflusszonen zu schaffen. Für Athen geht es dabei nicht nur um Risiken: Es sieht eine Chance, regional mitzusteuern und insbesondere Minderheiten besser zu schützen.

Die bevorstehende Dreierkonferenz in Jerusalem, an der Netanyahu, Mitsotakis und der zyprische Präsident teilnehmen, soll den strategischen Rahmen der nächsten Jahre festlegen – Militärkooperation, Energieprojekte, Schutz maritimer Infrastruktur, der IMEC Korridor und eine große geplante Rüstungsvereinbarung gehören dazu. Zuletzt übten israelische, griechische und zyprische Luftwaffen gemeinsam – ein Manöver, das in Athen selbstbewusst als „Botschaft an Ankara“ bezeichnet wurde.

Eine neue Allianz formt sich – mit klaren Interessen und klaren Gegnern

Griechenland und Israel stehen vor einer Phase enger sicherheitspolitischer Abstimmung. Der mögliche Einsatz griechischer Kräfte in Gaza ist Teil eines größeren Bildes: Der Bildung einer westlich orientierten Sicherheitsarchitektur im Mittelmeer, die Israels Position stärkt und türkische Ambitionen begrenzt.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Athen tatsächlich Kräfte nach Gaza entsendet. Doch schon jetzt ist klar: Israel gewinnt Partner, die bereit sind, Verantwortung zu tragen – und das in einem Moment, in dem die Region neue Ordnungssysteme braucht.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Skylax30 - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=86013288


Samstag, 20 Dezember 2025

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