Liebe Leserinnen und Leser,
heute am Heiligabend stehen viele von uns im Zeichen der Nähe und Verantwortung.
haOlam.de arbeitet ohne Verlag und ohne institutionelle Unterstützung.
Damit wir unsere Berichterstattung auch 2026 fortführen können, müssen wir bis Jahresende 6.000 Euro erreichen - ideal wären 10.000 Euro. Uns bleiben nur wenige Tage. Jede Unterstützung zählt jetzt besonders. Kontakt bei Fragen: kontakt@haolam.de
Der Krieg begann am 7. Oktober und die Wahrheit wurde schon damals geopfert

Der Krieg begann am 7. Oktober und die Wahrheit wurde schon damals geopfert


Mehr als zwei Jahre nach dem Terrorangriff der Hamas ist nicht der Krieg das größte Problem, sondern die Art, wie er erinnert, erzählt und verzerrt wird. Die Umkehr von Verantwortung begann nicht mit einer Waffenruhe, sondern fast unmittelbar nach dem Massaker.

Der Krieg begann am 7. Oktober und die Wahrheit wurde schon damals geopfert

Der Krieg gegen Israel begann am 7. Oktober 2023. Diese Tatsache ist klar, dokumentiert und unverrückbar. Sie ist der Ausgangspunkt aller weiteren Ereignisse. Und doch wurde sie bereits wenige Wochen nach dem Terrorangriff systematisch in den Hintergrund gedrängt. Nicht heute, nicht erst im Rückblick, sondern mitten im Geschehen begann eine Erzählung, die Ursache und Wirkung voneinander trennte und Verantwortung neu verteilte.

Am 7. Oktober überfiel die Hamas Israel. Bewaffnete Einheiten drangen aus dem Gazastreifen in israelische Städte, Dörfer und Kibbuzim ein. Sie ermordeten Zivilisten in ihren Häusern, töteten junge Menschen auf einem Musikfestival, vergewaltigten Frauen, verschleppten Kinder, Alte und Familien als Geiseln. Dieser Angriff war geplant, vorbereitet und gezielt auf die Zivilbevölkerung gerichtet. Er war kein Ausbruch aus Verzweiflung, sondern ein ideologisch motivierter Terrorakt. Mit diesem Tag begann der Krieg.

Doch schon im Herbst 2023 setzte eine gefährliche Verschiebung ein. Während Israel noch unter Schock stand, während Angehörige um ihre Ermordeten trauerten und auf Nachrichten über Verschleppte hofften, begann sich der Fokus der öffentlichen Debatte zu verschieben. Der Angriff selbst verlor an Bedeutung, die Hamas verschwand zunehmend aus der aktiven Beschreibung des Geschehens. Stattdessen rückte Israels militärische Reaktion in den Mittelpunkt. Nicht als Folge eines beispiellosen Verbrechens, sondern zunehmend losgelöst davon.

Diese Umdeutung setzte früh ein. Sie war nicht das Ergebnis späterer Entwicklungen, nicht die Folge einer Waffenruhe, sondern Ausdruck eines medialen und gesellschaftlichen Reflexes. Bilder aus Gaza dominierten Schlagzeilen und Timelines. Zahlen ersetzten Zusammenhänge. Emotionen verdrängten Chronologie. Leid wurde gezeigt, aber nicht erklärt. Ursache und Verantwortung wurden voneinander getrennt, als ließen sie sich moralisch isolieren.

Medien trugen entscheidend zu dieser Verschiebung bei. Viele Berichte konzentrierten sich auf Folgen, nicht auf den Anfang. Auf Zerstörung, nicht auf den Auslöser. Auf israelische Entscheidungen, nicht auf die Strategie der Hamas. Der Terrorangriff wurde schnell zur Vorgeschichte erklärt, zu einem Ereignis, das angeblich bereits abgegolten sei. Was folgte, wurde als eigenständige Eskalation Israels dargestellt. Diese Verkürzung war nicht neutral. Sie prägte Wahrnehmung.

Dabei war von Beginn an klar, dass dieser Krieg hätte beendet werden können. Nicht durch Israel, sondern durch jene Organisation, die ihn begonnen hat. Wenn der Schutz der Menschen in Gaza für die Hamas Priorität gehabt hätte, hätte sie handeln können. Sie hätte die Geiseln freilassen können. Sie hätte kapitulieren können. Sie hätte ihre Waffen niederlegen können. Keine dieser Optionen wurde gewählt.

Stattdessen entschied sich die Hamas bewusst für die Fortsetzung der Gewalt. Sie kämpfte aus dicht besiedelten Wohngebieten heraus, nutzte zivile Infrastruktur, lagerte Waffen in Schulen und Krankenhäusern und nahm den Tod der eigenen Bevölkerung in Kauf. Das Leid der Menschen in Gaza ist real, erschütternd und unbestreitbar. Aber es ist nicht losgelöst von diesen Entscheidungen. Es ist das Ergebnis einer Strategie, die Menschenleben nicht schützt, sondern instrumentalisiert.

Diese Zusammenhänge wurden früh verdrängt. Bereits wenige Wochen nach Kriegsbeginn setzte sich in Teilen der Öffentlichkeit die Vorstellung durch, Israel trage die Hauptverantwortung für das Geschehen. Der 7. Oktober wurde relativiert, eingeordnet, umgedeutet. Israel wurde nicht mehr als angegriffener Staat wahrgenommen, sondern als permanenter Schuldiger. Alte Muster kehrten zurück. Israel galt als zu stark, um Opfer zu sein. Juden als zu präsent, um Schutz zu verdienen.

Diese Entwicklung ist kein Zufall. Sie speist sich aus medialer Vereinfachung, politischer Bequemlichkeit und tief verankerten Ressentiments. Der Terror wird erklärt, rationalisiert, kontextualisiert. Israels Existenz wird problematisiert. Dass Israel seit dem 7. Oktober unter dauerhaftem Raketenbeschuss stand, dass Millionen Menschen über Monate hinweg mit Angst und Unsicherheit lebten, geriet dabei zunehmend aus dem Blick.

Heute, Ende 2025, gilt eine Waffenruhe. Sie ist brüchig und instabil. Sie bedeutet keinen Frieden, keine Lösung, kein Ende der Bedrohung. Doch sie verstärkt einen Trend, der längst begonnen hat. Mit jeder Phase relativer Ruhe scheint der Ursprung des Krieges weiter zu verblassen. Als ließe sich Gewalt im Rückblick neu datieren. Als beginne Geschichte immer dort, wo Bilder emotionaler wirken.

Doch Kriege beginnen nicht rückwirkend. Sie beginnen mit Entscheidungen. Der Krieg gegen Israel begann am 7. Oktober 2023. Er hätte jederzeit beendet werden können, wenn die Hamas das Leben der Menschen in Gaza über ihre Ideologie gestellt hätte. Dass sie es nicht getan hat, ist keine Randnotiz. Es ist der Kern dieses Krieges.

Wer heute über Gaza spricht und Israel anklagt, ohne diesen Anfang zu benennen, betreibt keine Aufklärung. Er betreibt Verzerrung. Wer Medien konsumiert oder produziert und Ursache und Wirkung trennt, trägt Verantwortung für eine öffentliche Wahrnehmung, die Täter entlastet und Schuld verschiebt. Und wer von Israel verlangt, diese Wahrheit zu relativieren, verlangt keinen Frieden, sondern Vergessen.

Weihnachten ist eine Zeit der Erinnerung. Erinnerung verlangt Ehrlichkeit. Der Krieg begann am 7. Oktober. Alles andere ist Ausweichmanöver.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Roded Shlomo Pikiwiki Israel, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=150284937


Donnerstag, 25 Dezember 2025

haOlam via paypal unterstützen


Hinweis: Sie benötigen kein PayPal-Konto. Klicken Sie im nächsten Schritt einfach auf „Mit Debit- oder Kreditkarte zahlen“, um per Lastschrift oder Kreditkarte zu unterstützen.
empfohlene Artikel
weitere Artikel von: Redaktion
Newsletter


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage