Liebe Leserinnen und Leser,
heute am Heiligabend stehen viele von uns im Zeichen der Nähe und Verantwortung.
haOlam.de arbeitet ohne Verlag und ohne institutionelle Unterstützung.
Damit wir unsere Berichterstattung auch 2026 fortführen können, müssen wir bis Jahresende 6.000 Euro erreichen - ideal wären 10.000 Euro. Uns bleiben nur wenige Tage. Jede Unterstützung zählt jetzt besonders. Kontakt bei Fragen: kontakt@haolam.de
Vier Kilometer Tunnel zerstört. Wie Israels Armee den Norden Gazas dauerhaft verändert

Vier Kilometer Tunnel zerstört. Wie Israels Armee den Norden Gazas dauerhaft verändert


Israels Armee setzt im Norden Gazas auf ein neues Konzept, das Hamas den Boden entzieht und Sicherheit jenseits von Waffenstillständen schafft.

Vier Kilometer Tunnel zerstört. Wie Israels Armee den Norden Gazas dauerhaft verändert

Im Norden des Gazastreifens hat sich die Art der militärischen Auseinandersetzung grundlegend verändert. Was derzeit geschieht, ist keine klassische Offensive und kein zeitlich begrenzter Einsatz. Es ist ein langfristiger sicherheitspolitischer Umbau eines Raumes, der über Jahre als Rückzugsgebiet, Aufmarschzone und Terrorinfrastruktur diente.

Einheiten der nördlichen Brigade unter Führung der Division 252 operieren seit Monaten entlang der sogenannten gelben Linie. Ziel ist klar definiert. Hamas soll sich diesem Raum nicht mehr nähern können. Nicht heute, nicht morgen, nicht nach dem nächsten Abkommen. Dafür wird nicht nur bekämpft, sondern entzogen. Boden, Infrastruktur und operative Tiefe.

Im Zentrum steht die systematische Zerstörung der unterirdischen Strukturen. Gemeinsam mit der Spezialeinheit Yahalom wurden mehr als vier Kilometer an Tunnelsystemen lokalisiert, freigelegt und unbrauchbar gemacht. Diese Tunnel waren keine improvisierten Verstecke. Sie dienten der Führung, der Verlegung von Kämpfern, der Lagerung von Waffen und der Vorbereitung von Angriffen auf israelisches Gebiet.

Parallel dazu wurden dutzende Hamas Kämpfer getötet, die sich den israelischen Kräften näherten oder versuchten, erneut operative Präsenz aufzubauen. Andere flohen Richtung Süden. Entscheidend ist jedoch nicht die Zahl der Gefechte, sondern deren Wirkung. Die organisatorische Fähigkeit von Hamas im Norden ist massiv geschwächt.

Die Einsatzgebiete konzentrierten sich auf Jabalia, Beit Hanun und Beit Lahia. Dort fanden die Soldaten nicht nur Tunnel, sondern auch Waffenlager mitten in Wohnhäusern. In einem Fall wurden rund zehn Mörsergranaten entdeckt, verborgen in einer Kinderdecke. Kein Einzelfall, sondern Ausdruck einer Methode. Zivile Räume werden gezielt militärisch genutzt, um Verantwortung zu verschleiern und Schutzbehauptungen zu ermöglichen.

Seit Inkrafttreten der Waffenruhe hat Israels Armee rund 60 Ziele aus der Luft und mehr als 220 weitere mit Artillerie bekämpft. Dabei ging es nicht nur um akute Angriffe, sondern um präventive Verhinderung. Hamas Strukturen wurden auch dann angegriffen, wenn kein unmittelbarer Beschuss stattfand, sondern der Aufbau neuer Infrastruktur drohte.

Genau hier liegt der qualitative Unterschied zur Vergangenheit. Früher reagierte Israel. Heute verhindert es. Jeder Raum, den die Kräfte erreichen, wird so bearbeitet, dass Hamas dort nicht bleiben kann. Nicht mit Kämpfern, nicht mit Waffen, nicht mit Logistik.

Die Folgen sind konkret. Der Sicherheitszustand im westlichen Negev hat sich messbar verändert. Der Strand von Zikim wurde wieder geöffnet. Die Bahnlinie zwischen Sderot und Aschkelon ist erneut in Betrieb. In Nahal Oz konnte die massive Schutzmauer zurückgebaut werden. Das sind keine symbolischen Schritte, sondern Resultate militärischer Realität.

Der aktuelle Schwerpunkt liegt nun auf Ordnung des Raumes. Verbleibende Infrastruktur wird beseitigt, Bewegungsfreiheit für die eigenen Kräfte gesichert. Ziel ist ein Zustand, in dem Terror nicht nur bekämpft, sondern strukturell unmöglich gemacht wird.

In der Gaza Division wird offen gesagt, dass dieser militärische Druck dem politischen Entscheidungsträger Handlungsspielraum verschaffen soll. Der sogenannte Tag danach ist eine politische Frage. Aber ohne militärische Voraussetzungen bleibt sie theoretisch. Die Armee signalisiert, dass sie jede politische Entscheidung umsetzen kann. Aber nur, wenn die Sicherheitslage es erlaubt.

Der Kommandeur der nördlichen Brigade formulierte die Aufgabe unmissverständlich. Schutz der Bewohner des westlichen Negev, Zerschlagung von Hamas und die Rückführung des letzten gefallenen Entführten Ran Gvili. Diese Ziele stehen gleichrangig nebeneinander.

Was im Norden Gazas geschieht, ist deshalb mehr als ein weiterer Einsatz. Es ist ein Versuch, eine Lehre aus den vergangenen Jahren umzusetzen. Waffenstillstände ohne strukturelle Veränderung schaffen nur Pausen. Israels neuer Ansatz zielt darauf ab, den Raum selbst zu verändern.

Ob dieser Ansatz dauerhaft trägt, wird sich zeigen. Klar ist jedoch schon jetzt. Hamas verliert im Norden nicht nur Kämpfer, sondern die Fähigkeit, sich neu zu organisieren. Und genau das ist der Kern dieser neuen Art der Kriegsführung.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF


Freitag, 26 Dezember 2025

haOlam via paypal unterstützen


Hinweis: Sie benötigen kein PayPal-Konto. Klicken Sie im nächsten Schritt einfach auf „Mit Debit- oder Kreditkarte zahlen“, um per Lastschrift oder Kreditkarte zu unterstützen.
empfohlene Artikel
weitere Artikel von: Redaktion
Newsletter


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage