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Netanjahu trifft Trump in Mar a Lago: Waffenstillstand, Iran und Druck aus Washington

Netanjahu trifft Trump in Mar a Lago: Waffenstillstand, Iran und Druck aus Washington


Das Treffen zwischen Israels Premierminister und dem US Präsidenten findet an einem strategisch heiklen Punkt statt. Auf dem Tisch liegen Gaza, Iran, der Libanon und erstmals offen auch Forderungen an Israel zur Palästinensischen Autonomiebehörde.

Netanjahu trifft Trump in Mar a Lago: Waffenstillstand, Iran und Druck aus Washington

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist am Montagabend in Florida mit dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump zusammengekommen. Schauplatz ist Trumps Privatresidenz Mar a Lago. Das Gespräch gilt als eines der politisch sensibelsten Treffen der vergangenen Monate und markiert einen entscheidenden Moment für Israels außen und sicherheitspolitische Ausrichtung.

Im Mittelpunkt steht die Frage, ob und unter welchen Bedingungen Israel zu Phase zwei des Waffenstillstandsabkommens im Gazastreifen übergehen soll. Washington drängt auf Fortschritte, während Jerusalem darauf besteht, sicherheitspolitische Garantien und die Rückkehr aller Geiseln abzuwarten. Besonders heikel ist der Zeitpunkt. Noch befindet sich der israelische Geisel Ran Guvili in Gefangenschaft, was in Israel als klare rote Linie gilt.

Netanjahu bringt zu dem Treffen neue Geheimdienstinformationen mit. Nach israelischer Einschätzung hat Iran die Produktion ballistischer Raketen deutlich beschleunigt und arbeitet parallel am Wiederaufbau seiner nuklearen Fähigkeiten. Für Israel ist dies keine theoretische Bedrohung, sondern eine konkrete operative Herausforderung. Entsprechend hoch ist die Sensibilität in der Frage möglicher weiterer israelischer oder gemeinsamer militärischer Maßnahmen gegen iranische Ziele.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Lage im Südlibanon. Trotz internationaler Bemühungen hält die Hisbollah an ihrer militärischen Infrastruktur fest. Die US Regierung unterstützt offiziell die Entwaffnung der Organisation, steht jedoch unter internationalem Druck, eine weitere militärische Eskalation zu verhindern. Für Israel bleibt die Präsenz der Hisbollah an der Nordgrenze eine nicht hinnehmbare Bedrohung.

Neu und politisch brisant ist der wachsende Druck aus dem Umfeld Trumps in der Frage der Palästinensischen Autonomiebehörde. Mehrere enge Berater des Präsidenten haben darauf gedrängt, das Thema in Mar a Lago offen anzusprechen. Konkret geht es um Maßnahmen zur Stabilisierung der Autonomiebehörde, die Freigabe eingefrorener palästinensischer Gelder in Milliardenhöhe sowie um ein härteres Vorgehen gegen Gewalt radikaler Siedler.

Aus Sicht des Weißen Hauses sind Reformen innerhalb der Autonomiebehörde notwendig, werden jedoch als unrealistisch eingeschätzt, solange Israel den finanziellen und politischen Handlungsspielraum der Führung in Ramallah massiv einschränkt. In Washington ist zunehmend von einer drohenden institutionellen und wirtschaftlichen Implosion die Rede, die langfristig auch Israels Sicherheitsinteressen schaden könnte.

Bereits vor dem Treffen mit Trump führte Netanjahu Gespräche mit hochrangigen US Regierungsvertretern. Darunter Verteidigungsminister Pete Hegseth, Außenminister Marco Rubio, sowie den Sondergesandten Steve Witkoff und Jared Kushner. Diese Gespräche dienten der inhaltlichen Vorbereitung und der Absteckung möglicher Kompromisslinien.

Zusätzlich steht ein amerikanischer Vorschlag zur Diskussion, einen internationalen Stabilisierungseinsatz im Gazastreifen aufzubauen. Die geplante Truppe, intern als ISF bezeichnet, soll Teil der sogenannten Nachkriegsordnung sein und mehrere muslimische Staaten einbinden. Pakistan hat zuletzt signalisiert, eine Beteiligung zu prüfen. Israel steht dem Konzept skeptisch gegenüber, solange Hamas nicht vollständig entmachtet ist.

Das Treffen in Mar a Lago ist damit weit mehr als ein diplomatischer Austausch. Es ist ein Test für das Verhältnis zwischen Jerusalem und Washington in einer Phase relativer militärischer Ruhe, aber maximaler strategischer Unsicherheit. Trump sucht außenpolitische Erfolge, Netanjahu sicherheitspolitische Garantien. Ob beides zusammenpasst, wird sich nicht in Pressebildern entscheiden, sondern in den Details der Absprachen.


Autor: Redaktion
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Montag, 29 Dezember 2025

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