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252 Tote in einem Jahr: Gewalt in der arabischen Gesellschaft Israels erreicht neuen Höchststand

252 Tote in einem Jahr: Gewalt in der arabischen Gesellschaft Israels erreicht neuen Höchststand


Der neue Jahresbericht der Abraham Initiatives zeigt einen traurigen Rekord. 2025 war das tödlichste Jahr für arabische Bürger Israels. Die Ursachen sind komplex und lassen sich weder allein dem Staat noch einer einzelnen gesellschaftlichen Gruppe zuschreiben.

252 Tote in einem Jahr: Gewalt in der arabischen Gesellschaft Israels erreicht neuen Höchststand

Das Jahr 2025 geht als das gewalttätigste Jahr in der Geschichte der arabischen Gesellschaft Israels in die Statistik ein. Nach dem aktuellen Jahresbericht der Abraham Initiatives wurden 252 arabische Staatsbürger in 218 Gewalt und Tötungsdelikten getötet. Damit liegt die Zahl erneut deutlich über dem Vorjahr 2024, in dem 230 Menschen ermordet wurden.

Diese Entwicklung markiert keinen plötzlichen Bruch, sondern eine Fortsetzung eines seit Jahren anhaltenden Trends. Gewalt ist in vielen arabischen Städten und Gemeinden zu einem festen Bestandteil des Alltags geworden. Die hohe Frequenz der Taten zeigt, dass es sich nicht um vereinzelte Ausnahmesituationen handelt, sondern um ein strukturelles Problem.

Besonders auffällig ist die Art der Gewalt. Rund 88 Prozent der Opfer wurden durch Schusswaffen getötet. Diese Zahl verweist auf die weite Verbreitung illegaler Waffen und auf ihre zentrale Rolle innerhalb krimineller Auseinandersetzungen. Zugleich zeigt sie, dass Konflikte zunehmend mit maximaler Härte ausgetragen werden.

Das Alter der Opfer verstärkt die Dramatik. Mehr als 72 Prozent der Getöteten waren zwischen 18 und 40 Jahre alt, über die Hälfte sogar zwischen 18 und 30. Es handelt sich überwiegend um junge Männer, die in einem Umfeld aufwachsen, in dem Gewalt als Mittel zur Durchsetzung von Interessen etabliert ist.

Vielschichtige Ursachen statt einfacher Schuldzuweisungen

Der Bericht warnt ausdrücklich davor, die Entwicklung auf eine einzelne Ursache zu reduzieren. Die Gewalt entsteht aus einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Dazu gehören organisierte Kriminalität, langjährige familiäre Fehden, soziale Spannungen, wirtschaftliche Benachteiligung und der Zerfall lokaler Autoritätsstrukturen. In vielen Regionen haben kriminelle Netzwerke Macht übernommen, weil sie schneller und brutaler agieren als staatliche Institutionen.

Ein Teil der Verantwortung liegt innerhalb der Gesellschaft selbst. Gewalt wird in manchen Milieus toleriert oder hingenommen. Schweigen aus Angst, Loyalitäten innerhalb von Clans und Misstrauen gegenüber staatlichen Stellen erschweren Ermittlungen und begünstigen Täter. Diese internen Dynamiken lassen sich nicht durch Polizeiarbeit allein auflösen.

Gleichzeitig ist staatliche Verantwortung nicht von der Hand zu weisen. Wo Strafverfolgung ineffektiv bleibt, wo Mordfälle ungeklärt bleiben und wo illegale Waffen über Jahre im Umlauf sind, entsteht ein Gefühl der Straflosigkeit. Der Bericht beschreibt ein weit verbreitetes Empfinden von Unsicherheit und mangelndem Schutz, ohne dies pauschal als staatliches Totalversagen darzustellen.

Entscheidend ist die Unterscheidung zwischen Ursache und Aufgabe. Der Staat ist nicht der Ursprung der Gewalt, aber er trägt die Verantwortung, sie wirksam einzudämmen. Diese Aufgabe ist komplex und erfordert mehr als punktuelle Polizeieinsätze. Sie verlangt langfristige Strategien, verlässliche Präsenz, konsequente Strafverfolgung und Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren.

Ein Problem mit gesamtgesellschaftlicher Wirkung

Die anhaltende Gewalt betrifft nicht nur die arabische Gesellschaft. Sie schwächt das Vertrauen in den Rechtsstaat insgesamt und vertieft gesellschaftliche Gräben. Wenn ganze Regionen als dauerhaft unsicher wahrgenommen werden, hat das Auswirkungen auf das gesamte Land.

Die Zahlen des Jahres 2025 sind daher weniger Anklage als Warnsignal. Sie zeigen, dass bestehende Maßnahmen nicht ausreichen und dass einfache Erklärungen nicht weiterhelfen. Weder pauschale Schuldzuweisungen an den Staat noch eine alleinige Verantwortung der betroffenen Gesellschaft führen zu Lösungen.

Notwendig ist eine nüchterne Analyse, die Ursachen benennt, ohne zu vereinfachen. Sicherheit, soziale Stabilität und Rechtsdurchsetzung sind keine Gegensätze, sondern bedingen einander. Solange Gewalt zur alltäglichen Realität bleibt, ist sie ein Problem für ganz Israel.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Polizei Israel


Dienstag, 30 Dezember 2025

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