Türkei und Israel: Verfrühter Optimismus für eine Normalisierung

Türkei und Israel: Verfrühter Optimismus für eine Normalisierung


Es ist mehr als ein Jahrzehnt her, dass die Türkei und Israel, einst strategische Partner, im Streit auseinander gingen, wobei ein wütendes Ankara leidenschaftlich schwor, Israel international zu isolieren.

Türkei und Israel: Verfrühter Optimismus für eine Normalisierung

Von Burak Bekdil, Gatestone Institute

Es ist ausserdem genau vier Jahre her, dass die beiden Länder beschlossen, dem Frieden noch einmal eine Chance zu geben und Botschafter ernannten. Nach 17 Monaten des Versuchs, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, mussten die beiden ihre Sachen packen und abreisen.

Das Jahrzehnt der Feindseligkeit zwischen der Türkei und Israel, eindeutig eine Entscheidung des islamistischen türkischen Präsidenten Recep Tayyip ErdoÄŸan, hat genau das Gegenteil von dem bewirkt, was Ankara gehofft hatte: Das Abraham-Abkommen brachte eine richtungweisende Chance für den Frieden im Nahen Osten. Israels frühere arabische Feinde haben sich aufgereiht, um die Feindseligkeiten zu beenden, einer nach dem anderen, während die Türkei seltsamerweise die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der arabischen Welt und Israel kritisierte, da sie anscheinend vergessen hat, dass sie bereits seit 1949 diplomatische Beziehungen zu Israel unterhält.

Die Vereinigten Staaten und sieben weitere Länder erkannten Jerusalem als Israels Hauptstadt an, während die Türkei sich für die "palästinensische Hauptstadt Jerusalem" einsetzte. Israel baute eine geostrategische Allianz mit Zypern und Griechenland auf, während die Spannungen der Türkei mit den hellenischen Staaten exponentiell eskalierten. Die Beziehungen der Türkei zu anderen muslimischen Ländern wie Syrien, Ägypten, Saudi-Arabien, Irak und den Vereinigten Arabischen Emiraten sanken von einem Tiefpunkt zum anderen. Schliesslich wurde die Türkei das erste Land der Welt, das offiziell von Russland, den USA und der Europäischen Union sanktioniert wurde. Die "Israel isolieren"-Hysterie hat die Türkei praktisch in ein Monument der Selbstisolation verwandelt.

Da sich ErdoÄŸan angesichts der gefährlichen Entwicklung seines Landes verletzlicher denn je fühlt, wurde spekuliert, dass die Türkei und Israel ihre Beziehungen tatsächlich normalisieren könnten. Selin Nasi, eine türkische Politikwissenschaftlerin sagt dazu in der Times of Israel:

"Die türkisch-amerikanischen Beziehungen werden voraussichtlich in eine schwierige Phase eintreten, zumindest kurzfristig, wenn man die Sensibilität der Biden-Administration gegenüber Fragen der Demokratie und der Menschenrechte bedenkt... Angesichts der antitürkischen Meinung, die im US-Kongress vorherrscht, könnte die Türkei darauf hoffen, dass Israel die Einwände neutralisieren und der Türkei helfen kann, Washingtons Aufmerksamkeit wieder zu gewinnen."

Mesut CaÅŸin, aussenpolitischer Berater von ErdoÄŸan, sagte gegenüber Voice of America:

"Wenn Israel einen Schritt macht, kann die Türkei vielleicht zwei Schritte machen... Wenn wir ein grünes Licht sehen, wird die Türkei die Botschaft wieder öffnen und unseren Botschafter zurückbringen. Vielleicht können wir im März wieder volle diplomatische Beziehungen aufnehmen. Warum nicht ... Die Wiederherstellung von Frieden und Sicherheit ist für Israel und die Türkei sehr wichtig."

Axios berichtete am 23. Dezember, dass Aserbaidschan vorschlug, zwischen der Türkei und Israel zu vermitteln, um die Beziehungen zu verbessern. In dem Bericht hiess es, dass Berater des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev israelischen Vertretern gesagt hätten, dass ErdoÄŸan für eine Verbesserung der Beziehungen sei. Laut Axios, behaupteten die Berater, dass ErdoÄŸan nicht anti-israelisch sei, "sondern lediglich unter dem Einfluss von Beratern gestanden habe, die nun nicht mehr das Sagen haben."

Schliesslich äusserte sich ErdoÄŸan zu dem Thema und sagte, er wolle die Beziehungen zu Israel verbessern:

"Unsere Beziehungen mit Israel auf dem Gebiet der Geheimdienste haben ohnehin nicht aufgehört, sie dauern noch an", sagte Erdogan während einer Pressekonferenz. "Wir haben einige Schwierigkeiten mit den Leuten an der Spitze."

Er betonte, dass Ankara "die Haltung Israels gegenüber den palästinensischen Gebieten nicht akzeptieren kann" und dass "wir uns von Israel sowohl in unserem Verständnis von Gerechtigkeit als auch von der territorialen Integrität von Ländern unterscheiden."

Dieses Bild spiegelt allenfalls einen verfrühten Optimismus für einen pragmatischen türkisch-israelischen Reset wider.

ErdoÄŸan kommt aus den Reihen des politischen Islam, der "palästinensischer als die Palästinenser" ist, und ist ideologisch pro-Hamas und pro-Muslim-Bruderschaft. Er sagte einmal, dass der Zionismus ein Verbrechen gegen die Menschheit sei. Unzählige Male hat er Israel einen "Staat des Terrors" genannt.

Es wäre geradezu kindisch zu glauben, dass der Mann, dessen politische Prägung auf einer militanten Ausdehnung des Antizionismus als raison d'être beruhte, nicht antiisraelisch sei, sondern lediglich unter dem Einfluss von Beratern gestanden habe, die heute nicht mehr das Sagen haben. ErdoÄŸan ist heute so antiisraelisch wie vor 40, 30, 20 und 10 Jahren.

Erst vor einem Jahr berichtete The Telegraph, dass die Türkei ein "Auge zudrückt" bei Hamas-Mitgliedern, die von der Sicherheit der Türkei aus Anschläge auf Israel planen, und berichtete, dass Agenten in Istanbul nach Rekruten für Selbstmordattentate suchten, indem sie anboten, ihren Familien rund 20.000 Dollar für die Durchführung von Anschlägen in Jerusalem und der Westbank zu zahlen. Im August enthüllte The Telegraph, dass Ankara "hochrangigen Mitgliedern einer Hamas-Terrorzelle", darunter Zacharia Najib, "der ranghöchste Hamas-Aktivist, der ein Attentat auf den [damaligen] Bürgermeister von Jerusalem sowie auf andere israelische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens beaufsichtigte", Staatsbürgerschaft und Pässe gewährt hatte. Ebenfalls im August traf sich ErdoÄŸan in Istanbul mit dem ranghohen militärischen Führer der Hamas, Saleh al-Arouri, und dem ranghohen politischen Führer, Ismail Haniyeh.

Dies sind keine verblassten Erinnerungen aus einer fernen Vergangenheit. Sie sind auch nicht zufällig. Sie folgen einem ideologischen Muster der Feindschaft entlang religiöser Linien. Sie machen ErdoÄŸan nicht zu einem verlässlichen Partner für den Frieden.

Tatsächlich ist keiner der Gründe, warum ErdoÄŸan es vorzog, die ansonsten freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Türkei und Israel dorthin zu lenken wo sie heute stehen, verschwunden. Ohne deren endgültiges Verschwinden wird ein Neustart nur ein süsser Wunsch bleiben.

 

Gatestone Institute - Burak Bekdil ist ein türkischer Kolumnist. Er schreibt regelmässig für das Gatestone Institute und Defense News und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Middle East Forum. -Übersetzt von Audiatur Online


Autor: Gatestone Institute
Bild Quelle: kremlin.ru, CC BY 4.0 , via Wikimedia Commons


Donnerstag, 07 Januar 2021