Putins Kürzungs-Show: Wie Moskaus Militärstrategie ins Wanken gerät – und was dahinterstecktPutins Kürzungs-Show: Wie Moskaus Militärstrategie ins Wanken gerät – und was dahintersteckt
Während die NATO aufrüstet, kündigt Russland angeblich Kürzungen bei den Militärausgaben an. Doch die Ankündigung aus dem Kreml ist nicht, was sie zu sein vorgibt – sie ist ein Signal der Schwäche, verkleidet als Strategie.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat erneut ein beunruhigendes Talent bewiesen: die Kunst der politischen Inszenierung. Bei einer Pressekonferenz im befreundeten Belarus erklärte er, Russland müsse künftig seine Militärausgaben senken – ausgerechnet jetzt, inmitten eines brutalen, blutigen Krieges gegen die Ukraine. Was auf den ersten Blick wie ein Friedenssignal klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als gefährlicher Bluff, ein Ablenkungsmanöver in einem festgefahrenen Konflikt – und ein Eingeständnis wirtschaftlicher Not.
Denn klar ist: Diese Ankündigung ist kein Strategiewechsel. Sie ist ein Hilferuf. Russland steckt finanziell tief in der Klemme. Die Militärausgaben liegen mittlerweile bei 6,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – ein Wert, der selbst zu Zeiten des Kalten Krieges nur selten erreicht wurde. Selbst der russische Präsident musste eingestehen, dass das auf Dauer nicht haltbar ist: Die Ausgaben seien ein „Problem für den Staatshaushalt“. Doch was Putin verschweigt, sagt noch mehr.
Die Kürzungen sind nicht echt – sie sind eine Drohung mit Bedingungen.
Denn Putin knüpft sie klar an den „Sieg“ Russlands in der Ukraine. Nur wenn Moskau seine Bedingungen diktiert, will es beginnen zu sparen. Der Präsident spricht also nicht über Deeskalation – sondern über Erpressung. Und er spricht auch nicht über sofortige Entlastung: Frühestens 2026, sagt er, soll mit einem allmählichen Rückbau begonnen werden – vielleicht. Vorausgesetzt, alle Ministerien spielen mit. Ein „Kürzungsplan“ mit eingebauter Ausstiegsklausel. Eine Beruhigungspille für die eigene Bevölkerung – und ein Täuschungsversuch gegenüber dem Westen.
Die Realität sieht düster aus: Russlands Wirtschaft taumelt. Der Wirtschaftsminister warnt öffentlich vor einer Rezession. Die Zentralbank spricht von „erschöpften Ressourcen“. Die Inflation galoppiert, die Zinsen liegen immer noch bei über 20 Prozent, der Rubel schwächelt, die Industrie leidet unter Importverboten und Sanktionen. Der Arbeitsmarkt blutet aus – Männer wurden massenhaft eingezogen oder sind geflohen, um dem Kriegsdienst zu entkommen. Die Hochrüstung frisst das Land langsam auf.
Das erklärt auch die paradoxe Inszenierung in Minsk: Sparrhetorik bei gleichzeitig unvermindertem Bombenregen auf die Ukraine.
In der Nacht nach Putins Auftritt flogen russische Streitkräfte erneut massive Angriffe – Hunderte Drohnen und Raketen wurden auf ukrainische Städte abgefeuert. Trotz der bemerkenswerten Abwehrleistung – über 400 Drohnen wurden abgefangen – wurde ein F-16-Kampfjet der ukrainischen Luftwaffe getroffen. Der Pilot starb. Eine bittere Randnotiz eines Krieges, der längst zur Dauerkatastrophe geworden ist – für beide Seiten.
Doch im Westen glaubt kaum jemand an Putins Friedensgebaren. Im Gegenteil: In NATO-Hauptstädten wächst die Sorge, dass Russland sich – sobald es kann – neue Ziele setzt. Die Warnungen vor einem möglichen Angriff auf die baltischen Staaten oder Finnland verhallen nicht. Die NATO hat gerade erst ein historisches Aufrüstungsprogramm verabschiedet: 5 Prozent des BIP sollen künftig in Verteidigung fließen. Eine Antwort auf Putins Politik der Einschüchterung.
Was bleibt, ist ein fatales Fazit: Der Mann, der den Krieg willentlich entfesselte, spielt nun den besorgten Haushälter. Doch solange in Kiew Bomben fallen, ist jedes Sparversprechen aus Moskau nichts als ein perfides Schauspiel. Die Wahrheit liegt nicht in Putins Worten, sondern in seinen Raketen. Und die sprechen eine andere Sprache.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild Pixabay
Montag, 30 Juni 2025