Biden verstehen: American Dada

Biden verstehen: American Dada


G7-Gipfel in Cornwall, NATO-Besprechung in Brüssel und ein Tête-à-Tête mit Russlands Präsident Putin - US-Präsident Biden hat ein paar ereignisreiche Tage hinter sich. Gut, dass er das meiste davon inzwischen bestimmt schon wieder vergessen hat.

Biden verstehen: American Dada

Von Ramiro Fulano

Meine Damen und Herren: Auch bei unseren Linken jederlei Geschlechts scheint sich allmählich rumzusprechen, dass irgendwas nicht ganz stimmt mit US-Präsidement, äh US-Präsediment - mit US-Präsident Joe Biden. Natürlich war bereits während des Präsidentschafts-Wahlkampfs - den Biden vorwiegend von seinem Keller aus führte - klar, dass Joe Biden nicht mehr das ist, was er als Obama-Vize vielleicht mal war: ein aalglatter Berufspolitiker mit einem instinktiven Gefühl dafür, was die Leute gerne hören wollen und der Fähigkeiten, ihnen das Gefühl zu geben, verstanden zu werden - was vielen seiner Wählerinnen jederlei Geschlechts anscheinend genügt.

Doch Herrjemine, was müssen die Biden-Fans dieser Tage erleben, wenn sie sich in die Nachrichten verirren oder die Zeitung aufschlagen? Berichte über Bidens Ehefrau Dr. Jill, die ihren Joe in Cornwall auf den rechten Pfad zurückrufen muss, nachdem er sich auf der Hotel-Terrasse verirrt hatte (sofern man sich auf fünfzig Quadratmetern wirklich verirren kann). Pressekonferenzen, in denen Biden in seiner Funktion als Trump-Nemesis beunruhigend lange Kunstpausen macht, nachdem ihm die Gedanken mitten im Satz zu entgleisen scheinen - und dann zusammenhangslos die üblichen Sprechblasen abspult, die sich ihm in seiner Zeit als Establishment-Politiker vielleicht zu tief ins Gedächtnis eingebrannt haben. Und das alles ohne, dass man als Zuschauer das Gefühl hätte, Mr Biden würde viel von dem mitbekommen, was mit ihm und um ihn herum geschieht.

Es ist ein ziemlich unwürdiges Schauspiel, dass man ungebeten miterleben muss, wenn Bidens Mannschaft jederlei Geschlechts ihren besten Spieler in Stellung bringt, auf den Podien der Pressekonferenzen dieser Welt. Und man fragt sich - nicht nur im eigenen, sondern auch in Mr Bidens Interesse - ob dieser Senior nicht in der „Schattigen Pinie“ besser aufgehoben wäre, zusammen mit den Golden Girls, um dort die Erdbeeren in seinem Müsli zu zählen.

Natürlich hat die Sache auch einen ernsten Hintergrund: Wenn in den letzten sagen wir mal 70 Jahren die Gefahr bestand, ein US-Präsident könnte „aus Versehen“ den sogenannten Dritten Weltkrieg starten, dann doch wohl im Moment. Im beängstigenden Gegensatz zu Joe Biden erweckte Donald J. Trump doch zu allen Zeiten den glaubwürdigen Eindruck, geistig rege und im Vollbesitz seiner mentalen Kräfte zu sein. Aber so  ist das mit der Linken: Ihre Weltuntergangs-Phantastereien werden weiniger von den tatsächlichen Gegebenheiten als vielmehr von der politischen Zweckdienlichkeit diktiert - genau wie die meisten ihrer übrigen Vorstellungen und Verlautbarungen natürlich auch.

Und natürlich ist nichts davon erst bekannt geworden, nachdem 80 Millionen Amerikaner Joe Biden gewählt hatten. Nein, wer mehr als ein kursorisches, opportunistisches Interesse am Weltgeschehen mitbringt, dem kann nicht entgangen sein, welchen geistigen Abbau der realexistierende Mr Biden in den letzten Monaten erlitten hat. Es kann sein, dass unsere Linken jederlei Geschlechts nichts davon wahrhaben wollen. Ich persönlich glaube, dass die meisten von ihnen es nicht mal merken, wie es um Joe Biden wirklich steht. Weil sie auch sonst nicht viel merken (außer von systemischem Rassismus und Climate Change). Denn so ist das nun mal, wenn alles mit allem und gar nichts zu tun hat - sondern nur mit den derzeit angesagten politischen Wahn-Ideen.

Wir sind in den ersten rund 150 Tagen von Joe Biden in einer mentalen Landschaft angekommen, in der es wie in den Kunstwerken von Kurt Schwitters zugeht. Für alle Leserinnen und Leser, die keine Doktorarbeit in Kunstgeschichte geschrieben haben (so wie ich): Kurt Schwitters war in der Spätzeit der Weimarer Republik der wichtigste Vertreter der „Merz-Kunst“, einer Art Dadaismus (was Schwitters leicht fiel, denn außer ihm gab es so gut wie keine „Merz“-Künstler). Dadaismus ist, wenn alles gleichwichtig oder unwichtig ist: eine Art Kommunismus der Kognitionen. Oder so ähnlich, wie in der 12-Ton-Musik Schoenbergs - alle Noten egal. Eine Kontonummer bedeutet genauso viel wie ein Baum, ein Busfahrplan so viel wie Goethes gesammelte Werke und eine Ansichtskarte aus der Schweiz ist praktisch Gott (dabei wähnt der Dadaismus sich natürlich völlig agnostisch, sonst hätte er bei seinem Publikum längst verschissen).

Das klingt wie ein mehr oder weniger übersichtliches Gedankenexperiment für Schöngeister, Beamten und andere Menschen mit zu viel Zeit (und zu wenig Arbeit). Vor allem aber ist es eine Kunstrichtung, die ihrem Publikum nicht zu viel Surrealismus abverlangt und deren Konstruktivismus dekorativ und zumindest vordergründig unpolitisch bleibt. Und das ist bereits mehr, als man sich von der meisten zeitgenössischen Kunst versprechen darf (eigentlich fast schon ein Grund, sich die eine oder andere Schwitters-Kunstpostkarte an die Wand zu hängen). Für den Künstler, namentlich: Kurt Schwitters, hingegen war der Dadaismus natürlich kein Hobby oder Zeitvertreib, sondern eine Lebensaufgabe. Deren Krönung bestand in seinem sogenannten „Merz-Bau“, ein Sammelsurium aus Fundstücken, das sich ausgehend von seinem Arbeitszimmer durch ein mehrgeschossiges Zinshaus in Hannover fraß (bevor die Royal Air Force auch dort für etwas mehr Freiraum sorgte).  

Der Merz-Bau existiert derzeit als Rekonstruktion im örtlichen Sprengel-Museum für moderne Kunst (wieviel Geld doch in diesen schrecklichen Erfrischungs-Stäbchen gesteckt haben muss, die es immer im Kino gab). Lange Rede kurzer Sinn: Wer wissen will, wie es im Kopf von Joe Biden wahrscheinlich zugeht, sollte sich in der Mittagspause mal in den Merz-Bau begeben: Es ist ein Erlebnis geradezu klaustrophobischen Autismus, in dem alles gleichermaßen wichtig ist - oder eben völlig unwichtig. Der G7-Gipfel mit Baum, Dr. Jills Ansichtskarte aus der Schweiz, die NATO und Mr Putins Kontonummer. Den Merz-Bau verstehen heißt, Joe Biden verstehen.

Natürlich wäre nichts von dem, was ich hier sage, nicht auf irgendeine Art kompatibel mit dem, was seit langem der Plan gewesen sein muss: Irgendwann wird Kamala Harris, die bereits jetzt wie ein Damokles Schwert nicht von Onkel Joes Seite reicht, ihr politisches Erben antreten und die erste schwarze, völlig weibliche US-Präsidentin jederlei Geschlechts werden. Also im Grunde genommen Obama 2.0 nur mit weniger Michelle. Es ist natürlich völlig verschwörungstheoretisch gedacht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das nicht von Anfang an der Plan war. Nur bedarf es dazu wirklich dieses unwürdigen Schauspiels?


Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: Gage Skidmore from Surprise, AZ, United States of America, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons


Mittwoch, 16 Juni 2021

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