Trump und die Grenzen der jüdischen Identität – Ein gefährliches Spiel mit ZugehörigkeitTrump und die Grenzen der jüdischen Identität – Ein gefährliches Spiel mit Zugehörigkeit
Kritik an politischen Gegnern ist legitim – aber wer bestimmt, wer jüdisch ist?
Donald Trump sorgt erneut für Empörung. Der amtierende US-Präsident hat sich in der Vergangenheit immer wieder zur jüdischen Identität seiner politischen Gegner geäußert – diesmal traf es den demokratischen Senator Chuck Schumer. In einer abfälligen Bemerkung stellte Trump dessen jüdische Zugehörigkeit infrage und erklärte ihn kurzerhand zum „Palästinenser“.
Politische Angriffe oder Identitätsdebatte?
Trumps Äußerungen über jüdische Persönlichkeiten sind kein Zufall. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte er wiederholt jüdische Wähler in den USA kritisiert, wenn sie nicht für ihn stimmten, und dabei suggeriert, dass wahre Unterstützung für Israel mit einer bestimmten politischen Haltung einhergehen müsse. Nun nimmt er sich das Recht heraus, zu definieren, wer jüdisch ist und wer nicht.
Die Instrumentalisierung jüdischer Identität für politische Zwecke ist nicht neu, doch Trumps Aussagen greifen tief in die Selbstbestimmung einer religiösen Gemeinschaft ein. Jüdisch zu sein ist mehr als eine Frage der Politik – es ist eine kulturelle, religiöse und familiäre Identität, die sich über Jahrtausende entwickelt hat. Kein Politiker kann darüber entscheiden, wer dazugehört und wer nicht.
Geschichte wiederholt sich
Wer solche Aussagen hört, fühlt sich unweigerlich an historische Beispiele erinnert. In Europa gab es immer wieder Versuche, jüdische Identität von außen zu definieren – sei es durch Antisemiten, die Juden ausschließen wollten, oder durch politische Kräfte, die sich anmaßten, jüdische Zugehörigkeit nach eigenen Maßstäben festzulegen.
Dass der Präsident der Vereinigten Staaten nun in diese Richtung argumentiert, ist besorgniserregend. Trumps Rhetorik grenzt nicht nur aus, sondern spielt auch mit antisemitischen Narrativen, indem sie eine Art „guten“ und „schlechten“ Juden konstruiert – je nachdem, ob jemand politisch auf seiner Linie liegt oder nicht.
Die Reaktion der jüdischen Gemeinschaft
Jüdische Organisationen in den USA und weltweit haben Trumps Bemerkung mit deutlicher Kritik aufgenommen. Führende Vertreter der jüdischen Gemeinde betonen, dass jüdische Identität nicht von politischen Opportunitäten abhängt. Auch muslimische Organisationen äußerten sich kritisch, weil Trump den Begriff „Palästinenser“ offenbar als abwertend gemeint habe.
Doch die eigentliche Gefahr liegt tiefer: Wenn Identität zu einer politischen Waffe wird, öffnet dies Tür und Tor für weitere Manipulationen. Wer heute entscheidet, wer jüdisch ist, könnte morgen darüber bestimmen, wer „richtig“ amerikanisch, deutsch oder französisch ist.
Die Verantwortung der Politik
Es ist an der Zeit, dass politische Debatten sich wieder um Inhalte drehen – nicht um die Zugehörigkeit von Menschen zu ihrer eigenen Gemeinschaft. Identität ist kein Argument in der politischen Auseinandersetzung, sondern ein persönliches Recht. Trump mag mit seinen Provokationen auf Schlagzeilen aus sein, doch langfristig schadet eine solche Rhetorik dem gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Letztlich bleibt eine Frage offen: Wenn ein Politiker sich das Recht herausnimmt, anderen ihre Identität abzusprechen – was kommt als nächstes?
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Di Michael Vadon - Opera propria, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=51236080
Samstag, 15 März 2025