FSU-Massaker: Phoenix Ikners Nazi-Wahn und tödliche Gewalt

FSU-Massaker: Phoenix Ikners Nazi-Wahn und tödliche Gewalt


Ein 20-jähriger Student tötet zwei Menschen und verletzt sechs weitere an der Florida State University – mit der Waffe seiner Stiefmutter, einer Sheriff-Stellvertreterin. Phoenix Ikner, der Schütze, verehrte Hitler, benutzte Nazi-Symbole online und verbreitete weiße suprematistische Ideologien. Doch wie konnte ein junger Mann mit Zugang zu Polizeitraining und einer schwierigen Kindheit so weit gehen? Ein Blick auf die erschütternden Details eines vermeidbaren Dramas.

FSU-Massaker: Phoenix Ikners Nazi-Wahn und tödliche Gewalt

Am 17. April 2025 verwandelte Phoenix Ikner, ein 20-jähriger Politikwissenschaftsstudent an der Florida State University (FSU) in Tallahassee, den Campus in ein Schlachtfeld. Mit einer ehemaligen Dienstwaffe seiner Stiefmutter, einer langjährigen Sheriff-Stellvertreterin, eröffnete er das Feuer im Student Union Gebäude, tötete zwei Menschen – Robert Morales, einen beliebten Highschool-Footballtrainer, und Tiru Chabba, einen Familienvater – und verletzte sechs weitere. Ikner wurde von der Polizei angeschossen, schwer verletzt und wird nach seiner Krankenhausentlassung mit Anklagen bis hin zu Mord ersten Grades konfrontiert. Doch hinter der Tat liegt ein verstörendes Mosaik aus weißer suprematischer Ideologie, Nazi-Verehrung und einer Kindheit voller Traumata. Wer ist Phoenix Ikner, und wie konnte es so weit kommen?

Das Verbrechen: Ein fünfminütiger Terrorangriff

Um 11:50 Uhr vormittags begann der Albtraum. Ikner, bewaffnet mit einer .45-Kaliber-Pistole, die seiner Stiefmutter Jessica Ikner gehörte, sowie einer Schrotflinte und einem AR-15-Sturmgewehr, das später in seinem Auto gefunden wurde, eröffnete das Feuer nahe dem Student Union. Binnen Minuten reagierten die Campus-Polizei und die Tallahassee Police Department. Ikner ignorierte die Befehle der Beamten, wurde angeschossen und festgenommen. Laut Polizeichef Lawrence Revell handelte er allein, und es gab keine Verbindung zu den Opfern – ein scheinbar willkürlicher Akt der Gewalt. Die Universität sendete um 12:01 Uhr eine Warnung an Studenten und Mitarbeiter, sich in Sicherheit zu bringen. Eine Überlebende, die 23-jährige Studentin Madison Askins, berichtete, sie habe sich tot gestellt, um weiteren Schüssen zu entgehen.

Die Opfer waren keine Studenten: Robert Morales, 57, arbeitete in der Gastronomie der Universität und war als Trainer bekannt, während Tiru Chabba, 45, als Regionalmanager für den Campus-Dienstleister Aramark tätig war. Beide hinterlassen Familien. Von den sechs Verletzten befanden sich laut Tallahassee Memorial HealthCare am 18. April drei in gutem und einer in stabilem Zustand. Die Tat dauerte nur fünf Minuten, doch die Narben werden bleiben.

Nazi-Symbole und weiße Vorherrschaft: Ikners dunkle Welt

Die Anti-Defamation League (ADL) enthüllte kurz nach der Tat schockierende Details über Ikners Online-Aktivitäten. Auf Gaming-Plattformen wie XBOX Live nutzte er ein grobes Bild von Adolf Hitler mit dem Wort „Nein“ als Profilbild. Ein weiteres Konto trug den Namen „Schutzstaffel“, die berüchtigte SS, die für die Durchführung des Holocausts verantwortlich war. Seine E-Mail-Posteingänge zeigten, dass er als „Schutzstaffel“ angesprochen wurde. Ikner verwendete zudem das Emblem der Patriot Front, einer weißen suprematistischen Gruppe, die für antisemitische Propaganda bekannt ist. Seine Suchhistorie umfasste Begriffe wie „wissenschaftlicher Rassismus“, eine Grundlage des Nazi-Antisemitismus, und „nationale Konföderiertenflagge“, ein Symbol rassistischer Ideologien.

Die ADL betonte, dass diese Funde Teil eines größeren Musters seien. „Sie geben Einblick in seine Denkweise“, sagte Carla Hill, leitende Forscherin des ADL-Zentrums gegen Extremismus, gegenüber USA Today. Ein ADL-Bericht vom Januar 2025 wies darauf hin, dass antisemitische und rassistische Inhalte auf Gaming-Plattformen weit verbreitet sind. Ikner ist kein Einzelfall: Der Schütze der Nashville-Schule 2024 hatte ebenfalls Hitler verehrt, und mehrere Massenschützen der letzten Jahre vertraten die antisemitische „Great Replacement“-Theorie, die behauptet, weiße Bevölkerungen würden gezielt durch Minderheiten verdrängt.

Ikners Ideologie: Hass im Klassenzimmer

Klassenkameraden von Ikner, der zuvor das Tallahassee State College besuchte, berichteten von seinem offenen Rassismus und seiner extremen Rhetorik. Lucas Luzietti, ein Politikstudent, erzählte NBC News, Ikner habe behauptet, Joe Biden sei illegal ins Amt gekommen, Rosa Parks habe „falsch gehandelt“, und Schwarze würden sein Viertel „ruinieren“. Er verunglimpfte die Stonewall-Aufstände, Multikulturalismus und palästinensische sowie Black-Lives-Matter-Proteste als „dreckige Ratten“. „Ich dachte, dieser Mann sollte keine Waffen haben“, sagte Luzietti. Reid Seybold, Präsident eines politischen Diskussionsclubs, bestätigte, dass Ikner wegen seiner „weißen suprematistischen Rhetorik“ aus der Gruppe ausgeschlossen wurde. Riley Pusins, der aktuelle Club-Präsident, beschrieb Ikner als lautstarken Trump-Unterstützer, der neonazistische Ansichten und die rechtsextreme Partei Alternative für Deutschland (AfD) guthieß.

Ikner war ein registrierter Republikaner und hatte 2022 gewählt. In einem Interview mit der FSU-Studentenzeitung im Januar 2025 spottete er über Anti-Trump-Proteste: „Es ist zu spät, er wird am 20. Januar eingeweiht. Außer einem Aufstand könnt ihr nichts tun, und das will niemand.“ Sein Instagram-Profil, das nach der Tat gelöscht wurde, enthielt ein Bibelzitat: „Du bist mein Kriegsklub, meine Waffe für die Schlacht; mit dir zerschmettere ich Nationen.“

Eine traumatische Kindheit: Wurzeln der Radikalisierung?

Ikner, geboren als Christian Gunnar Eriksen, hatte eine schwierige Kindheit. Seine leiblichen Eltern, Christopher Ikner und Anne-Mari Eriksen, trennten sich, als er drei war. Eine jahrelange Sorgerechtsstreit folgte, die von gegenseitigen Vorwürfen der Gewalt und Manipulation geprägt war. 2015, als Ikner zehn war, nahm Eriksen ihn ohne Zustimmung des Vaters nach Norwegen, indem sie vorgab, nach Südflorida zu reisen. Laut Gerichtsdokumenten hatte Ikner Entwicklungsverzögerungen, ADHD und eine Wachstumshormonstörung, die regelmäßige medizinische Betreuung erforderten. Sein Vater holte ihn mit Hilfe der Polizei zurück. Eriksen wurde verhaftet, bekannte sich 2016 schuldig und erhielt eine Haftstrafe.

2020 ließ Ikner seinen Namen in Phoenix Ikner ändern, ein Symbol für einen Neuanfang „aus der Asche“. Er lebte bei seinem Vater und seiner Stiefmutter Jessica Ikner, einer Sheriff-Stellvertreterin mit 18 Jahren Dienstzeit. Jessica übte mit ihm Schießtraining, und Ikner war Mitglied des Jugendbeirats der Sheriff-Abteilung. Laut Sheriff Walter McNeil war er „Teil der Sheriff-Familie“ und hatte Zugang zu Waffen – ein Umstand, der keine Überraschung war. Dennoch warf Eriksen der Familie vor, Ikner zu Jagen und Hass eingetrichtert zu haben.

Der Zugang zu Waffen: Ein vermeidbares Versagen

Die Tatwaffe, eine .45-Kaliber-Pistole, war eine ehemalige Dienstwaffe von Jessica Ikner, die sie nach einem Waffentausch privat behalten durfte. Zusätzlich fand die Polizei eine Schrotflinte und ein AR-15 im Auto, das auf Ikners Vater registriert war. Die Vielzahl an Waffen deutet laut Ermittlern darauf hin, dass Ikner einen noch größeren Angriff plante. Jessica Ikner wurde nach der Tat beurlaubt und in die Abteilung für Eigentumsdelikte versetzt, während eine interne Untersuchung läuft.

Aus israelischer Sicht ist Ikners Fall ein weiteres Beispiel für die wachsende Bedrohung durch weißen suprematistischen Extremismus, der oft mit Antisemitismus verknüpft ist. Die ADL-Funde, insbesondere Ikners Verwendung von Nazi-Symbolik und Patriot-Front-Emblemen, erinnern an ähnliche Vorfälle weltweit, wie die Präsenz von Nazi-Flaggen in Ohio oder die Festnahme von Neonazis in Deutschland. Israel, das die Sicherheit seiner Bürger und der jüdischen Diaspora im Blick hat, sieht solche Ideologien als direkte Gefahr. Premierminister Benjamin Netanyahu betonte in einer Rede im März 2025, dass Antisemitismus in jeder Form – ob auf der Straße oder online – bekämpft werden müsse. Ikners Tat, obwohl nicht direkt gegen jüdische Ziele gerichtet, zeigt, wie tief verwurzelte Ideologien der Nazi-Ära weiterhin Gewalt inspirieren.

Fazit: Ein Weckruf gegen Hass und Nachlässigkeit

Phoenix Ikners Amoklauf an der FSU ist eine Tragödie, die durch Hass, unkontrollierten Waffenzugang und versäumte Warnsignale ermöglicht wurde. Seine Verehrung von Nazis und weißen suprematistischen Ideologien war kein Geheimnis – Klassenkameraden hatten ihn wiederholt angeprangert. Doch weder die Universität noch die Sheriff-Abteilung, in der er trainierte, griff ein. Die Tat zeigt, wie dringend bessere Präventionsmaßnahmen gegen Radikalisierung und strengere Waffenkontrollen nötig sind. Für die Opfer und ihre Familien bleibt nur Trauer – und die Frage, warum niemand den Abstieg eines jungen Mannes in den Abgrund stoppte.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot Social Media


Mittwoch, 23 April 2025

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