Trump-Vertraute zweifeln am US-Nahostgesandten: Hat Steve Witkoff das falsche Verständnis von Iran, Hamas und Russland?Trump-Vertraute zweifeln am US-Nahostgesandten: Hat Steve Witkoff das falsche Verständnis von Iran, Hamas und Russland?
Ein neuer Nahost-Deal steht auf der Kippe – und ausgerechnet der Mann, der ihn retten soll, wankt.
In den Fluren der Macht in Washington brodelt es. Während US-Präsident Donald Trump mit eisernem Willen darauf drängt, Teheran in die Knie zu zwingen und Hamas unter Druck zu setzen, werfen Insider aus Trumps eigener Administration seinem Nahostgesandten Steve Witkoff gravierende Fehlentscheidungen vor. „Ein netter Kerl, aber ein tölpelhafter verdammter Idiot“, urteilt ein hochrangiges ehemaliges Regierungsmitglied gegenüber der New York Post. Witkoff, so die Einschätzung, sei der Aufgabe nicht gewachsen – vor allem nicht allein.
Witkoff selbst hatte in einem Interview mit Fox News kürzlich eingeräumt, er sei davon ausgegangen, bei der Geiselfrage mit Hamas eine Einigung erzielt zu haben. „Ich dachte, wir hätten ein akzeptables Abkommen“, sagte er. „Vielleicht war ich einfach naiv.“ Diese Offenheit wirft Fragen auf. Denn wer sich in der Welt des Nahen Ostens bewegt, wer mit Akteuren wie Hamas und Iran verhandelt, darf sich keinen Illusionen hingeben. Hier geht es nicht um kurzfristige Deals, nicht um rationale Win-Win-Szenarien – hier geht es um Ideologien, Macht und jahrzehntelange Feindbilder.
Die israelische Nahostexpertin Shiri Fein-Grossman bringt es auf den Punkt: „Seine Annahme, dass Akteure wie Hamas oder Iran primär von einem Lebenswillen getrieben sind und sich durch direkte Gespräche zähmen lassen, zeigt ein gefährliches Missverständnis ihrer langfristigen ideologischen Ziele.“ Mit anderen Worten: Wer glaubt, man könne mit Terrororganisationen oder einem Unrechtsregime wie dem Iran verhandeln wie mit westlichen Demokratien, der hat schon verloren, bevor die Gespräche beginnen.
Doch nicht nur die inhaltliche Naivität macht Beobachtern Sorgen. Auch organisatorisch scheint Witkoff überfordert. Der israelische Sicherheitsexperte Danny Citrinowicz vom Institut für nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv warnt: „Wie will Witkoff zwei so anspruchsvolle Verhandlungen gleichzeitig führen?“ Gemeint sind die Gespräche mit Iran über dessen Nuklearprogramm und parallel die Bemühungen, die Geiselsituation mit Hamas zu lösen. Beide Konflikte sind komplex, vielschichtig, historisch aufgeladen – und verlangen volle Aufmerksamkeit. „Ich hoffe, er holt sich Verstärkung ins Team“, sagt Citrinowicz. „Denn derzeit haben die Iraner vermutlich die Oberhand, allein schon wegen ihres enormen Verhandlungsgeschicks.“
Währenddessen gehen die Gespräche mit Teheran weiter – nächste Woche sollen die Nuklearverhandlungen in die nächste Runde gehen. Vermittelt wird erneut über Oman. Auch wenn Trump selbst sich zuversichtlich zeigt, eine neue Vereinbarung mit der Islamischen Republik erreichen zu können, die Teherans Weg zur Atombombe blockiert, sind die Zeichen nicht eindeutig. Der iranische Außenminister Abbas Araqchi warnte am Wochenende, man sei „äußerst vorsichtig“ mit Blick auf den Erfolg der Gespräche. Dass Witkoff und Araqchi bereits mehrere Runden, unter anderem in Rom und Muscat, miteinander verhandelt haben, heißt noch lange nicht, dass ein Durchbruch bevorsteht.
Derweil erhöht US-Außenminister Marco Rubio den Druck und stellt klar, dass Iran im Rahmen eines Abkommens die Urananreicherung komplett einstellen müsse – sämtlicher angereicherter Brennstoff solle aus dem Ausland importiert werden, auch für das einzige iranische Atomkraftwerk Bushehr. Ex-Sicherheitsberater John Bolton, der in Trumps erster Amtszeit als Hardliner galt, wird auf X/Twitter noch deutlicher: „Witkoffs Gespräche mit Iran sind reine Zeitverschwendung.“ Die Iraner wollten nur Zeit gewinnen, um ihre Wirtschaft zu entlasten und das Militär wiederaufzubauen. „Wir dürfen uns nicht von ihnen an der Nase herumführen lassen.“
Das Dilemma, vor dem Witkoff steht, ist damit klar umrissen: Zwischen dem Ideal der Diplomatie und der Realität brutaler Machtpolitik stehen derzeit Menschenleben, geopolitische Gleichgewichte und die Frage, ob die USA es schaffen, ihren Einfluss im Nahen Osten zu behaupten. In Israel, das sich weiterhin von Hamas bedroht sieht und dem iranischen Atomprogramm misstraut, betrachtet man die Entwicklungen mit großer Skepsis – und mit wachsender Sorge, ob Washington hier tatsächlich die richtige Strategie fährt.
Es bleibt offen, ob Witkoff diese Zerreißprobe übersteht. Sicher ist nur: Wer im Nahen Osten auf Naivität setzt, verliert nicht nur Verhandlungen – er riskiert, das Leben unzähliger Menschen aufs Spiel zu setzen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By kremlin.ru, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=163492206
Donnerstag, 01 Mai 2025