Trump beendet Bombardierungen im Jemen – Israel vor den Kopf gestoßen

Trump beendet Bombardierungen im Jemen – Israel vor den Kopf gestoßen


Ohne Rücksprache mit Israel verkündet US-Präsident Trump einen Houthi-Deal – und offenbart damit eine gefährliche Verschiebung der Prioritäten in der amerikanischen Nahostpolitik.

Trump beendet Bombardierungen im Jemen – Israel vor den Kopf gestoßen

US-Präsident Donald Trump überraschte am Dienstagabend nicht nur die Weltöffentlichkeit – sondern vor allem die israelische Regierung. In einer Erklärung aus dem Oval Office verkündete er das Ende der amerikanischen Luftangriffe auf die vom Iran unterstützten Houthi-Rebellen im Jemen. Im Gegenzug hätten diese zugesichert, keine weiteren Angriffe auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer zu unternehmen. Für Israel kam diese Ankündigung einem Schock gleich – nicht nur, weil man in Jerusalem im Vorfeld nicht informiert wurde, sondern weil die Entscheidung exakt an dem Tag fiel, an dem das US-Militär noch eine israelische Operation im Jemen durch seine Luftüberwachung abgesichert hatte.

Was Trump als einen weiteren Erfolg seiner „America First“-Politik verkaufen will, ist für Israel ein diplomatischer Affront – und ein warnendes Signal. Denn es zeigt, wie weit sich die Interessen Washingtons inzwischen von jenen Jerusalems entfernt haben. Trumps Priorität ist die Sicherung amerikanischer Handelswege. Dass die Houthi-Milizen weiterhin eine existenzielle Bedrohung für Israel darstellen, scheint ihn kaum zu interessieren – solange keine US-Schiffe mehr beschossen werden.

Wer zahlt den Preis für den „Frieden“?

Die Details des Deals mit den Houthis sind dürftig. Trump behauptete, die Miliz habe ihm sinngemäß mitgeteilt: „Bitte bombardiert uns nicht mehr, und wir greifen eure Schiffe nicht mehr an.“ Eine bemerkenswert naive Einschätzung einer Gruppe, die sich offen zum iranischen Revolutionsregime bekennt, Israels Existenzrecht ablehnt und auch nach den Angriffen auf die Schifffahrt weiterhin militärisch aufrüstet. Noch verstörender ist Trumps Tonlage: keine Mahnung, keine Absicherung, kein Hinweis auf Kontrollmechanismen – als habe man es mit einer zivilisierten Verhandlungspartnerin zu tun und nicht mit einer radikal-islamistischen Terrororganisation.

Für Israel ist das eine gefährliche Entwicklung. Denn während der Iran seine Milizen in Syrien, im Libanon, im Irak und im Jemen weiter ausbaut und stärkt, scheint Washington bereit, strategische Rückzüge zu akzeptieren, sofern amerikanische Interessen kurzfristig gewahrt bleiben. Dass der Iran und seine Verbündeten langfristig eine Destabilisierung der gesamten Region planen – mit Israel im Zentrum dieses Planes –, wird ausgeblendet.

Ignoriertes Bündnis

Dass Israel vorab nicht über die Entscheidung informiert wurde, ist mehr als nur ein diplomatischer Fauxpas. Es untergräbt das Vertrauen in ein Bündnis, das jahrzehntelang als unerschütterlich galt. Premierminister Benjamin Netanyahu bemüht sich zwar, das Gegenteil zu betonen. Es gebe weiterhin ständige Koordination mit Washington, behauptet er, unter anderem durch seinen engen Vertrauten Ron Dermer, der diese Woche zu Gesprächen in die US-Hauptstadt reist. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache: Die Trump-Regierung hat einen Deal mit Israels Feinden geschlossen, ohne das Land auch nur darüber zu informieren – und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem israelische Streitkräfte im selben Gebiet operierten.

Besonders bitter ist dies vor dem Hintergrund der anstehenden Nahost-Reise Trumps. Während Besuche in Saudi-Arabien und bei anderen Golfstaaten fest eingeplant sind, steht Israel bisher nicht auf der Reiseliste – ein weiteres Indiz dafür, wie weit die Prioritäten sich verschoben haben. Dass Trump, der sich stets als größter Freund Israels inszenierte, ausgerechnet jetzt auf Nähe zu arabischen Staaten setzt, ohne Jerusalem mitzunehmen, lässt tief blicken.

Realpolitik statt Solidarität

Der Fall Houthi ist nur ein Symptom einer tieferliegenden Veränderung. Auch in Bezug auf das iranische Atomprogramm verfolgt Washington längst wieder einen Kurs, der auf Abkommen statt Abschreckung setzt – möglicherweise zu Bedingungen, die Israel nicht akzeptieren kann. Wenn die USA bereit sind, mit den Houthis zu verhandeln, warum nicht auch mit Teheran? Und was wird dann aus Israels Sicherheit?

Die Lektion aus dieser Woche ist klar: Trumps „America First“ bedeutet nicht automatisch „Israel included“. Für Jerusalem muss das eine ernste Warnung sein. Denn wer sich in sicherheitspolitischer Hinsicht blind auf Washington verlässt, könnte am Ende alleine dastehen – umgeben von Feinden, mit Verbündeten, die lieber Deals als Solidarität liefern.


Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle: By Gage Skidmore from Surprise, AZ, United States of America - Donald Trump, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=151886913


Mittwoch, 07 Mai 2025

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