„Befreit“ von Anstand: Wie die Columbia University zum Symbol eines moralischen Kollapses wurde

„Befreit“ von Anstand: Wie die Columbia University zum Symbol eines moralischen Kollapses wurde


Ein ikonisches Wahrzeichen der Bildung wird von Demonstranten besetzt, jüdische Studierende in Angst zurückgelassen – und ein ganzes Land schaut zu.

„Befreit“ von Anstand: Wie die Columbia University zum Symbol eines moralischen Kollapses wurde

Die Butler Library der Columbia University war einst ein Ort des Lernens, ein architektonisches Symbol für Aufklärung, Offenheit und Wissenschaft. Am 7. Mai wurde sie zu einem Brennpunkt ideologischer Enthemmung. Mehr als 80 maskierte Demonstranten stürmten das Gebäude, hissten Banner wie „Strike for Gaza“ und erklärten die Bibliothek zur „Basil Al-Araj Popular University“. Es war keine spontane Meinungsäußerung, sondern eine gezielte Besetzung. Und sie war nicht friedlich.

Was sich in New York ereignet hat, ist bezeichnend für eine Entwicklung, die längst alle roten Linien überschritten hat. Antisemitische Parolen sind heute getarnt als politische Statements, offen ausgesprochen an Orten, die für Toleranz und akademische Freiheit stehen sollen. Columbia, das seit Monaten im Mittelpunkt der Debatte um Antisemitismus an amerikanischen Universitäten steht, hat nun reagiert – spät, aber nicht zu spät: Über 65 Studierende wurden suspendiert, darunter auch viele, die an den Abschlussprüfungen teilnehmen wollten. Weitere 33 Personen – darunter externe Unterstützer – erhielten Hausverbot.

Diese Entscheidung war notwendig. Denn sie markiert den Punkt, an dem eine Universität sich nicht länger von einem lautstarken Mob vorschreiben lässt, wer in ihren Räumen sprechen darf und wer schweigen muss. Die Tatsache, dass zwei Sicherheitsbeamte bei der Räumung verletzt wurden, zeigt: Es geht längst nicht mehr um Protest, sondern um Einschüchterung.

Einige der Besetzer trugen Masken, schlugen auf Trommeln und posierten in einer Weise, die eher an revolutionäre Inszenierung als an ernsthaften Aktivismus erinnerte. Dass sie den Lesesaal – in dem Generationen junger Menschen studierten – ausgerechnet nach Basil al-Araj benannten, einem palästinensischen Terroristen, spricht Bände. Es ist ein klares Bekenntnis zur Verherrlichung von Gewalt – nicht etwa zur Versöhnung oder zum Dialog.

Die Trump-Regierung, in ihrer zweiten Amtszeit mit einem deutlich härteren Kurs gegen Antisemitismus, zeigte sich „ermutigt“ vom entschlossenen Handeln Columbias. Kein Wunder: Noch im Frühjahr hatte das Antisemitismus-Task-Force unter Leitung der Regierung fast 2,2 Milliarden Dollar an Bundesmitteln eingefroren – weil Columbia nachweislich versäumt hatte, jüdische Studierende ausreichend zu schützen.

Was also bleibt von diesem Protest? Sicher keine moralische Überlegenheit. Die Maskerade von Fürsorge für Palästinenser ist längst zum Feigenblatt einer Ideologie geworden, die Israel dämonisiert, Gewalt relativiert und Antisemitismus salonfähig macht. Dass diese Haltung gerade an Universitäten gedeiht, ist bitter. Bildungseinrichtungen sollten Leuchttürme der Aufklärung sein – keine Trainingslager für ideologische Abschottung.

Die Besetzer sprachen von einer „Liberated Zone“. Befreit war dort gar nichts – außer vielleicht von Verantwortung, Empathie und Respekt. Der wahre Mut dieser Tage liegt bei jenen jüdischen Studierenden, die sich trotz Bedrohungen und verbaler Hetze nicht vertreiben lassen. Columbia hat mit der Suspendierung der Täter ein wichtiges Signal gesetzt. Es ist ein Anfang – nicht das Ende.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von King of Hearts - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52902810


Samstag, 10 Mai 2025

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