Trump im Krisenmodus: Diplomatische Versprechen treffen auf die Realität des KriegesTrump im Krisenmodus: Diplomatische Versprechen treffen auf die Realität des Krieges
„Ich dachte, das wird leicht – sie kämpfen doch nur seit tausend Jahren“: Trumps Nahost-Vereinfachungen holen ihn ein.
Donald Trump wollte als Präsident der USA einmal mehr beweisen, dass er der große Dealmaker ist – der Mann, der Konflikte mit einem Schlag beendet, den Weltfrieden aushandelt und Kriege mit Handschlag beendet. Doch die Realität, der sich Trump in seiner zweiten Amtszeit nun gegenübersieht, ist zäher als jede Fernsehshow: Der Krieg zwischen Israel und der Hamas tobt ohne Lösung am Horizont, Russlands Angriff auf die Ukraine zieht sich weiter in ein blutiges Patt – und das Atomabkommen mit dem Iran bleibt in weiter Ferne.
Laut einem Bericht des Wall Street Journal hat der US-Präsident bei einem privaten Treffen mit Spendern in seinem Club in Florida ungewohnt offen eingeräumt, wie schwierig sich insbesondere der israelisch-palästinensische Konflikt gestalte. Wörtlich soll er gesagt haben, „die kämpfen doch schon seit tausend Jahren“. Eine Aussage, die weniger von historischer Genauigkeit zeugt als von wachsendem Frust. Trump, der den Krieg zwischen Israel und der Hamas gern als lösbares Problem darstellt, muss nun erkennen, dass Worte keine Waffen zum Schweigen bringen.
Schon im Wahlkampf hatte er vollmundig erklärt, unter seiner Präsidentschaft hätte es weder den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine noch den Hamas-Massaker am 7. Oktober gegeben. Er versprach, den Ukraine-Krieg „am ersten Tag“ seiner Amtszeit zu beenden – ein Versprechen, das mittlerweile sogar unter seinen Unterstützern Zweifel sät. Experten wie der Politologe Kyle Haynes von der Purdue University werfen ihm vor, sich mit solchen Aussagen selbst die Latte zu hoch gelegt zu haben: „Wenn er solche Dinge ständig verspricht, ist es nicht unfair, ihn daran zu messen“, sagte Haynes dem WSJ.
Zwar konnte Trump bei seinem Amtsantritt einen ersten Achtungserfolg mit einem Teil-Geiselabkommen erzielen, das einigen israelischen Familien ihre Kinder zurückbrachte. Doch dieser Moment verblasst angesichts des aktuellen Gemetzels in Gaza, das mit Billigung Trumps intensiviert wurde. Sein Kurs, den israelischen Militäreinsatz in vollem Umfang zu unterstützen, hat laut WSJ zu Spannungen im eigenen Beraterstab geführt. Während Israels Premierminister Benjamin Netanjahu öffentlich Dankbarkeit zeigte, wächst intern in Washington die Sorge, dass ein uneingeschränktes „Go“ an Jerusalem langfristig mehr schadet als nutzt – nicht nur dem Frieden, sondern auch Trumps Ruf.
Dan Baer, ein ehemaliger US-Diplomat, fasste es gegenüber dem Wall Street Journal treffend zusammen: „Bluffen und Show können in der Diplomatie hilfreich sein, aber am Ende zählen Details und harte Arbeit.“ Trump, so lässt sich herauslesen, habe bislang eher auf Bühne als auf Strategie gesetzt.
Hinzu kommt die wachsende Unzufriedenheit über den festgefahrenen Dialog mit dem Iran. Die Gespräche über ein neues Atomabkommen stecken fest, und Teheran zeigt sich unter dem Schutzschirm Chinas und Russlands zunehmend unbeeindruckt von amerikanischem Druck. Die Hoffnung, den Iran durch Härte zur Abrüstung zu bewegen, hat sich bislang als Illusion erwiesen. Vielmehr nimmt die islamische Republik immer selbstbewusster Einfluss auf regionale Akteure – von der Hisbollah im Libanon bis zu den Huthi-Rebellen im Jemen.
Im Schatten dieser geopolitischen Sackgassen wächst die Kritik – nicht nur von politischen Gegnern, sondern auch aus den eigenen Reihen. Trumps Nahost-Gesandter Steve Witkoff, ein enger Vertrauter und Unternehmer, lässt inzwischen durchblicken, dass der Präsident die Komplexität der Region unterschätzt habe. Alan Dershowitz, Jurist und langjähriger Trump-Unterstützer, spricht vorsichtig von einer „größeren Herausforderung, als sie gehofft hatten“.
Trump steht damit nicht nur vor außenpolitischen Hürden, sondern auch vor einer innenpolitischen Vertrauenskrise. Sein Image als Macher, der Konflikte mit einem Telefongespräch löst, erodiert mit jedem weiteren Tag, an dem die Welt brennt und der Präsident statt Lösungen nur Zitate liefert. Die Bühne, die er sich selbst gebaut hat, beginnt ihn zu verschlingen.
Derweil leiden Millionen Menschen unter den Folgen dieser ungelösten Konflikte – in der Ukraine, in Gaza, in Israel. Für sie ist es keine Frage der Eitelkeit, wer welchen Deal verspricht. Sondern die existentielle Frage nach Sicherheit, Freiheit – und Frieden. Eine Antwort darauf steht noch aus. Auch von Donald Trump.
Autor: Redaktion
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Samstag, 10 Mai 2025