Trump zweifelt offen an Atomdeal mit Iran – und warnt doch vor Krieg

Trump zweifelt offen an Atomdeal mit Iran – und warnt doch vor Krieg


US-Präsident Trump verliert das Vertrauen in ein Abkommen mit dem Mullah-Regime – der Iran droht währenddessen mit Angriffen auf US-Basen.

Trump zweifelt offen an Atomdeal mit Iran – und warnt doch vor Krieg

Donald Trump hat sich offen zweifelnd über die Chancen auf ein neues Atomabkommen mit dem Iran geäußert. In einem Interview mit dem Podcast Pod Force One der New York Post erklärte der US-Präsident am Mittwoch, er sei „immer weniger zuversichtlich“, dass Teheran zu einem Verzicht auf Urananreicherung bereit sein werde. Es ist eine bemerkenswerte Kehrtwende, hatte Trump doch in den vergangenen Monaten mehrfach signalisiert, einen diplomatischen Durchbruch für möglich zu halten. Nun klingt es ganz anders: „Ich weiß es nicht“, so der Präsident. „Ich dachte es – aber ich bin zunehmend weniger überzeugt.“

Seine Begründung: Die iranische Führung verzögere die Gespräche bewusst. „Ich glaube, bei ihnen hat sich etwas verändert“, sagte Trump. „Und das ist wirklich schade.“ Der iranische Enthusiasmus für einen Vertrag sei offenbar geschwunden, was aus Sicht des Präsidenten ein Fehler wäre – „aber wir werden sehen. Die Zeit wird es zeigen.“

Was auf den ersten Blick wie ein Eingeständnis außenpolitischer Ohnmacht wirkt, ist zugleich auch ein Signal der Entschlossenheit: Trotz aller Zweifel machte Trump unmissverständlich klar, dass er nicht zulassen werde, dass der Iran Atomwaffen entwickelt – mit oder ohne Vertrag. „Wenn sie keinen Deal machen, werden sie keine Atombombe haben“, sagte er. „Wenn sie einen Deal machen, werden sie auch keine Atombombe haben. So oder so – sie werden keine neue Nuklearwaffe bekommen.“ Doch auch Trump räumte ein: „Es wäre schöner, das ohne Krieg zu lösen. Ohne dass Menschen sterben.“

Teheran droht mit Angriffen auf US-Stützpunkte

Während Trump sich in vorsichtiger Kriegsrhetorik übt, spricht der Iran längst unverhohlen Drohungen aus. Verteidigungsminister Aziz Nasirzadeh erklärte am Mittwoch, man werde im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen nicht zögern, US-Militärbasen im Nahen Osten anzugreifen. „Wenn ein Konflikt über uns gebracht wird, sind alle amerikanischen Basen in der Region in unserer Reichweite – und wir werden sie in den Gastländern gezielt angreifen“, so Nasirzadeh bei einer Pressekonferenz.

Der Iran lässt keinen Zweifel daran, dass er die Schuld für eine mögliche Eskalation allein bei den USA sieht. Die immer wieder aufflammende Rhetorik erinnert fatal an die Jahre vor dem Atomabkommen von 2015 – mit einem entscheidenden Unterschied: Damals regierte in Washington ein Präsident, der auf Verständigung setzte. Heute sitzt dort einer, der dem Mullah-Regime die rote Linie bereits mehrfach demonstriert hat – nicht zuletzt mit der gezielten Tötung von General Qasem Soleimani im Januar 2020.

Was will Teheran – und warum jetzt die neue Härte?

Dass sich der Iran trotz internationaler Isolation, massiver Wirtschaftskrise und wachsendem Unmut im eigenen Land nicht auf einen neuen Deal einlässt, ist bemerkenswert. Beobachter vermuten, dass die Führung in Teheran bewusst auf Zeit spielt. Einerseits, weil sie hofft, durch regionale Provokationen – etwa über Stellvertreter wie die Huthi-Milizen oder die Hisbollah – neue Verhandlungsvorteile zu erzwingen. Andererseits, weil sie nicht mehr an die Möglichkeit glaubt, unter Trump überhaupt noch ein für sie akzeptables Abkommen zu erzielen.

Zudem ist die innenpolitische Lage im Iran instabil. Die Wut der Bevölkerung über Repression, Inflation und Perspektivlosigkeit wächst. Eine außenpolitische Konfrontation – sei sie militärisch oder diplomatisch – könnte der Führung helfen, von den Problemen im Inneren abzulenken. Der Ton wird schärfer, die Fenster für Kompromisse enger.

Trump setzt auf Druck statt Diplomatie

Auch wenn Trump den Deal weiterhin nicht ausschließt, liegt seine Strategie klar auf der Linie des „Maximum Pressure“: Sanktionen, Isolation, militärische Drohkulissen. Für ihn ist Guantánamo ein Symbol der Abschreckung – und die Iran-Politik ein Beleg dafür, dass Stärke besser funktioniert als Konzilianz. Doch ob das tatsächlich zu einem stabilen, dauerhaften Frieden führen kann, bleibt zweifelhaft. Der Präsident selbst scheint daran inzwischen nicht mehr recht zu glauben.

Noch in diesem Monat soll eine neue Verhandlungsrunde zwischen den USA und dem Iran stattfinden – die sechste seit Jahresbeginn. Doch selbst Optimisten in Washington sprechen hinter vorgehaltener Hand von einer letzten Chance. Und auch Trump selbst lässt offen, wie lange er überhaupt noch gesprächsbereit bleiben will.

Was das für Europa bedeutet – und für Israel, das von einem atomaren Iran unmittelbar bedroht wäre –, ist mehr als nur eine diplomatische Fußnote. Es ist eine Frage der existenziellen Sicherheit. Und der Zeitfaktor läuft.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America - Donald Trump, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=66881486


Donnerstag, 12 Juni 2025

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