Trumps Worte, Trumps Wirklichkeit

Trumps Worte, Trumps Wirklichkeit


Erneut verspricht der US-Präsident die Freilassung von Geiseln aus Gaza – doch die Realität bleibt komplexer, als seine Parolen es glauben machen wollen

Trumps Worte, Trumps Wirklichkeit

Es klang wie ein Befreiungsschlag: Bei einem Dinner im Weißen Haus kündigte US-Präsident Donald Trump am Freitag an, „weitere zehn Geiseln“ würden in Kürze aus dem Gazastreifen freikommen. Mit sichtbarem Stolz lobte er seinen Sondergesandten Steve Witkoff und behauptete, man habe „die meisten Geiseln bereits zurückgeholt“. Worte, die in Israel, bei Angehörigen und in diplomatischen Kreisen für Aufsehen sorgten – und für Skepsis. Denn sie fügen sich nahtlos in eine politische Rhetorik, die große Versprechen macht, aber selten die ganze Wahrheit erzählt.

Trump spricht, als sei das Problem beinahe gelöst. Doch selbst offizielle israelische Angaben sprechen noch von 50 Geiseln, von denen lediglich etwa 20 mit hoher Wahrscheinlichkeit noch am Leben sind. Die anderen gelten als vermisst, tot oder ihr Zustand ist unklar. Diese erschütternde Realität steht in eklatantem Widerspruch zu Trumps triumphalem Ton. Und erneut zeigt sich: Der Präsident verkauft diplomatische Teilerfolge, an denen viele beteiligt sind, als persönlichen Sieg – obwohl der Preis noch lange nicht gezahlt ist.

Große Worte, geringe Wirkung

Schon im Wahlkampf versprach Trump, den Ukrainekrieg binnen 24 Stunden zu beenden – bis heute ist keine Spur eines realistischen Plans zu erkennen. Jetzt, als wiedergewählter Präsident, verspricht er schnelle Lösungen im Gazakonflikt, doch auch hier bleibt vieles unklar. Die laufenden Gespräche in Doha unter Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens sind mühsam und fragil. Hamas-Sprecher Abu Ubaida warnte zuletzt eindringlich, ohne baldige Einigung werde es künftig gar keine befristeten Feuerpausen mehr geben. Solche Drohungen unterstreichen die Komplexität der Lage – die Trump mit keiner Silbe erwähnte.

Die Angehörigen der Geiseln wissen längst, dass man nicht auf Ankündigungen hoffen darf, sondern auf Ergebnisse warten muss. Und die lassen auf sich warten. Wer mit israelischen Sicherheitsquellen spricht, hört Zurückhaltung, keine Euphorie. Es ist nicht das erste Mal, dass der US-Präsident voreilig Erfolge verkündet, die weder militärisch noch diplomatisch gesichert sind. Die Geiselverhandlungen sind kein PR-Spiel. Sie sind ein täglicher Kampf gegen die Zeit – gegen Schmerz, Zynismus und Vergessen.

Vertrauen verspielt

In Israel hat man gelernt, zwischen symbolischer Rhetorik und belastbaren Zusagen zu unterscheiden. Trumps aktuelle Aussagen erinnern fatal an seine Versprechungen während der Gaza-Offensive 2020, als er ebenfalls von schnellen Lösungen sprach – und nichts eintrat. Schon damals wurden Abkommen in Aussicht gestellt, die am Ende nur auf dem Papier existierten.

Die israelische Öffentlichkeit, die seit dem Massaker vom 7. Oktober mit einer beispiellosen Geiselnahme konfrontiert ist, hat keine Geduld mehr für wohlklingende Formulierungen ohne Substanz. „Wir haben die meisten zurückgeholt“, sagt Trump. Doch die Namen, Gesichter und Schicksale derer, die fehlen, sprechen eine andere Sprache. Der Schmerz der Familien ist real – und die politischen Kulissenreden wirken wie ein zynisches Echo auf ihr Leiden.

Es sind nicht nur die Geiseln, die warten. Es ist ein ganzer Staat, der nach Gewissheit dürstet – und nach Ehrlichkeit. Diplomatie braucht mehr als Ankündigungen. Sie braucht Verantwortung. Und die ist schwer zu erkennen, wenn jemand stets das Ende verkündet, bevor der Weg überhaupt zu Ende gedacht wurde.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America - Donald Trump, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=56646229


Samstag, 19 Juli 2025

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