Missbrauch im Namen Lemkins – Wie Israelfeinde den Begriff „Genozid“ entwertenMissbrauch im Namen Lemkins – Wie Israelfeinde den Begriff „Genozid“ entwerten
Die Familie von Raphael Lemkin, dem Schöpfer des Begriffs „Genozid“, zieht gegen ein US-Institut vor Gericht. Grund: Der Name wird benutzt, um Israel der Vernichtung zu bezichtigen – und damit das Vermächtnis des Holocaust-Überlebenden zu verfälschen.
Raphael Lemkin, polnisch-jüdischer Jurist, Überlebender des Holocaust und Schöpfer des Begriffs „Genozid“, wollte mit seiner Arbeit ein Schutzschild für die Menschheit errichten – gegen Völkermord, gegen die totale Vernichtung ganzer Bevölkerungen. Heute, fast acht Jahrzehnte nach der Verabschiedung der Genozidkonvention der Vereinten Nationen, sehen sich seine Nachfahren gezwungen, sein Vermächtnis zu verteidigen – ausgerechnet vor einer Organisation, die sich seinen Namen widerrechtlich aneignet und ihn für politische Kampagnen gegen Israel missbraucht.
In Pennsylvania haben Angehörige Lemkins nun eine offizielle Beschwerde eingereicht. Ziel ist es, dem sogenannten Lemkin Institute for Genocide Prevention die Nutzung des Namens zu untersagen. Unterstützt werden sie dabei von der European Jewish Association. Der Vorwurf: Irreführung der Öffentlichkeit, Verletzung von Namensrechten und eine grobe Verzerrung dessen, wofür Lemkin stand.
Die Anklage wiegt schwer. Denn das 2021 gegründete Institut hat sich mehrfach öffentlich in Stellung gebracht – nicht etwa, um den Geist Lemkins wachzuhalten, sondern um Israel des „Völkermordes“ zu beschuldigen. Nur Tage nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 sprach die Einrichtung von „Genozid“ in Gaza. Zuletzt begrüßte sie sogar einen UN-Bericht, der dieselbe Anschuldigung gegen Israel erhob. Damit wird der juristische Begriff, den Lemkin aus der Vernichtung seiner Familie und seines Volkes heraus geprägt hat, zu einer politischen Waffe gegen den jüdischen Staat.
Die Familie widerspricht entschieden. „Das Institut gibt vor, die Ideologie Raphael Lemkins zu verkörpern, doch seine Positionen sind das genaue Gegenteil“, heißt es in dem Schreiben. Anwälte der Familie verweisen auf mögliche Verstöße gegen Bundes- und Landesgesetze in den USA – von unbefugter Namensnutzung über falsche Werbung bis hin zu sogenanntem Cybersquatting.
Noch schwerer wiegt der moralische Vorwurf: Durch die Vereinnahmung des Namens Lemkin wird der Sinn des Begriffs Genozid ausgehöhlt. Wenn jede militärische Operation in einem Krieg – unabhängig von ihrem Kontext, unabhängig von den Absichten und Zielen der Akteure – als „Völkermord“ etikettiert wird, dann verliert das Wort seine Schärfe, seine historische Bedeutung und seinen juristischen Wert.
Die Kritik kommt nicht nur aus der Familie. Zahlreiche jüdische Gelehrte und Holocaustforscher haben sich gegen die Verwendung des Begriffs in Bezug auf Israel ausgesprochen. Sie warnen, dass die inflationäre, politisch motivierte Verwendung des Wortes „Genozid“ nicht nur die Realität verzerrt, sondern auch die Erinnerung an den Holocaust instrumentalisiert und damit verhöhnt.
Joseph Lemkin, ein Verwandter des Juristen, erklärte: „Wir sind entschlossen, diesen Missbrauch zu stoppen. Wenn nötig, ziehen wir vor Gericht.“
Bemerkenswert ist, dass die Familie betont: Es gehe ihr nicht darum, Kritik an Israel zu unterbinden. Jede Organisation habe das Recht, die Politik des jüdischen Staates zu kritisieren. Doch nicht im Namen eines Mannes, der den Holocaust zum Ausgangspunkt seiner Arbeit machte – und dessen Lebenswerk genau jene moralische Integrität besitzt, die heute von selbsternannten Menschenrechtswächtern unterwandert wird.
Die Entscheidung der Behörden in Pennsylvania steht noch aus. Doch die Kontroverse macht deutlich: Der Kampf um die Begriffe, die unsere Weltordnung strukturieren, ist längst selbst ein Schlachtfeld. Und wenn selbst „Genozid“ – ein Wort, das den millionenfachen Mord an den europäischen Juden beschreibt – zum politischen Spielball wird, dann steht mehr auf dem Spiel als nur ein Name. Es geht um die Wahrhaftigkeit unserer Erinnerung.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By rajatonvimma /// VJ Group Random Doctors - Stop the genocide, Free Palestine 023 Mielenosoitus palestiinalaisten tueksi, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=140207835
Dienstag, 30 September 2025