Verheddert im eigenen Narrativ: Der Skandal um Zohran Mamdanis „Kopftuch“-Geschichte

Verheddert im eigenen Narrativ: Der Skandal um Zohran Mamdanis „Kopftuch“-Geschichte


Der New Yorker Bürgermeisterkandidat Zohran Mamdani wollte mit einer Familiengeschichte Empathie wecken – doch ein Foto seiner angeblichen „Tante“ stellt seine Glaubwürdigkeit infrage. Nach massiver Kritik verstrickt sich der Politiker in Erklärungen, die mehr Fragen aufwerfen als beantworten.

Verheddert im eigenen Narrativ: Der Skandal um Zohran Mamdanis „Kopftuch“-Geschichte

Die Affäre um Zohran Mamdani, den 34-jährigen Kandidaten für das Bürgermeisteramt von New York, entwickelt sich zu einer Prüfung seiner Glaubwürdigkeit – und zu einem Lehrstück darüber, wie Identitätspolitik und Inszenierung ineinandergreifen können.

Mamdani, ein aus Uganda stammender Muslim indischer Herkunft, hatte während seines Wahlkampfs ein bewegendes Detail seiner Familiengeschichte erzählt: Seine Tante, so sagte er, habe nach den Anschlägen vom 11. September 2001 aus Angst vor Anfeindungen den Mut verloren, ihr Kopftuch in der U-Bahn zu tragen. Das Bild sollte Mitgefühl wecken – und das Bild eines sensiblen, weltoffenen Kandidaten zeichnen, der die Sorgen von Minderheiten versteht.

Doch genau dieses Bild bekam Risse, als Nutzer sozialer Netzwerke das LinkedIn-Profil der besagten „Tante“ entdeckten. Darauf ist sie ohne Kopftuch zu sehen, mit westlicher Kleidung, in einer aktuellen Aufnahme. Schnell verbreitete sich der Verdacht: Mamdani habe die Geschichte erfunden.

In einer eilig abgegebenen Erklärung versuchte der Politiker, die Wogen zu glätten. Er habe sich „nicht auf die Tante“ bezogen, sondern auf „die Cousine seines Vaters, Zohra Puhi, die bereits verstorben sei – die er aber sein ganzes Leben lang als Tante bezeichnet habe“. Eine Klarstellung, die eher an einen Rettungsversuch erinnert als an eine glaubhafte Auflösung.

In einem Radiointerview tags darauf holte Mamdani zum Gegenschlag aus. Die konservativen Medien und seine politischen Gegner, so behauptete er, nutzten den Vorfall, um ihn zu diskreditieren und seine Herkunft zum Thema zu machen. „Die Vorstellung, dass eine muslimische Frau Angst gehabt haben könnte, nach dem 11. September ein Kopftuch zu tragen, ist für die Rechte so unbegreiflich, dass sie glauben, ich hätte es erfunden“, sagte er trotzig.

Doch selbst wohlwollende Beobachter räumen ein: Mamdani hat sich in seinen eigenen Worten verfangen. Der Versuch, ein emotionales Narrativ zu schaffen, wirkt nun wie eine bewusste Manipulation. In einer politischen Landschaft, in der Authentizität das wichtigste Kapital ist, ist ein solcher Vertrauensverlust fatal.

Mamdani gilt als Teil des progressiven Flügels der Demokratischen Partei, steht der Bewegung um Alexandria Ocasio-Cortez nahe und vertritt offen antiisraelische Positionen. Seine Reden über „systemische Unterdrückung“, „imperiale Politik“ und „Solidarität mit Gaza“ brachten ihm in den linken Vierteln von Queens und Brooklyn eine treue Anhängerschaft – und in der jüdischen Gemeinde entschiedene Ablehnung.

Der jetzige Skandal trifft ihn an seiner empfindlichsten Stelle: der persönlichen Glaubwürdigkeit. Denn Mamdani hat seine politische Identität eng mit seiner Biografie verwoben – als Sohn muslimischer Einwanderer, der die Vorurteile Amerikas am eigenen Leib gespürt haben will. Wenn Teile dieser Erzählung ins Wanken geraten, verliert nicht nur der Kandidat, sondern auch die politische Bewegung, die ihn trägt, an moralischer Autorität.

Seine Verteidigung, er habe lediglich eine Verwandte verwechselt, überzeugt viele Wähler nicht. Zu glatt, zu spät, zu taktisch klingt sie. In einer Stadt, die Lügen in Wahlkämpfen gewohnt ist, bleibt dennoch der Eindruck, dass Mamdani hier eine Grenze überschritten hat: Er hat das Leid von Muslimen nach dem 11. September zur Kulisse einer Kampagne gemacht.

Der Vorfall offenbart ein tieferes Problem: das Spiel mit Identität als Waffe. Wenn Herkunft, Religion und Erinnerung zu politischen Marken werden, verlieren sie ihre Echtheit. Mamdani wollte Mitgefühl erzeugen – und hat am Ende Misstrauen gesät.

Noch ist der Wahlausgang offen, doch Beobachter in New York sind sich einig: Die Episode wird bleiben. Nicht als Nebenschauplatz, sondern als Symbol für eine Politik, die Emotionen inszeniert, statt sie zu leben.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Bingjiefu He - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=166035777


Samstag, 01 November 2025

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