Krise beim konservativen Thinktank: Aufstand im „Heritage Foundation“ nach antisemitischen Äußerungen des Präsidenten

Krise beim konservativen Thinktank: Aufstand im „Heritage Foundation“ nach antisemitischen Äußerungen des Präsidenten


In den USA erschüttert ein offener Aufstand die einflussreiche Heritage Foundation. Präsident Kevin Roberts steht in der Kritik, nachdem er rechte Influencer mit antisemitischer Vergangenheit verteidigt hatte. Trotz öffentlicher Entschuldigung und Entlassungen zweifeln viele Mitarbeitende an seiner Führungsfähigkeit – mehrere traten bereits zurück.

Krise beim konservativen Thinktank: Aufstand im „Heritage Foundation“ nach antisemitischen Äußerungen des Präsidenten

Die Heritage Foundation, einer der einflussreichsten konservativen Thinktanks der Vereinigten Staaten und eng mit dem Umfeld von Präsident Donald Trump verbunden, erlebt derzeit eine ihrer schwersten Krisen. Laut einem Bericht der Washington Post ist innerhalb der Organisation ein offener Aufstand gegen ihren Präsidenten Kevin Roberts ausgebrochen.

Der Grund: Roberts hatte öffentlich zwei rechte Meinungsmacher mit antisemitischem Hintergrund verteidigt – darunter den bekannten Moderator Tucker Carlson, der in einem Podcast den radikal rechten Aktivisten Nick Fuentes interviewt hatte. Fuentes gilt als einer der führenden Verbreiter antisemitischer Verschwörungstheorien in den USA und wird von weiten Teilen der republikanischen Bewegung abgelehnt.

Von der Verteidigung zum Rückzug

Anstatt sich von Carlson oder Fuentes zu distanzieren, veröffentlichte Roberts ein Video, in dem er eine „giftige Koalition von Globalisten“ kritisierte, die seiner Meinung nach gegen Carlson hetze – Formulierungen, die weithin als antisemitische Chiffren gelten. Gleichzeitig lobte er Carlson als „Freund“ und betonte, man dürfe Fuentes „nicht einfach auslöschen“.

Das Video löste einen Sturm der Entrüstung aus – sowohl außerhalb als auch innerhalb der Stiftung. Mitarbeitende des hauseigenen Antisemitismus-Bekämpfungsprogramms erklärten, Roberts habe „die schlimmsten Extremisten der Rechten salonfähig gemacht“.

Nach massiver interner Kritik räumte Roberts ein, einen Fehler begangen zu haben. In einer internen Ansprache sagte er, er habe „die Grenzen überschritten, um der sogenannten Cancel Culture entgegenzutreten“. Zugleich kündigte er an, seinen Kommunikationschef – der das Video mitverfasst hatte – zu entlassen.

„Ein Beispiel für Feigheit gegenüber dem extremen rechten Rand“

Die anschließende Mitarbeiterversammlung geriet laut Washington Post zur offenen Rebellion. Eine Angestellte stellte sich vor Roberts und sagte:

„Ihr Verhalten ist ein Muster an Feigheit – ein Kniefall vor den Wahnsinnigen am äußersten rechten Rand.“

Mehrere Kolleginnen und Kollegen schlossen sich der Kritik an, einige erklärten offen, sie hätten „das Vertrauen in seine Fähigkeit, die Organisation zu führen“, verloren. Eine weitere Mitarbeiterin sagte:

„Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie sind nicht der Richtige, um diese Institution zu leiten.“

Rücktritte im Antisemitismus-Team

Innerhalb weniger Tage traten mindestens vier Mitglieder des Antisemitismus-Teams der Stiftung zurück. Einer von ihnen schrieb an die Washington Post, er habe „jegliches Vertrauen in die moralische Integrität der Heritage Foundation verloren“, nachdem Roberts sich weigerte, Carlson und Fuentes klar zu verurteilen.

Andere Mitarbeitende verteidigten Roberts und lobten ihn als „ehrlichen Konservativen, der Fehler eingesteht“. Doch die Spaltung im Inneren der Stiftung bleibt tief.

Eine konservative Bastion im Umbruch

Die Heritage Foundation gilt seit Jahrzehnten als ideologische Denkfabrik der amerikanischen Rechten. Unter Kevin Roberts, der 2021 die Leitung übernahm, hat sich der Kurs deutlich verschärft – mit Betonung auf Isolationismus, religiösem Traditionalismus und Kulturkampf-Rhetorik.

Der aktuelle Skandal zeigt, wie sehr selbst traditionelle konservative Institutionen in den USA heute unter Druck stehen, sich zwischen demokratischen Werten und dem Einfluss eines zunehmend radikalisierten rechten Spektrums zu positionieren.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Gage Skidmore from Surprise, AZ, United States of America - Kevin Roberts, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=127284856


Samstag, 08 November 2025

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