Holocaust-Witze und „Zionisten“-Beschimpfungen – dramatischer Anstieg des Antisemitismus an Schulen und Universitäten

Holocaust-Witze und „Zionisten“-Beschimpfungen – dramatischer Anstieg des Antisemitismus an Schulen und Universitäten


Eine staatliche Untersuchung deckt ein massives Ausmaß antisemitischer Vorfälle im Bildungssystem auf – von Hakenkreuzen über Hetze gegen jüdische Schüler bis hin zu offener Feindseligkeit gegenüber Israel.

Holocaust-Witze und „Zionisten“-Beschimpfungen – dramatischer Anstieg des Antisemitismus an Schulen und Universitäten

In den Schulen des US-Bundesstaates Massachusetts hat der Antisemitismus seit dem 7. Oktober 2023 drastisch zugenommen. Das geht aus dem Abschlussbericht der „Massachusetts Special Commission on Combating Antisemitism“ hervor, die über ein Jahr lang Anhörungen, Befragungen und Auswertungen durchgeführt hat. Der Bericht zeichnet ein alarmierendes Bild: Jüdische Kinder und Jugendliche werden an Schulen verspottet, bedroht und mit offener Feindseligkeit konfrontiert – häufig unter dem Deckmantel politischer oder „anti-zionistischer“ Aussagen.

Holocaust-Witze, Hakenkreuze und „Zionist“ als Schimpfwort

An Schulen von der Vorschule bis zur 12. Klasse wurden wiederholt antisemitische Schmierereien mit Hakenkreuzen dokumentiert. Lehrkräfte berichteten von Schülern, die den Holocaust leugneten oder darüber Witze machten. Andere Kinder wurden als „Zionisten“ beschimpft – ein Begriff, der zunehmend als Schimpfwort gebraucht wird. In mehreren Fällen kam es zu offener Diskriminierung und Einschüchterung, weil Schüler als jüdisch erkannt oder mit Israel in Verbindung gebracht wurden.

Die Kommission stellte fest, dass viele dieser Vorfälle gar nicht gemeldet werden. Jüdische Schüler hätten, so der Bericht, „große Angst vor Vergeltung oder Gleichgültigkeit der Behörden“. Auch Lehrer und Schulleitungen wüssten oft nicht, wie antisemitische Handlungen korrekt zu erkennen oder zu melden seien.

Mangelnde Kontrolle und gefährliche Bildungslücken

Ein zentrales Problem liegt laut dem Bericht im Unterricht selbst. Mehrere Zeugen warnten, dass Lehrmaterialien über das Judentum, die Geschichte Israels oder den Nahostkonflikt oft fehlerhaft oder verzerrt seien. Das Bildungsministerium des Bundesstaates (DESE) verfüge nur über begrenzte Aufsichtsmöglichkeiten über die Lehrpläne. Zwar existieren seit 2018 Standards zur Vermittlung des Themas Nahost, doch deren Anwendung bleibt freiwillig – und oft ungenutzt.

Die Kommission fordert deshalb verbindliche Lehrinhalte zur Aufklärung über Antisemitismus, jüdische Geschichte und den Holocaust. Zudem sollen Lehrkräfte verpflichtend Fortbildungen zu Vorurteilsbekämpfung absolvieren, in denen das Thema Antisemitismus ausdrücklich enthalten ist – etwas, das bisher in vielen Anti-Bias-Schulungen fehlt.

Antisemitismus auch an Hochschulen weit verbreitet

Die Untersuchung deckt nicht nur Missstände an Schulen auf, sondern auch an Universitäten. Auf dem Campus sei ein „Klima der Angst“ entstanden, heißt es. Jüdische Studierende und Dozenten berichteten von Anfeindungen, Boykotten und Drohungen. Manche wurden aufgefordert, öffentlich ihre Haltung zum Nahostkonflikt offenzulegen oder Israel zu verurteilen, um nicht ausgegrenzt zu werden.

Mehrere Universitäten meldeten Fälle von antisemitischen Graffiti, zerstörten Mesusot und körperlichen Angriffen. Holocaust-Leugnungen seien keine Randerscheinung mehr: Ein Student wurde mit den Worten konfrontiert, er solle „in die Gaskammer gehen“.

Zudem häufen sich akademische Boykotte gegen Personen oder Institutionen mit israelischem Bezug. An der Universität von Massachusetts-Amherst wurde ein solcher Versuch zwar gestoppt, doch der Bericht warnt: „Boykotte aufgrund nationaler oder religiöser Zugehörigkeit verstoßen gegen Antidiskriminierungsgesetze und die Grundprinzipien freier Wissenschaft.“

Forderung nach landesweiten Reformen

Die Kommission schlägt eine Reihe konkreter Maßnahmen vor:

  • Einrichtung eines staatlichen Meldesystems für Hassverbrechen und Diskriminierung.

  • Klare Richtlinien für Schulen und Universitäten zum Umgang mit antisemitischen Vorfällen.

  • Einführung verbindlicher Lehrmodule zu jüdischer Geschichte und Identität.

  • Koordination zwischen Hochschulen und Sicherheitsbehörden, um Bedrohungen frühzeitig zu erkennen.

  • Einführung eines landesweiten „Jewish American Heritage Month“ im Schulkalender.

Ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklung

Die Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit: 84 Prozent aller religiös motivierten Hassverbrechen in Massachusetts richteten sich 2024 gegen Juden – ein Anstieg um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Kommission kam zu dem Schluss, dass Antisemitismus längst keine Randerscheinung mehr ist, sondern ein wachsendes gesellschaftliches Problem, das Bildungseinrichtungen in den Kern trifft.

„Unsere Kinder lernen wieder, Juden zu hassen – manchmal aus Unwissenheit, manchmal aus Ideologie“, heißt es im Bericht. „Wenn Schulen nicht handeln, wird aus Stille Zustimmung.“


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Kevin Payravi - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=148922229


Mittwoch, 12 November 2025

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