Somerville – die neue Hauptstadt des Antizionismus in den USASomerville – die neue Hauptstadt des Antizionismus in den USA
Während New York mit der Wahl von Zohran Mamdani Schlagzeilen machte, hat sich die kleine Stadt Somerville bei Boston zum eigentlichen Zentrum der israel-feindlichen Bewegung entwickelt.
Dort stimmten 55 % der Bürger für eine kommunale Resolution, die alle städtischen Geschäfte mit Unternehmen verbieten will, die angeblich Israels „Apartheid, Völkermord und Besatzung“ unterstützen. Der Beschluss ist zwar rechtlich nicht bindend, aber politisch symbolisch – und offen antisemitisch.
Vom Idealismus der 1980er zum Hass unserer Tage
Für viele amerikanische Juden, die in den 1980er Jahren mit Zionismus aufgewachsen sind, war Liebe zu Israel eine Selbstverständlichkeit. Damals galt der jüdische Staat als demokratisches Wunder, das aus der Asche der Shoah geboren wurde. Heute, nur eine Generation später, ist Zionismus in Teilen der US-Linken zu einem Schimpfwort geworden.
Der Autor des Essays, ein ehemaliger Aktivist der zionistischen Jugendbewegung Young Judaea, beschreibt, wie er nach dem 7. Oktober 2023 – nach dem Massaker der Hamas – wieder begriffen hat, dass jüdisches Leben ohne eigene Verteidigung niemals sicher sein kann. Doch in Somerville, wo er lebt, gilt dieser Gedanke inzwischen als Provokation.
Eine Stadt gegen Israel
Somerville, eine linksliberale Universitätsstadt, wurde in den letzten Jahren zu einem Experimentierfeld radikaler Anti-Israel-Politik. Demonstrationen, Boykottaufrufe, Resolutionen – und immer dieselbe Botschaft: Israel ist der alleinige Aggressor.
Als das Stadtparlament im Januar 2024 über eine Feuerpause abstimmte, fehlte im ursprünglichen Text jede Verurteilung des Hamas-Angriffs. Erst nach Protesten wurde der Text leicht geändert – die Resolution wurde trotzdem mit 9 zu 2 Stimmen angenommen.
Seitdem gibt es kaum ein lokales Ereignis ohne politische Störung: palästinensische Aktivisten tauchen bei Schulveranstaltungen, Pride-Paraden und Kulturfesten auf, um Israel öffentlich zu brandmarken. Graffiti mit antisemitischen Parolen gehören zum Alltag. Selbst ein Schild mit der Aufschrift Stand with Israel wurde wiederholt gestohlen oder beschmiert – einmal mit einem Zettel, der mit „Heil Hitler“ endete.
Die jüdische Antwort: „Shalom Somerville“
Als Reaktion gründete sich die Initiative Shalom Somerville. Ihr Ziel: den immer aggressiver werdenden antizionistischen Narrativen entgegenzutreten und die jüdische Gemeinschaft wieder zusammenzuführen. Die Bewegung umfasst säkulare, reformierte und orthodoxe Mitglieder – Menschen, die sich nicht auf eine politische Linie zur israelischen Regierung einigen müssen, wohl aber auf ein gemeinsames Prinzip: Israel hat das Recht zu existieren und sich zu verteidigen.
Doch der Preis für diese Haltung ist hoch. Aktivisten von Shalom Somerville wurden diffamiert, angeschrien, und bei einer Stadtratssitzung sogar bespuckt. Die Leiterin der Anti-Defamation League Neuenglands musste nach Drohungen von der Polizei eskortiert werden.
Wenn Demokratie zur Farce wird
Der Höhepunkt war das berüchtigte Referendum im November 2025. Der Antrag war ursprünglich im März eingereicht worden und enthielt den aggressivsten antiisraelischen Wortlaut, der je auf einem amerikanischen Stimmzettel stand. Gegner des Boykotts wiesen darauf hin, dass die Abstimmungsunterlagen manipulativ formuliert waren – es fehlte die vorgeschriebene Gegenposition, sodass viele Wähler glaubten, sie stimmten gegen „Völkermord“, nicht gegen Israel.
Am Ende sprach sich zwar eine knappe Mehrheit der Wähler für die Resolution aus, doch der Bürgermeisterkandidat, der deren Umsetzung ablehnte, gewann die Wahl. Eine symbolische Niederlage für die Aktivisten – aber ein Warnsignal: Der Antizionismus ist längst kein Randphänomen mehr, sondern Teil des politischen Mainstreams geworden.
Eine neue jüdische Minderheitserfahrung
Was Somerville heute erlebt, ist ein Spiegelbild einer größeren Entwicklung: Jüdische Amerikaner müssen sich plötzlich wieder daran gewöhnen, in der Minderheit zu sein – und ihre Würde zu verteidigen. Nach Jahrzehnten des Sicherheitsgefühls erleben sie eine Wiederkehr uralter Feindbilder, diesmal getarnt als „soziale Gerechtigkeit“.
Doch der Widerstand formiert sich. Shalom Somerville steht nicht allein. Überall in den USA entstehen jüdische Bürgerbewegungen, die nicht länger schweigen wollen, wenn Israel dämonisiert wird. Sie stellen sich der Lüge entgegen, dass Zionismus Rassismus sei, und sie tun es mit derselben Entschlossenheit, mit der frühere Generationen für das Überleben des jüdischen Volkes gekämpft haben.
Zionismus – das war einst der Traum von Sicherheit. Heute ist er wieder ein Akt des Widerstands.
Autor: Redaktion
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Donnerstag, 13 November 2025