Intifada-Rufe vor New Yorker Synagoge: Wenn jüdisches Leben erneut zum Ziel wirdIntifada-Rufe vor New Yorker Synagoge: Wenn jüdisches Leben erneut zum Ziel wird
Vor der Park East Synagogue in Manhattan skandierten pro-palästinensische Aktivisten offen für eine neue Intifada. Zwischen Drohparolen, Beschimpfungen und bewusstem Einschüchtern jüdischer Besucher wurde sichtbar, wie verletzlich jüdisches Leben selbst im Herzen von New York geworden ist.
Was sich am späten Mittwochabend in der East 67th Street von Manhattan abspielte, war kein gewöhnlicher Protest und auch keine hitzige politische Auseinandersetzung. Es war ein gezieltes Aufmarschieren vor einer Synagoge – einem Ort, der für Jüdinnen und Juden Zuflucht und Gemeinschaft bedeutet. Rund 200 pro-palästinensische Demonstranten drängten sich vor dem Eingang der Park East Synagogue, riefen lautstark nach Intifada und konfrontierten Besucher, die zu einer Veranstaltung von Nefesh B’Nefesh kamen. Die Botschaft war unüberhörbar: jüdische Präsenz sollte eingeschüchtert, jüdische Identität herabgewürdigt und Israel delegitimiert werden.
Die Menge skandierte Slogans, deren Bedeutung unmissverständlich ist: „There is only one solution, intifada revolution“, „No peace on stolen land“ und „We don’t want no two states, we want ’48“. Letzterer ist eine Chiffre für die Auslöschung Israels in den Grenzen von 1948. Aktivisten aus Gruppen wie „Within Our Lifetime“ und „Jewish Voice for Peace“ führten den Protest an – Organisationen, deren Rhetorik häufig darauf abzielt, Juden als politische Zielscheibe darzustellen und die Grenze zwischen legitimer Kritik und offener Feindseligkeit bewusst zu verwischen.
Obwohl die New Yorker Polizei Barrieren errichtete und die Demonstration genehmigt war, konnte sie nicht verhindern, dass Besucher der Synagoge beleidigt und bedrängt wurden. Augenzeugen berichteten von gezielten Beschimpfungen und aggressiver Stimmung, die besonders Kinder und ältere Gemeindemitglieder traf. Die Park East Synagogue teilt ihren Eingang mit einer jüdischen Schule – ein symbolischer Ort, an dem Sicherheit eigentlich selbstverständlich sein sollte. Doch an diesem Abend war sie brüchig.
Das macht den Vorfall besonders bitter. Die Gemeinde wird seit Jahrzehnten von Rabbiner Arthur Schneier geführt, einem Überlebenden der Shoah, der Kristallnacht mit eigenen Augen sah. Dass ausgerechnet vor seiner Synagoge erneut Parolen laut wurden, die an die gewaltvollen Pogromrufe vergangener Generationen erinnern, ist eine Mahnung, wie schnell sich Antisemitismus in der Öffentlichkeit wieder entfalten kann.
Nicht nur jüdische Organisationen reagierten alarmiert. Die Anti-Defamation League sprach von einer klaren Grenzüberschreitung und einer offenen Einschüchterung jüdischer New Yorker. Die Rhetorik, so die ADL, erinnere an die Sprache früherer Aufwiegelungen, die in Gewalt mündeten. Auch Politiker warnten vor dem wachsenden Hass in der Stadt. Seit den Ereignissen nach Oktober 2023 ist die Zahl antisemitischer Zwischenfälle in New York dramatisch gestiegen. Viele Jüdinnen und Juden berichten inzwischen, dass sie Synagogen oder Gemeindezentren nur noch mit wachsender Vorsicht betreten.
Dass solche Aufmärsche heute vor Synagogen stattfinden können, ist ein Warnsignal weit über die Stadtgrenzen hinaus. Es zeigt, wie Normalisierung von aggressiver antiisraelischer Rhetorik in kurzer Zeit in offenen Hass gegen jüdische Menschen umschlagen kann. Wer Parolen ruft, die Gewalt verherrlichen, sendet keine politische Botschaft – er zielt auf das Sicherheitsgefühl einer Minderheit, die historisch immer wieder erlebt hat, wohin solche Aufrufe führen.
Die Park East Synagogue war an diesem Abend nicht nur der Hintergrund eines politischen Konflikts, sondern ein Fenster in eine Realität, die viele verdrängen möchten: Antisemitismus braucht keinen Vorwand, nur eine Gelegenheit. Und genau darum wird es für die jüdischen Gemeinden weltweit immer dringlicher, dass Politik, Gesellschaft und Sicherheitsbehörden klare Linien ziehen. Eine Demokratie, die zulässt, dass Juden vor ihren Synagogen eingeschüchtert werden, verspielt eines ihrer grundlegendsten Versprechen – den Schutz ihrer Bürger vor Hass.
Autor: Redaktion
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Freitag, 21 November 2025