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Times Square Angreifer erhält zwei Jahre Haft nach Gruppenattacke auf jüdischen Mann

Times Square Angreifer erhält zwei Jahre Haft nach Gruppenattacke auf jüdischen Mann


Ein junger Jude wird in Manhattan von einem pro palästinensischen Mob brutal überfallen. Vier Jahre später fällt das Urteil. Zwei Jahre Haft.

Times Square Angreifer erhält zwei Jahre Haft nach Gruppenattacke auf jüdischen Mann

Der Fall liegt Jahre zurück, doch erst jetzt zeigt sich, wie die amerikanische Justiz mit einem der sichtbarsten antisemitischen Angriffe der jüngeren Zeit umgeht. Im Mai zweitausendeinundzwanzig stand ein jüdischer Mann mitten in New York, in Times Square, als eine palästinasolidarische Gruppe ihn entdeckte, identifizierte und überfiel. Ihr Motiv war eindeutig. Ihre Worte ebenso. Und ihre Gewalt zielte gegen jemanden, der allein durch seine Kippa als Jude erkennbar war.

Nun hat der Supreme Court des Bundesstaats New York den dreißigjährigen Salem Seleiman zu zwei Jahren Haft verurteilt. Zwei Jahre für einen Überfall, bei dem die Täter den Mann zu Boden warfen, ihn schlugen, mit einer Krücke auf ihn einprügelten, ihn mit Pfefferspray attackierten und auf ihn eintraten. Bei jedem Schlag fielen antisemitische Beschimpfungen. Die Bilder von damals gelangten in die Medien und wurden zu einem Mahnmal für die Eskalation des Judenhasses im öffentlichen Raum amerikanischer Großstädte.

Der Staatsanwalt von Manhattan, Alvin Bragg, machte in einer selten klaren Stellungnahme deutlich, worum es ging. Der Angriff war kein Streit, keine spontane Eskalation, sondern ein gezielter Gewaltakt aus Hass. Der Betroffene habe nichts getan, außer als Jude erkennbar zu sein. Für Bragg ist der Fall ein weiteres Zeichen für die Zunahme antisemitischer Übergriffe in New York. Und doch bleibt das Strafmaß im unteren Bereich. Seleiman ist inzwischen bereits der sechste Beteiligte, der verurteilt wurde. Alle anderen erhielten vergleichbar milde Strafen.

Diese Diskrepanz ist mehr als eine juristische Fußnote. Sie sagt viel aus über die Situation jüdischer Gemeinschaften in den USA. Einerseits beteuern politische Führungspersonen regelmäßig, Antisemitismus entschieden zu bekämpfen. Andererseits stehen die Strafen oft in keinem Verhältnis zur Brutalität der Taten und der Angst, mit der jüdische Bürger leben müssen.

Der Mann, der damals angegriffen wurde, überlebte. Er wurde stabilisiert, ins Krankenhaus gebracht, und sprach später öffentlich über den Schock, völlig wehrlos einer Gruppe ausgeliefert gewesen zu sein. Die Attacke ereignete sich in unmittelbarer Nähe eines Pro Palästina Marsches. Sie zielte darauf ab, einen einzelnen Juden für die Existenz Israels verantwortlich zu machen. Diese Logik ist kein politisches Argument, sondern blanker Hass, gespeist aus denselben Mechanismen, die seit Jahren an Universitäten, auf Social Media Plattformen und in manchen Demonstrationen offenkundig werden.

In einem Klima, in dem jüdische Menschen zunehmend eingeschüchtert werden, ist ein Urteil wie dieses ein zwiespältiges Signal. Es erkennt zwar die antisemitische Motivation an, doch es schafft kein Gefühl von Schutz. Ein jüdischer Mann wurde am helllichten Tag in einer der meistbesuchten Straßen der Welt nahezu zu Tode geprügelt. Für viele wirkt eine zweijährige Haftstrafe dafür nicht wie Abschreckung, sondern wie eine Einladung.

Das Vertrauen jüdischer Gemeinschaften in staatliche Institutionen hängt daran, ob Justiz und Politik antisemitische Gewalt klar benennen und sichtbar bekämpfen. Der Fall von Times Square zeigt, wie groß die Lücke zwischen den Versprechen und der Realität noch immer ist. Ein Mann wurde mitten in Manhattan brutal attackiert, allein weil er als Jude erkennbar war, und viele erleben das Strafmaß nun als Zeichen, dass ihre Sicherheit nicht selbstverständlich ist.

Für jüdische Amerikaner bedeutet dieser Vorfall mehr als nur ein einzelnes Urteil. Er beschreibt eine Atmosphäre, in der Hass sich schneller ausbreitet als die Maßnahmen, die ihn eindämmen sollen. Wer heute eine Kippa trägt, trägt oft auch die Sorge, dass die Gesellschaft ihn nicht schützen kann. Genau hier entscheidet sich, ob jüdisches Leben sichtbar bleibt oder sich zurückzieht. Es geht um Sicherheit im Alltag, um die Freiheit, sich öffentlich zu zeigen, und darum, dass Gewalt gegen Juden nicht als Fußnote behandelt wird.


Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle:


Sonntag, 07 Dezember 2025

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