Venezuela Tyrannei der schlechten Ideen

Venezuela Tyrannei der schlechten Ideen


Ideen lassen die Welt laufen. Gute schaffen Freiheit und Wohlstand; schlechte Unterdrückung und Armut. Du bist nicht, was du isst, sondern was du denkst.

Venezuela Tyrannei der schlechten Ideen

Von Prof. Dr. Daniel Pipes, The Wall Street Journal

Besonders Politiker erliegen der Macht von Ideen. John Maynard Keynes formulierte es so: "Praktiker, die sich frei von intellektuellen Einflüssen glauben, sind gewöhnlich die Sklaven irgendeines verblichenen Ökonomen. Wahnsinnige in hoher Stellung, die Stimmen in der Luft hören, zapfen ihren wilden Irrsinn aus dem, was irgendein akademischer Schreiber ein paar Jahre vorher verfasste. ... Es sind Ideen, und nicht erworbene Rechte, von denen die Gefahr kommt, sei es zum Guten oder Bösen."

Die Geschichte von Venezuela macht diesen Punkt auf einzigartige Weise klar. Die Entdeckung von Öl im Jahr 1914 brachte dem Land gewaltiges Einkommen und hatte eine relativ freie Wirtschaft zur Folge. Bis 1950 erfreute sich Venezuela des vierthöchsten Pro-Kopf-Einkommens der Welt hinter den USA, der Schweiz und Neuseeland. Noch 1980 wies es die am schnellsten wachsende Wirtschaft des 20. Jahrhunderts auf. 2001 nahm Venezuela noch immer den Platz des reichsten Landes Südamerikas ein.

Venezuelas Probleme hatten aber viel früher begonnen. Ab etwa 1958 führten Regierungseingriffe in die Wirtschaft, darunter Preis- und Wechselkurskontrollen, höhere Steuern und Einschränkungen im Grundbesitzrecht zu Jahrzehnten der Stagnation, wobei das Realeinkommen pro Kopf von 1960 bis 1997 um 0,13% zurückging. Dennoch blieb es ein normales, funktionierendes Land.

Heute leidet das Land mit den größten Ölreserven der Welt unter einer stark schrumpfenden Wirtschaft, galoppierender Inflation, Despotismus, Massenauswanderung, Kriminalität, Krankheiten, Hungersnot; und die Zustände verschlimmern sich täglich. Venezuelas Wirtschaft schrumpfe 2016 um 16%, letztes Jahr um 14% und die Vorhersagen für 2018 liegen bei 15%. Die Inflation betrug 2015 112% und Ende letzten Jahres 2.800%. Der Ökonom Steve Hanke ermittelt für 2018 eine aufs Jahr gerechnete Rate von etwa 65.000%, was die Hyperinflation Venezuelas zu einer der schlimmsten aller Zeiten macht. Lebensmittelknappheit führte bei den Venezolanern 2016 zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 18 Pfund, 2017 zu 24 Pfund.

Was verursachte diese Krise? Eine Invasion aus dem Ausland, Bürgerkrieg, Naturkatastrophen, Ersatz für Öl oder landwirtschaftliche Seuchen? Nein, sondern schlicht und einfach schlechte Ideen.

Der Sozialismus mag weltweit ein erwiesener Fehlschlag gewesen sein, aber Hugo Chávez überzeugte die Venezolaner, ihn auszuprobieren. Als er 1999 Präsident wurde, stahl er, bestimmte, polarisierte und warf ins Gefängnis. Er profitierte in seinen 14 Jahren als Präsident von 1 Billion Dollar Ölverkäufen; damit hatte er die Mittel massive Programme für Sozialausgaben zu beginnen, um sich Stimmen zu sichern. Er konnte es sich sogar leisten die Gans zu schlachten, die goldene Eier legt und ersetzte kompetente Profis in der regierungseigenen Ölgesellschaft durch seine Repräsentanten, Handlanger und Speichellecker. In herrschaftlicher sozialistischer Tradition häufte seine Tochter María ein 2015 auf $4,2 Milliarden geschätztes Vermögen an, so venezolanische Presseberichte.

"Das Problem mit dem Sozialismus", stellte Margaret Thatcher einst fest, "besteht darin, dass dir irgendwann das Geld anderer Leute ausgeht." Chávez kam dem zuvor, indem er die Behandlung seiner Krebserkrankung in Havanna suchte, wo, wie Fox News berichtet, er "von kubanischer Fehlbehandlung ums Leben gebracht wurde". Er starb im März 2013, rund ein Jahr bevor die Ölpreise abstürzten, und hinterließ das folgende Desaster Nicolás Maduro, seinem noch brutaleren und inkompetenteren, handverlesenen Nachfolger. Sobald die Öleinnahmen schrumpften, wurden die wahren Kosten der bankrotten Ideen von Chávez deutlich. Venezuela versinkt heute im Totalitarismus, setzt militärische Gewalt ein, um den Sozialismus über Wasser zu halten.

Schlechte Ideen hat es immer gegeben, aber sie erlangten mit dem Aufkommen des Liberalismus im späten 17. Jahrhundert neue Bedeutung. Davor hatte der Konservatismus – Respekt vor der Tradition, die neuen Umständen angepasst wurde – vorgeherrscht. Die benebelte Vision eines einzelnen Königs oder religiösen Führers konnte nur bedingt Fortschritte machen, bevor die Konvention sie aufhielt. Der Liberalismus machte die Tradition zu etwas Beliebigem, indem er optimistisch alles und jeden für in der Lage erachtete die großen Fragen von den ersten Prinzipien an selbst zu durchdenken.

Radikale Ideen verbreiteten sich stark, besonders während der Französischen Revolution. Die Schleusentore wurden für Theorien geöffnet, die von Erfahrung und gesundem Menschenverstand abgekoppelt waren, darunter Verschwörungstheorien. Diese Ideen wurden während des 19. Jahrhunderts weiter bebrütet und nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Faschismus, Nationalsozialismus, Sozialismus und Kommunismus auf furchtbare Weise verwirklicht. Der Historiker Paul Johnson stellt fest: "Der allerschlimmste Despotismus ist die herzlose Tyrannei der Ideen."

Die namentliche Aufzählung der Tyrannen, die im letzten Jahrhundert ihre Philosophien aufgebürdet haben, ist deprimierend klein; dazu gehören Mussolini, Lenin, Stalin, Tojo, Hitler, Ho, Mao, Kim, Nasser, Pol Pot, Mugabe, Assad, Saddam Hussein, Khomeini und Chávez. Die verstanden ihr Spiel komplett; von Stalin wird berichtet, er habe festgestellt: "Ideen haben mehr Macht als Gewehre." Jeder einzelne von ihnen verwüstete sein Lehnsgut.

Wenn schlechte Ideen Schrecken bringen, dann besteht ihr Gegengift in konservativen, bescheidenen, erprobten und geprüften Ideen, die die Tradition und die menschliche Natur respektieren; nicht in revolutionärem Torkeln und grandiosen Experimenten, sondern in schrittweisen Verbesserungen herkömmlicher Praktiken.

In einem Moment, in dem viele Demokraten die Lektionen Venezuelas ignorieren und wegen des Sozialismus in Verzückung geraten, heißt es zurück auf die Barrikaden des Krieges der Ideen.

Nachtrag vom 27. August 2018: Nachdem dieser Artikel herausgegeben wurde, berichtete Associated Press, dass Maduros drei Stiefsöhne beschuldigt werden $1,2 Milliarden aus der venezolanischen Ölgesellschaft abgezweigt zu haben.

 

Übersetzt von H. Eiteneier - Foto: Chávez und Castro: Würden Sie ihr Schicksal in die Hände kubanischer medizinischer Versorgung legen?


Autor: Prof. Dr. Daniel Pip
Bild Quelle: Wikimedia


Sonntag, 14 Oktober 2018

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