Dürfen Juden mit Rechten kooperieren?

Dürfen Juden mit Rechten kooperieren?


In der Neuen Zürcher Zeitung NZZ fragt der Journalist Ulrich Schmid, warum Israels Premierminister Netanyahu mit Europas und weiteren Rechten flirtet.

Dürfen Juden mit Rechten kooperieren?

Von Dr. Nathan Warszawski

Die Gründe, warum sich Israel nicht den Rechten anbiedern soll und darf, legt der Schweizer und langjähriger Journalist in Jerusalem Ulrich Schmid in einem langen Artikel dar. Er bemerkt, dass die Rechten Antisemiten sind oder es gewesen sind und dass die Rechten die Menschenrechte, die auf das Judentum basieren, nicht achten. Der Artikel ist schon deshalb interessant (und lesenswert), weil er den Judenhass mit dem Hass auf Israel (Israelkritik) verbindet.

Versuch einer Antwort:

Man muss zwischen echten Freunden und politischen Unterstützern unterscheiden. Die rechten Politiker, mit denen Netanyahu flirtet, sind Unterstützer, keine Freunde Israels und der Juden. Israel braucht zwar in seinem Überlebenskampf Freunde, jedoch sind diese rar gesät. Somit gibt sich Israels Premierminister mit dem, was es gibt (mit Unterstützern) zufrieden.

Unterstützer sind vor allem Politiker, mit denen man eine begrenzte Zeit bestimmte Interessen zum gegenseitig Vorteil teilt. Die Rechten teilen mit Israel einige Interessen, was beispielsweise Sicherheit, Terrorismus, Nation und Staat betrifft. Es gibt viel mehr israelische Interessen, die von den Rechten nicht geteilt werden. Netanyahu teilt die meisten Interessen der Rechten ebenfalls nicht.

Und nun erreichen wir die Antwort auf die zu Anfang gestellte Frage. Israel ist auf die Rechten genauso politisch angewiesen wie die Rechten auf Israel! Wem dies nicht gefällt, sollte sich die Frage stellen, wie man ganz einfach „Judenhass“ definiert. Die einfachste Definition lautet:

Judenhass ist, wenn man Juden gewisse Dinge nicht zubilligt, die ein Nicht-Jude tun darf.

Ich beabsichtige nicht, den NZZ-Autor oder den geneigten Leser zu bedrängen. Doch das Verlangen, dass sich Juden anständiger verhalten sollen als Christen, Muslime, Deutsche, rechte Politiker und einer selbst ist bestenfalls ein positiver Antisemitismus. Während des Dritten Reiches haben Juden mit Nazis verhandelt, Geld und Waffen angeboten, um Juden vor dem sicheren Tod zu retten. Israel und die Juden sind seit Anbeginn der Geschichte darauf angewiesen, nicht vernichtet zu werden. 1973 hätte Israel beinahe den Krieg gegen Ägypten verloren, weil Deutschland unter Willy Brandt den USA die Überflugrechte mit Waffen nach Israel verweigert hat. Sind deshalb die vielen jüdischen Israelis, die in Deutschland wohnen, Landesverräter? Sollte Israel die Beziehungen zu Deutschland abbrechen? Auch hat Ben Gurion mit dem noch sehr Nazi affinem Deutschland diplomatische Beziehungen aufgenommen, weil das verarmte und militärisch bedrängte Israel auf das deutsche Geld dringendst angewiesen gewesen ist.

Auch die Staatsräson Israels, die der deutschen Bundesregierung so sehr am Herzen liegt, ist ein Narrativ, wenn man sich das antiisraelische Verhalten eben dieser Regierung ansieht. Insbesondere Martin Schulz hat sich in der Knesset (Parlament) in Jerusalem wie ein Juden hassender Lümmel benommen hat, als er in einer offiziellen Rede die Frage stellt, warum die Juden die Araber verdursten lassen.

Kommen wir zum Erfreulichen.

Die Frage des Schweizer Journalisten setzt richtigerweise die Politik Israels mit der jüdischen Ethik gleich. Premierminister Netanyahu wird vom Journalisten Ulrich Schmid angegriffen, weil er die jüdische Ethik (scheinbar) untergräbt und nicht weil er als Premierminister Israels die Interessen Israels verteidigt. Ulrich Schmid in Jerusalem erkennt glasklar, dass man Israel von den Juden in der gesamten Welt nicht trennen kann und darf. Somit gehört zum Antisemitismus auch der Israelhass, der in Deutschland verschämt „Israelkritik“ genannt wird. Wenn dies den deutschen Antisemiten nicht gefällt, sollten sie sich in „Judenkritiker“ umbenennen.

Nachtrag: Mancherorts wird dem NZZ-Journalisten Ulrich Schmid Antisemitismus unterstellt. Der hier erwähnte Zeitungsartikel beweist das Gegenteil. Selten erfährt man aus nicht-jüdischer und nicht-zionistischer Feder die Tatsache, dass Juden um des Überlebens Willen auf Gedeih und Verderb auf die Existenz des Judenstaates Israel angewiesen sind. Wer Ulrich Schmids NZZ-Artikel aufmerksam liest, wird dies bestätigen. Ein Israel kritischer Jude ist ein Ding der Unmöglichkeit. Er wird sowenig als Jude überleben wie ein vegetarischer Fleischfresser.

 

Numeri 24 : 9 - Foto: Binjamin Netanyahu zusammen mit den Regierungschefs der Visegrad-Staaten Polen, Ungarn, Tschechien und Slowakei.


Autor: Dr. Nathan Warszawsk
Bild Quelle:


Sonntag, 23 Dezember 2018

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