Wie der Mossad mit einem gefakten Taucher-Ferienort Juden aus Äthiopien rettete

Wie der Mossad mit einem gefakten Taucher-Ferienort Juden aus Äthiopien rettete


Der Film Red Sea Diving von Chris Evans erzählt wie Israels Mossad in einer Zeit der Hungersnot einen vorgetäuschten Taucher-Ferienort nutzte, um äthiopische Juden zu retten.

Wie der Mossad mit einem gefakten Taucher-Ferienort Juden aus Äthiopien rettete

Von Itay Hod, TheWrap

Anfang der 1980-er Jahre nutzten israelische Mossad-Agenten einen vorgetäuschten Taucher-Ferienort im Sudan, um tausende jüdische Flüchtling aus Afrika herauszuschmuggeln. Mehr als drei Jahrzehnte später wird die gewagte Mission von Hollywood behandelt.

Die Mission, als „Operation Brüder“ bezeichnet, wurde von einem kleinen Team aus Undercover-Agenten ersonnen, die zur Tarnung einen aufgegebenen Touristenort im Sudan mieteten – und dann für echte Touristen öffneten. Von dort aus evakuierten die Agenten einen verlorenen Stamm äthiopischer Juden unter den Augen der sudanesischen Behörden.

Die äthiopischen Juden wurden von ihrer Regierung verfolgt; es war ihnen verboten ihre Religion auszuüben und sie durften kann keine Orte reisen, an denen sie sie frei ausüben konnten, heißt es bei der BBC. In den Wochen um Oberstleutnant Mengistu Haile Mariams Machtübernahme in Äthiopien 1977 wurden rund 2.500 Juden getötet und 7.000 wurden obdachlos.

Die äthiopischen Juden begannen vor Bürgerkrieg und Hungersnot zu fliehen und viele gingen in den nahe gelegenen Sudan. Rund 12.000 gingen zu Fuß aus der fernab gelegenen Region Gondar los, geplagt von Hunger, Durst und Attacken durch Banditen und wilde Tiere.

Die israelische Regierung schickte den Mossad, um die äthiopischen Juden herauszuholen und nach Israel zu bringen; das erfolgte in einer Reihe von Missionen, zu denen die „Operation Moses“ und die „Operation Salomon“ gehörten.

„Das ist eine der Geschichten, die man kaum glauben kann“, sagte Gad Shimron, einer der Mossad-Agenten, die den Ferienort betrieben, gegenüber TheWrap. „Es war die einzige Zeit, in der Europäer Afrikaner nicht aus dem Kontinent geholt hatten, um sie zu versklaven, sondern um sie zu befreien.“

Die wahre Geschichte von „Operation Brüder“, eine der weniger bekannten Mossad-Missionen, ist heute Thema eines neuen Films namens „Red Sea Diving Resort“ (Taucher-Ferienort am Roten Meer). Das Drama, geschrieben von „Homeland“-Mitschöpfer Gideon Raff, der auch Regie führte, soll später dieses Jahr Premiere haben; die Hauptrolle spielen Chris Evans, Haly Bennett, Alessandro Nivola, Michael K. Williams und Ben Kingsley.

Die Operation fand während Äthiopiens schlimmster Hungersnöte aller Zeiten statt, bei der nach Angaben von Human Rights Watch von 1983 bis 1985 geschätzte 400.000 Menschen starben. Als Bilder verhungernde Kinder den Westen erreichten, versuchten viele zu helfen. „We are the World“, geschrieben von Michael Jackson und Lionel Richie, gesungen von mehr als 40 amerikanischen Popstars, wurde die erfolgreichste Wohltätigkeits-Single aller Zeiten und brachte mehr als $63 Millionen ein.

Nach Angaben von Shimron, der über seine Erfahrungen im Sudan 1997 sein Buch „Mossad Exodus“ veröffentlichte, ging Israel aber noch weiter. „Manche sangen Lieder wie ‚We are the World‘, sagte er. „Aber Israel war das einzige Land, das tatsächlich etwas unternahm.“

Israelische Kommandotruppen trainieren für “Operation Brüder” im Sudan. Foto: Gad Shimron.

Der Bürgerkrieg in Äthiopien hat viele Juden veranlasst in den benachbarten Sudan zu fliehen“, sagte Shimron. „Das Problem damit war, dass der Sudan ein Feindland [Israels] war, also unternahm der Mossad die Mission, um sie herauszuholen.“

Um das zu tun, warteten Shimron und sein Team einen mutigen Plan: Sie mieteten das Arous Holiday Village, einen winzigen Ferien-Strandort, der in den frühen 1970-er Jahren von italienischen Unternehmern gebaut worden war. Damit tarnten sie ihre Mission. Das Dorf war verlassen, nachdem die sudanesische Regierung es versäumte für die grundlegenden Infrastruktur-Annehmlichkeiten wie Zugangsstraßen, Wasser und Strom  zu sorgen, so Shimron.

„Zur Tarnung gründeten wir eine Briefkastenfirma in der Schweiz, mieteten das Dorf für etwa $300.000 und begannen dann Gruppen von 100 bis 150 Personen zum Strand herauszuholen“, sagte Shimron. Dort trafen die Flüchtlinge auf israelische Navy Seals, die sie auf ein Schiff nach Israel brachten.

Gad Shimron im Arous Holiday Village. Foto: Gad Shimron

Die Operation war so getarnt, dass weder die lokalen Bediensteten, die in dem Ort arbeiteten, noch die Gäste, die dort wohnte, sich des wahren Zwecks des Dorfes bewusst waren. Nach Angaben von Shimron blieben die Flüchtlinge nie im Ort, der nur als Fassade benutzt wurde. Der Ferienort erwies sich als überraschend erfolgreich; aus dem Ausland kamen Taucher und andere Touristen. Rettungsoperationen fanden außerhalb des Ort mitten in der Nacht statt.

Einmal wurden vier Mitglieder von Shimrons Team, darunter der Kommandeur der Operation, von einer Gruppe aus 20 bewaffneten sudanesischen Soldaten umzingelt. Die Soldaten hielten sie auf einem Strand an, als sie gerade dabei waren eine Gruppe Flüchtlinge auf ein Boot zu verladen, das sie zu einem größeren Fahrzeug bringen sollte, das in internationalen Gewässern auf sie wartete.

„Eine Sekunde lang dachte ich, es sei alles zu Ende“, sagte Shimron, der der Gruppe folgte. Er sagte, er sah, wie einer seiner Agenten-Kollegen seine Hände herunternahm und mit den sudanesischen Soldaten stritt.

„Er schrie sie an, weil sie auf arme, wehrlose Touristen schossen, die gutes Geld für einen nächtlichen Tauchgang ausgegeben hätten“, sagte Shimron. „Die Sudanesen, die nie irgendwelche Touristen gesehen hatten, ganz zu schweigen etwas übers Tauchen wussten, waren so durcheinander, dass sie einknickten.“

https://www.thewrap.com/wp-content/uploads/2018/05/SKMBT_C25014120415421.jpg
Gad Shimron im Arous Holiday Village. Foto: Gad Shimron

Um auf Nummer sicher zu gehen, hörten Shimron und sein Team auf Menschen per Boot zu evakuieren, sondern nutzten nur noch Hercules-Frachtflugzeugte, um die Flüchtlinge fortzubringen.

„Sie müssen verstehen, wie es für einige dieser äthiopischen Flüchtling war, die nie in ihrem Leben zuvor ein Flugzeug gesehen hatten“, sagte Shimron. „Für sie war es wie mit Jona und dem Wal.“

Insgesamt wurden bei der „Operation Brüder“ 6.000 äthiopische Juden gerettet.“ Doch die Operation war weitgehend unbemerkt abgelaufen, da sie von einer anderen, dramatischen Rettung überschattet wurde, der „Operation Moses“ von 1984, mit der mehr als 8.000 äthiopische Juden innerhalb von weniger als drei Monaten später im Jahr nach Israel geflogen wurden.

Das ungeheure Ausmaß der Rettung wurde ihm erst bewusst, sagt er, als er das Aufnahmezentrum in Israel besucht, in dem die Flüchtlinge untergebracht worden waren.

„Da war ein kleines Kind, vielleicht sieben oder acht Jahre alt; es kam auf mich zu, zog an meinem Ärmel und sagte: ‚Onkel, ich erinnere mich an dich, von dem roten Laster.“

„Ich gebe zu, dass ich nicht zu den sentimentalen Leuten gehöre“, sagte Shimron. „Aber ich könnte ein paar Tränen vergossen haben.“

 

Übersetzt von Heplev - Titelfoto: Junge äthiopische Juden auf dem Weg nach Israel, nachdem sie vom Mossad gerettet wrurden.


Autor: Heplev
Bild Quelle: Gad Shimron


Donnerstag, 24 Januar 2019

Waren diese Infos wertvoll für Sie?

Sie können uns Danke sagen. Geben Sie einen beliebigen Betrag zurück und zeigen Sie damit, wie viel Ihnen der Inhalt wert ist.




Folgen Sie und auf:


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage