2029 - Ein kleiner Klima-verliebter Blick nach vorn

2029 - Ein kleiner Klima-verliebter Blick nach vorn


Wie alle Zukunftsausblicke vollkommen frei erfunden, Auch etwaige Ähnlichkeiten mit wahren Gegebenheiten entbehren natürlich jeder Grundlage

2029 - Ein kleiner Klima-verliebter Blick nach vorn

Von Dr. Rafael Korenzecher

Insekten schwirren über die mit Wildblumen gesprenkelte saftig grüne Wiese, Kinder toben herum. Es ist angenehm temperiert im Mai 2029, so ca. 23 Grad Celsius. Analog zu 2019 ist es deutlich kühler als im letzten Jahr ---- da waren es gut 10 Grad Celsius mehr.

Das Klima scheint irgendwie als einziger in unserer Republik nicht zu wissen, dass es Jahr um Jahr wärmer werden muss . Und grün scheint es auch nicht zu wählen.

Aber zurück in die Zukunft. Am frühen Abend, die Sonne beginnt schon langsam unterzugehen, rufen die Eltern ihre Kinder zusammen. Es ist Zeit aufzubrechen -- zurück in die Stadt. Der Weg ohne Auto ist weit und beschwerlich. Auch sollte man nach Sonnenuntergang nicht mehr draußen in Waldnähe sein. Die Wolfspopulation hat sich in den letzten Jahren deutlich vervielfacht und nach dem sehr bedauernswerten Vorfall mit dem Waldkindergarten vor wenigen Wochen sind besonders die Eltern erheblich vorsichtiger geworden.

Also macht man sich früh auf den Rückweg. Außer den auf einer Extra-Spur vorbeirauschenden, mit einer Sondergenehmigung versehenen großen Dienst-Limousinen von Politiker-Familien sieht man zwar keine Autos aber das Verkehrsaufkommen wird trotzdem zusehends dichter. Schon wegen der zu Gunsten von grünen Aktionsräumen Fahrrad-gerecht verschmälerten und zurückgebauten ehemaligen Fernverkehrsstraßen.

Ein wachsender Cordon von Rollern, Bikes sowie zumeist mit allerlei Ausflugsutensilien und vielen Kindern vollbeladenen Lastenrädern und Handwagen befindet sich auf dem Weg nach Hause. Ärgerlich sind nur die vielen Behinderungen und Zwischenstopps, zu denen man von unentschuldbar schlecht radelnden Senioren, Behinderten, Schwangeren, Kinderreichen und anderen unzulänglich Trainierten unterwegs genötigt ist.

Es ist deshalb schon fast dunkel, als man endlich die Stadt erreicht. In der Stadt ist es auch nicht viel heller. Die vielen Lichter, die das stolze Bild einer Großstadt in der Vergangenheit prägten, sind fast verschwunden. Strom wird nicht mehr für Beleuchtung verschwendet und zu teuer geworden ist er auch. Statt dessen wird bald der vielfach erschallende Ruf des Muezzin die Gläubigen zum Gebet rufen und die Orientierung vorgeben.

Generell ist die Stromversorgung eins der größten Probleme des Jahres 2029. Die Grünen haben bereits vor Jahren die absolute Mehrheit in den Bundestags- und Länderwahlen errungen und danach unmittelbar per Gesetz den sofortigen Ausstieg aus allen konventionellen Stromerzeugungsmethoden angeordnet.

Seit Strom nur noch aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, gibt es starke Schwankungen im Stromnetz. Da eine wirksame Abhilfe nicht in Sicht ist, gibt es per grünem Dekret für die Bevölkerung bis auf Weiteres jeden Tag zwischen 22:00 und 05:00 Uhr keine Stromversorgung mehr.

Neben Krankenhäusern gelten Ausnahmen nur für das Regierungsviertel , die politische Führung und muslimische Haushalte im Monat Ramadan. ( Weitere Ausnahmeregelungen sind wegen der galoppierenden Mitgliederschwindsucht der sich selbst seit langem abschaffenden christlichen Kirchen und der wenigen vom gewalttätigen muslimischen Judenhass noch nicht aus dem Land getriebenen Juden nicht erforderlich )

So versucht jeder schnell nach Hause zu kommen -- Draußen in der Stadt ist es nach Sonnenuntergang zu gefährlich. Marodierende Banden dominieren ganze Bezirke. Ausgebrannte Wracks abgestellter Kraftfahrzeuge säumen die Straßen.

Ohnehin dürfen Autos mit Benzinmotor kaum noch fahren. Benzin ist per Steuererlass unerschwinglich geworden. Tankstellen verlieren ihre Betreiberlizenzen und müssen reihenweise schließen. Treibstoff wird nur noch staatlich reguliert an privilegierte Diplomaten und Mitglieder der herrschenden politischen Elite ausgegeben. Hinzu kommt, dass niemand als Klimasünder „geächtet“ werden möchte, was nämlich einem Verlust seiner bürgerlichen Rechte und seiner beruflichen Existenz gleichkommen würde.

Selbst die Polizei fährt nur noch „elektrisch". Wegen der ungelösten Probleme und geringen Reichweite dieser Technologie befinden sich der größte Teil der eigentlich für den Einsatz benötigten Fahrzeuge zumeist in der Aufladestation. Das schwankende Stromnetz sorgt für weitere Verzögerungen und Ausfälle.

Da die Polizei außer bei Umweltdelikten und der Sicherheit der grünen politischen Elite ohnehin kaum noch ihrem Schutzauftrag nachkommt, ist man besser beraten, sie bei einer etwaigen Bedrohung gar nicht mehr zu rufen, sondern besonders nach der Dämmerung Türen und Fenster verstärkt zu verriegeln und zu Hause zu bleiben.

Dort kann man dann, besonders nach dem gelungenen Ausflug in die Natur , unter dem Schein einer Kerze -- die ist zwar wegen Feinstaubgefahr ebenfalls verboten aber fast immer der letzte Ausweg -- die Ausbeute des heutigen Tages genießen: Einige Kartoffeln, ein paar Möhren und ein paar Wildkräuter, die man auf der Wiese am Waldrand gepflückt hat. Fürwahr -nicht wirklich viel, was man beim Bauern schnorren konnte.

Die Kinder hätten gerne noch etwas Milch gehabt, aber da man jetzt seit dem Sieg der Grünen das V für Veganer als viertes Geschlecht im Pass und bei der Steuererklärung angeben muss ( für unverbesserliche Fleischesser ist die Steuerlast einfach zu hoch), geht das wegen offensichtlicher Unvereinbarkeit mit dem Passeintrag leider auch nicht mehr.

Seit vor zwei Jahren der Familienvater seinen gut bezahlten Job als Diplomingenieur bei einem ehemals großen deutschen Automobilkonzern wegen Schließung verloren hat, muss die Mutter die Familie ernähren. Sie konnte ihren Halbtagsjob am Flughafen bisher noch behalten, obwohl das Fliegen innerhalb Europas und aus Europa heraus für Durchschnitts-Europäer unerschwinglich geworden und die Flugklientel zahlenmäßig erheblich geschrumpft ist.


Die gesamte Flugbranche lebt eigentlich nur noch von den neugierigen asiatischen Touristen aus China und Indien, die besonders gern in das Öko-Disneyland Deutschland reisen, um sich und ihren Kindern den gelungenen Umbau unserer ehemals blühenden und führenden Industrie-Nation zu veranschaulichen, die soeben wieder zu den agrarischen Anfängen einer von naturgegebener Fruchtfolge und Chemie-freier saisonaler Dreifelder-Wirtschaft beherrschten, gerade entstehenden Boden-kultivierenden Zivilisation aus urtümlicher, vorbiblischer Zeit zurückgekehrt ist.


Für den Verzehr des kargen, der Natur abgerungenen Abendessens zündet das geschlechtsneutrale Familienoberhaupt zwei weitere Kerzen an, allerdings nicht ohne vorher die Rollläden komplett zu schließen. Seit Einführung der Ökopolizei vor drei Jahren und seit der Aufforderung der unduldsamen grünen Ökodiktatur an die Blockwarte der Nation, jeden Verstoß gegen die Öko-Gesetze unverzüglich zu melden, wäre alles andere viel zu gefährlich.

Nach dem Mahl gönnt sich die Familie etwas Unterhaltung. Das Dynamo-Radio wird gekurbelt und lässt in steter akustischer Dauerberieselung Erbauliches erklingen: Die zur Rettung unserer Welt von der Vorsehung bestimmten grünen Führer sind ihrem schicksalhaften Auftrag zur Umerziehung selbst der verstocktesten Gegner ihrer unfehlbaren Berufung zur unser aller Heil deutlich und mit allenthalben sichtbarem Erfolg gerecht geworden.

Es stimmt zwar, dass durch das eindeutige Verschulden einiger kranker und mit aller Strenge zur unnachsichtigen Rechenschaft zu ziehender Saboteure am Volkskörper, die Klimaziele des nächsten Jahres 2030 noch nicht alle erreicht werden konnten. Trotzdem befinde man sich auf dem einzig richtigen Weg“ und wird auch künftig keine noch so großen Opfer des eigenen Volkes und anderer Dritter scheuen, um die eigene Unentbehrlichkeit für die Rettung der Zukunft unseres Planeten zu zementieren.

Wenn schon nicht wir, so ist doch wenigstens unser Klima nachhaltig gerettet.

 

Dr. Rafael Korenzecher ist Herausgeber der Jüdischen Rundschau und Mitglied des Koordinierungsrates deutscher Nicht-Regierungsorganisationen gegen Antisemitismus.

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Autor: Dr. Rafael Korenzech
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Samstag, 01 Juni 2019