Westlicher Multikulturalismus und islamischer Terror

Westlicher Multikulturalismus und islamischer Terror


Zusammenfassung: In westlichen Ländern haben sich in den letzten Jahrzehnten große Muslim-Gemeinden gebildet.

Westlicher Multikulturalismus und islamischer Terror

Die Terroranschläge in Frankreich und Österreich während der letzten Wochen hoben erneut die Diskussion über die Rolle eines multikulturellen, liberalen, toleranten Ansatzes für separate, entfremdete Minderheitsgemeinschaften hervor, von denen eine kleine Anzahl Mitglieder Terroranschläge unterstützen oder begehen.

Von Galit Truman Zinman, BESA Center Perspectives Paper Nr. 1.805

Die letzten Wochen haben eine Welle von Gewalt und Terror in Frankreich und anderen Orten erlebt, ausgelöst von der Wiederveröffentlichung der Mohammed-Karikaturen durch das Satire-Magazin Charlie Hebdo. Diese Terrorakte stellen einen direkten Angriff auf westliche Werte, Symbole, Liberalismus und Glauben an individuelle Rechte und Freiheiten dar.

Nach der Ermordung des französischen Geschichtslehrers Samuel Paty drückte Präsident Macron sich ungewöhnlich deutlich aus und bezeichnete sie als „islamistischen Terroranschlag“. Tatsächlich spiegeln die aktuellen Anschläge in den Vororten von Paris wie auch in Lyon, Nizza und Avignon eine Intensivierung antiwestlicher Tendenzen in Frankreich, wo die Terroristen die soziopolitische Agenda des Landes mit Gewalt zu verändern trachten. Frankreich ist auch nicht das einzige Ziel. Anfang November wurden in Österreich vier Bürger bei einem islamistischen Terroranschlag im Herzen Wiens ermordet.

Diese Ereignisse sind die Fortsetzung einer Reihe von Anschlägen durch muslimische Terroristen in westlichen Ländern in den letzten Jahren (oft mit der Unterstützung und Inspiration durch ISIS) – von Frankreich und Belgien über Deutschland und Großbritannien bis hin zu den USA, Kanada und Australien. Die Anschläge sind an auffälligen öffentliche Orte wie Flughäfen, Unterhaltungs- und Tourismusstätten, Hotels und Nachtclubs verübt worden. Die Terroristen haben Beile, Messer, Schusswaffen und Fahrzeuge eingesetzt und hunderte Tote und Verletzte verursacht.

Diese Anschläge sollen bei westlichen Bevölkerungen Angst säen, ihr Gefühl für persönliche und öffentliche Sicherheit untergraben, ihre Wirtschaft und Moral beschädigen und sie von der Teilnahme an einer internationalen Antiterror-Koalition (besonders der gegen ISIS gerichteten) abschrecken.

Die Täter sind zumeist junge muslimische Männer gewesen – einige von ihnen Migranten, einige Nachkommen in der zweiten oder dritten Generation von Zuwanderern. Im Fall Letzterer sind die Terroristen in offenen und toleranten westlichen Gesellschaften geboren und ausgebildet worden. Einige hatten Probleme sich in die liberale Gesellschaft zu integrieren, was sie dazu brachte die demokratischen Werte von Säkularisierung und Individualismus zu verabscheuen und abzulehnen. Eine rassische Minderheit, die den Predigten und der Hetze auf der Straße, in den Moscheen, in sozialen Netzwerken und im Internet ausgesetzt ist, identifiziert sich mit einer puritanischen salafistisch-jihadistischen Strömung. Diese Minderheit schließt sich Terrorgruppen, hauptsächlich ISIS an oder handelt unter deren Führung und Inspiration.

Ein beträchtlicher Teil der muslimischen Gemeinden im Westen sind der Gesamtbevölkerung entfremdet und halten sich zum größten Teil getrennt und führen einen autonomen Lebensstil. Es gibt eine Diskussion über die Ursprünge dieser Entwicklung: Manche beschuldigen die Mehrheit der Diskriminierung von Muslimen und dass diese in die Absonderung gezwungen werden, während andere behaupten, dass die muslimischen Gemeinschaften sich aus eigener Entscheidung isoliert haben. Viele dieser Gemeinschaften sind in der Tat sozial, kulturell und geografisch isoliert, existieren an den Rändern der Gesellschaft, bedrängt von Armut, fehlender Chancengleichheit, Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichem Mangel.

Die muslimische Minderheit unterscheidet sie nicht nur kulturell und ethnisch von der lokalen Bevölkerung, sondern auch in Begriffen religiösen Glaubens, die ihre Weltanschauung und ihren Lebensstil beträchtlich beeinflussen. Die muslimischen Gemeinschaften halten ihre religiöse Tradition eifrig aufrecht. Sie sprechen die Sprache ihrer Herkunftsländer und leben getreu dem islamischen Recht (Scharia) und dessen Bräuchen. An vielen Orten wird formelle Bildung getrennt und für die Gemeinschaft maßgeschneidert. Dieses Muster, an religiöser Tradition festzuhalten und sie der nächsten Generation zu vererben, trägt zur Wahrnehmung des muslimischen „Fremdseins“ durch die Mehrheitsgesellschaft teil und damit auch zu ihrer Ausgrenzung.

Diese Trends bilden für westliche Gesellschaften, die für Multikulturalismus und Toleranz gegenüber „dem Anderen“ eintreten, ein ernstes Problem. Dieser Ansatz – verbunden mit einer relativ offenen und zuvorkommenden Zuwanderungspolitik – hat im Lauf der Jahre zu kulturell-religiösen Absonderung der muslimischen Gemeinschaften geführt, begleitet von einer Distanzierung und fehlender Interaktion mit der nichtmuslimischen Mehrheit. Der vorherrschende multikulturelle Ansatz hat zudem zur religiösen Radikalisierung und der Zunahme des Terrors beigetragen, darunter der Bildung von Terrorzellen und ein beträchtlicher Anstieg der Zahl der „einsamen Wölfe“. Multikulturalismus scheint damit nur eine begrenzte Fähigkeit zu haben Muslime in westliche Gesellschaften zu assimilieren und voll zu integrieren.

Der multikulturelle Ansatz versucht im Wesentlichen ethnische und kulturelle Unterschiedlichkeit zu erhalten und die Menschenrechte zu garantieren, während gleichzeitig uneingeschränkter Zugang und Teilhabe an der Gesellschaft gewährt, verfassungsrechtliche Grundsätze gewahrt und gemeinsame gesellschaftliche Werte gefördert werden. Das hat eine öffentliche Politik zur Folge, die kulturelle Differenzen beachtet und Unterstützung für Organisationen ethnischer Minderheiten bietet. Im Bereich der Bildung involviert Multikulturalismus, dass besondere Lehrpläne unterstützt, Unterricht in anderen Muttersprachen und die Gründung von Religionsschulen für Minderheitengruppen neben der Anerkennung ausgeprägter religiöser Traditionen und Praktiken, Gotteshäusern und religiösen Feiern eingerichtet werden. Vertreter des Multikulturalismus deuten auf positive Ergebnisse dieses Ansatzes wie die Anerkennung kultureller Identitäten und die Kultivierung von ethnischem Pluralismus, Schutz vor Diskriminierung und Aufstachelung zu Hass sowie sozioökonomische Bindekraft und Gleichstellung zwischen Minderheiten und Mehrheit.

In den letzten Jahren hat sich der politische, öffentliche und Mediendiskurs jedoch auf die Gegensätzlichkeit konzentriert, die zwischen den Werten der Aufnahmegesellschaft und denen bei den Immigranten aufkamen, darunter Gleichstellung der Geschlechter, die Forderung des Hijab für Frauen, weibliche Genitalverstümmelung, Zwangsehe, Ehrenmorde, Ablehnung von LGBT-Menschen und so weiter. Die Anwendung dieser kulturellen Normen innerhalb liberaler Gesellschaften ist zentrales Element für die Diskussion über die Bedeutung des Multikulturalismus, der vorherrschenden Integrationspolitik und Toleranz gegenüber Muslimen gewesen, die umgekehrt nicht immer Toleranz gegenüber westlichen Werten zeigen. Während die Anhänger des Multikulturalismus weiter dessen Vorteile betonen, deuten seine Gegner auf die gesellschaftlichen Spaltungen, das Fehlen eines verbindenden sozialen Klebers und einem Zusammenprall von kulturellen Werten einerseits und religiösen Traditionen andererseits, was zu Ekel, Radikalisierung, Gewalt und Terror führen kann. Die Multikulti-Politik, die jedem freie Meinungsäußerung, Religionsausübung und Vereinigung gewährt, wird von Islamisten ausgenutzt, um Terrorgruppen zu bilden, in der Öffentlichkeit und online zu predigen und aufzuhetzen sowie Terroranschläge wie die zu betreiben, denen der Westen einmal mehr unterworfen ist.

Auf jeden Fall stellen die demografischen Veränderungen in westlichen Ländern im Verlauf der letzten Jahrzehnte große Veränderungen zur Eingliederung und Integration großer Gemeinschaften dar, die sich von der einheimischen Bevölkerung kulturell und besonders in Sachen Religion unterscheiden.

 

Übersetzt von Heplev


Autor: Heplev
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Mittwoch, 18 November 2020