Raw Frand zu Parschat Wajischlach: Ja’akow und der Krug des Chanukka-Wunders

Raw Frand zu Parschat Wajischlach:

Ja’akow und der Krug des Chanukka-Wunders


An diesem Shabbat lesen wir die Parascha Wajischlach: aus der Torah. Raw Frand erläutert Aspekte dieser Parascha und ihrer Bedeutung. Heute lesen Sie den ersten Kommentar zur Parascha.

Ja’akow und der Krug des Chanukka-Wunders

p>Nachdem Ja’akow mit seiner ganzen Familie den Fluss Jabok überquerte, kehrte er alleine wieder über den Fluss zurück. Dort rang er mit einem „Mann" bis zum Morgen. Raschi kommentiert zu dieser Stelle, in Anlehnung an den Talmud [Chulin 91a], dass er wegen kleiner Krüge zurückkehrte, die er zurückgelassen hatte. Die Ba’alej Tossafot finden eine Andeutung im Vers, al tikra „lewado" (lese nicht „alleine“) ela „lekado“ (sondern „zu seinem Krug“). Was war das Besondere an diesen Krügen?

 

Das Buch „Siftej Kohen“ weist darauf hin, dass es im Midrasch Rabba zum Wochenabschnitt „Wajeze" heisst, Ja’akow habe „von den Steinen des Ortes genommen und sie um (oder unter) seinen Kopf gelegt“. Von diesen Steinen baute er am Morgen einen Misbeach (Altar). Anschliessend nahm er einen kleinen Ölkrug und salbte diese Steine im Öl. Auf wundersame Weise, heisst es im Midrasch, wurde der Krug nicht leer - sondern er blieb voll. Ja’akow erkannte, dass es ein aussergewöhnlicher Krug war. Es war ein Zeichen von grossem Segen - und es war dieser kleine Krug, der ihn über all die Jahre in Charan begleitete, und für den er zurückkehrte, als er ihn nach der Überquerung des Flusses Jabok vermisste.

Es war auch genau dieser Krug, der später verwendet wurde, um die heiligen Sakralgegenstände des Mischkan (Stiftszeltes) einzuweihen - und auch, um den Kohen Gadol (Hohepriester) und den König zu salben. Es war ebenso dieser Krug, mit dem der Prophet Elischa die Frau aufforderte, ihre Kannen aufzufüllen, als sie keine Nahrung für ihre Kinder hatte [Melachim II, Kapitel 4]. Ja’akow sah in seiner Prophetie all diese Wunder und historischen Ereignisse, die mit diesem Krug verbunden sein würden - und dies veranlasste ihn dazu, zurückzukehren und ihn zu holen.

Der Autor des „Siftej Kohen“ ist auch der Ansicht, dass es „zweifellos“ derselbe wundersame Krug war, der von den Chaschmonaim (Hasmonäern) während des Chanukka-Wunders gefunden wurde - wo der Vorrat für einen Tag schliesslich acht Tage reichte.

Ein Sinneswandel

Esaws dritte Frau wird in unserem Wochenabschnitt [36:3] als Bosmat bezeichnet. Doch in einem früheren Wochenabschnitt - Ende Parschat Toldot [28:9] - wird sie Machlat genannt, was sich aus dem Wort „machal“ (Vergebung bzw. vergeben) ableitet. Im Talmud Jeruschalmi (Jerusalemer Talmud) heisst es – wie von Raschi zur Stelle erwähnt - dass drei Arten von Menschen ihre Sünden der Vergangenheit vergeben werden: Proselyten - also solche, die zum Judentum konvertieren; Menschen, die in Führungspositionen aufsteigen; und Menschen, die heiraten. Letztere werden daraus abgeleitet, dass die Thora Bosmat als Machlat bezeichnet - was impliziert, dass am Tage der Hochzeit von Esaw mit Bosmat seine Sünden vergeben worden sind. Dies ist der Ursprung des Brauches, an seinem Hochzeitstag zu fasten und das Widui-Gebet zu sagen, so wie am Jom Kippur. Was ist der Aspekt, der diese drei Individuen, deren zurückliegende Sünden vergeben werden, miteinander vereint? Und warum sollten überhaupt die Sünden eines Menschen automatisch vergeben werden?

Im Wochenabschnitt Bereschit [2:18] lehrt Raschi, dass der Vers „lo tow hejot ha’Adam lewado“ nicht übersetzt werden sollte als „Es ist nicht gut für einen Menschen, allein zu sein“, sondern dass der Mensch nicht ohne Partner sein solle, so wie G-tt, denn sonst könnte man meinen, er sei auch ein G-tt (der selbstversorgend und unabhängig ist – und als solcher niemanden neben sich braucht). Aus diesem Grund erschuf der Allmächtige Chawa (Eva). Eine der primären Funktionen der Ehe besteht also in der Möglichkeit, dem Menschen ein Stück seiner Ichbezogenheit (Egozentrik) zu nehmen, sodass er seinen Blick mehr nach aussen richte und empfindsamer für die Bedürfnisse anderer werde.

In ähnlichem Masse wird ein Mensch, der in eine Führungsposition gelangt, auf eine Stufe gebracht, von der aus er die Bedürfnisse der Menschen überblicken muss, die ihm unterstehen. Ein Konvertit wiederum nimmt die 613 Gebote auf sich und bringt somit - per Definition - zum Ausdruck, dass er nicht mehr ausschliesslich mit seinen eigenen Bedürfnissen und Begierden beschäftigt sein wird, sondern dass sich sein Fokus darauf richten wird, was der Schöpfer von ihm und von seiner Beziehung zu seiner Umgebung erwartet.

Der zurückbleibende Effekt der Sünde besteht darin, dass ein Mensch in seine „Selbsterfüllung" vertieft ist. Diesen drei Individuen wird jedoch die Möglichkeit geboten, sich von den Folgen ihrer Sünden zu befreien. Es gibt kein magisches Heilmittel, doch wenn sie diese Möglichkeit beim Schopfe packen und Sensibilität gegenüber anderen zeigen, dann können sie die negativen Folgen ihrer Sünden rückgängig machen.

 

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Autor: Raw Frand
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Freitag, 04 Dezember 2020

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