Dilemma Impfen: Es begann schon vor 3 000 Jahren ...

Dilemma Impfen:

Es begann schon vor 3 000 Jahren ...


Mit „Made in China“ verbinden sich in der Regel Begriffe wie „geklaut“ oder „nachgeahmt“ wie auch „Kopie“.

Es begann schon vor 3 000 Jahren ...

Von Wolfgang Will

Das mag unter der Herrschaft der Kommunisten intensiviert worden sein, entspricht aber nicht den historischen Tatsachen. China hat bei Innovationen über Jahrtausende eine bedeutende, wenn nicht sogar herausragende Rolle gespielt. Das trifft auch, um ein derzeit die ganze Welt bedrängendes Problem zu erörtern, auf die Bekämpfung von Krankheiten, Seuchen, ja Pandemien zu. Dagegen mit „Impfen“ vor zu gehen, mag man auf England und das Jahr 1796 datieren – wie es die Wissenschaft vielfach tut -, aber Vergleichbares gab es auch schon vor über 3 000 Jahren – in China!

Dort zerkleinerte oder verrieb man getrocknete Pockenkrusten von der Haut befallener Menschen in Gefäßen, um sie vor allem Kindern und Jugendlichen – aufgelöst in Wasser – zu verabreichen. Sozusagen der Ursprung der Schluckimpfung. Entsprechend behandelte Menschen entwickelten auf diese Weise wohl Antikörper und blieben verschont. Einige Quellen besagen zudem, die zu Staub geriebenen Pockenkrusten oder -pickel seien auch über die Nase verabfolgt worden. Als Jahr einer derartigen „medikamentösen Behandlung“ wird 1 100 v. Chr. genannt.

In China war man sich damals also schon sicher: Der Überlebende einer Pockenepidemie war automatisch immunisiert – er konnte nicht noch einmal an Pocken erkranken. Also infizierte man vor allem Kinder und Jugendliche absichtlich – in der Hoffnung, sie vor einer Epidemie zu bewahren.

Das Impfen in heutiger Art und Weise wird von Historikern mit dem Jahr 1796 in Verbindung gebracht. Nachdem der englische Landarzt Edward Jenner einige Jahre mit Tieren, darunter vor allem Kühen, experimentiert hatte, verabfolgte er dem eigenen kleinen Sohn die erste bekannte moderne Pockenimpfung. Mit Erfolg – denn die in ganz Europa grassierende Seuche, der jährlich mehrere hunderttausend Menschen zum Opfer fielen, verschonte den Kleinen.

Dieser Erkenntnis war eine interessante Beobachtung voraus gegangen: Landarzt Jenner hatte festgestellt, dass Bauern, die sich mit dem für Menschen harmlosen „Melkerknoten“ – das war die Pockenkrankheit von Milchkühen - angesteckt hatten, einen totalen Pockenschutz besaßen. Deshalb infizierte Jenner seine Probanden mit den Kuhpocken. Sie entwickelten teils nicht ungefährliche Nebenerkrankungen, blieben aber von der tödlichen Pockenseuche verschont.

Damals schon gab es, wie auch heutzutage, Impfgegner. Seinerzeit waren das mehr Wissenschaftler, während in unserer Zeit lautstark und gewaltversessen die berufsmäßigen Krawallanten den Ton angeben. Dabei zeigt ein weiterer Blick in die Vergangenheit des „Dilemma Impfen“, wie positiv, wie krankheitsbekämpfend und gesundheitsfördernd der kleine Stich sein kann. Schließlich wurden die grässlichen Pocken und ein gutes Dutzend weiterer Erkrankungen dank Impfungen weltweit (nahezu) ausgerottet.

Was die Pocken betrifft, spielt Deutschland nach dem britischen Landarzt Jenner eine vor allem auch gesetzlich verankerte Schlüsselrolle. In Deutschland schon 1807, und zwar in Hessen. Am 8. April 1874 dann erließ die deutsche Regierung durch Reichsgesetz die Pockenpflichtimpfung. Gesetzlich auch wurden jenen Entschädigungen garantiert, die durch eine derartige Impfung gesundheitliche Beeinträchtigungen erlitten haben könnten. Erfolgreich wurden weitere Impfstoffe gegen Seuchen hervorrufende Krankheiten eingeführt: 1885 gegen Tollwut, zwei Jahre später gegen die Pest, Diphtherie 1925, Tuberkulose und Wundstarrkrampf 1927, Gelbfieber 1937. Gegen ein gutes Dutzend weitere Krankheiten gibt es ebenfalls Impfstoffe.

Es gibt freiwillige und gesetzlich vorgeschriebene Impfungen, wobei die gegen das Coronavirus keine Zwangsimpfung ist. Und auch nie wird – wie die Bundesregierung wiederholt versichert hat. Den heutigen Impfgegnern übrigens hat der Historiker Malte Thießen von der Universität Münster zweifelsohne aus dem Herzen gesprochen: Freiwilligkeit beim Impfen, weist er in einer Studie nach, war dank Aufklärung und Überzeugungsarbeit immer erfolgreicher als gesetzlich angeordnete Impfungen.

Noch einmal China und Innovationen. Das Papier ist ebenso eine chinesische Erfindung wie der Kompass und das Schießpulver. Und die erste gedruckte Zeitung erschien 700 nach Christi in Peking.

 

Foto: Grippeschutzimpfung (Symbolbild)


Autor: Wolfgang Will
Bild Quelle: Stadtarchiv Kiel, CC BY-SA 3.0 DE , via Wikimedia Commons


Dienstag, 02 Februar 2021

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