Die Verkaufsmasche des „Wie den Islam reformieren“

Die Verkaufsmasche des „Wie den Islam reformieren“


Die Lieferanten des „moderaten Islam“ kommen zunehmend als Vertreter daher: Nachdem sie ihr „Kunden“-Problem groß im Detail beschreiben haben, präsentieren sie ihr „Produkt“ als Lösung – ohne sonderlich etwas zu erklären.

Die Verkaufsmasche des „Wie den Islam reformieren“

Nehmen wir einen aktuellen Artikel mit dem Titel „Wie man die islamische Welt weniger radikal macht“ von Yahya Cholil Staquf, der am 14. Januar 2021 im Wall Street Journal veröffentlicht wurde. Die erste Hälfte des Artikels fasst das Problem exakt zusammen und ist es wert ausführlich zitiert zu werden:

Fast eine Generation nach dem 9/11 hat die Welt wenig Fortschritt dabei bemacht sich von der Bedrohung durch den radikalen Islam zu befreien. Für jeden Osama bin Laden oder Abu Bakr al-Baghdadi, den die USA eliminieren, tauchen 100 Radikale auf.

Horrende Gewalt hat einen Großteil der islamischen Welt überflutet, von Zentralasien über den Nahen Osten bis nach Afrika. Sie bricht auch regelmäßig auf den Straßen von London, Paris und New York aus. Seit 2019 hat allein der britischen Inlandsgeheimdienst Beobachtungslisten mit mehr als 35.000 islamistischen Terrorverdächtigen geführt, von denen man annimmt, dass sie für das Königreich eine Bedrohung darstellen.

Warum wird die moderne Welt von islamischem Extremismus geplagt? Warum zeigen Al-Qaida, Boko Haram und der Islamische Staat eine solche Grausamkeit?

Wie ich vor kurzem der UNO-Vollversammlung sagte, können die Doktrin, die Ziele und die Strategie dieser Extremisten auf bestimmte Grundsätze des Islam zurückgeführt werden, die historisch praktiziert wurden. Teile des klassischen islamischen Rechts gebieten islamische Vorrangstellung, ermutigen zu Feindschaft gegenüber Nichtmuslimen und fordern die Gründung eines universalen islamischen Staates oder Kalifats. ISIS ist kein Ausreißer der Geschichte. […]

Die klassische islamische Orthodoxie schreibt als Bestrafung für Glaubensabfall den Tod vor und macht die Rechte von Nichtmuslimen vom Willen des muslimischen Souveräns abhängig, was Nichtgläubigen außerhalb dieses äußerst diskriminierenden Rahmens wenig Schutz bietet. Millionen frommer Muslime, einschließlich vieler in nichtmuslimischen Staaten, betrachten die volle Einführung dieser Grundsätze als zentrales Element ihres Glaubens.

So weit, so gut; aber dann legt Staquf nach der präzisen Beschreibung des Umfangs des Problems plötzlich (und subtil) den Rückwärtsgang ein:

Das Problem ist, dass diese Grundsätze, die den Kern islamistischer Theologie formen, der friedlichen Koexistenz in einer globalisierten, pluralistischen Welt abträglich sind. Aber wir können keine Ideologie aus der Existenz bomben. Fast ein Viertel der Menschen in der Welt sind Muslime und viele Muslime – mich eingeschlossen – sind bereit für unseren Glauben zu sterben. Die Welt wird den Islam nicht vertreiben, aber sie kann und muss die Geißel des islamischen Extremismus vertreiben. Das wird die Zusammenarbeit von Muslimen und Nichtmuslimen erfordern, dass sie sich friedlicher Aspekte islamischer Lehren bedienen, um zu Respekt für religiösen Pluralismus und die fundamentale Würde eines jeden menschlichen Wesens zu ermutigen.

Nachdem er korrekt bestätigte, dass die authentischen Lehren des Islam „islamische Vorherrschaft gebieten“, „zu Feindschaft gegenüber Nichtmuslimen ermutigen“ und dass „ISIS kein Ausreißer der Geschichte ist“, spielt Staquf also plötzlich das Thema herunter, indem er dies als „islamistische Ideologie“ und „islamischen Extremismus“ bezeichnet – als wolle er sagen, dass nichts von dem, worüber er redet, dem Islam angeboren sei. Er geht sogar so weit sich als bereit dafür zu sein zu erklären für den „wahren Islam“ zum „Märtyrer“ zu werden, was natürlich heißt offen dafür zu sein Händchen zu halten und mit Nichtmuslimen „zusammenzuarbeiten“.

Beachten Sie darüber hinaus, wie der die Optionen der muslimischen Welt einschränkt. Genau genommen ist nicht in der Lage zu sein „eine Ideologie aus der Existenz zu bomben“ nicht wahr. Wichtiger ist: Wer sagte, eine solch extreme Maßnahme sei nötig? Nur die Wahrheit sagen; den Islam zur Verantwortung ziehen; Sanktionen durchsetzen und Hilfe zurückhalten; und schlicht den Islam verbieten und die ihn praktizieren aus nicht muslimischen Staaten verbannen – alles Maßnahmen, die keinen Muslim „bombardieren“ oder töten würden – die viel zur Eliminierung des „islamischen Extremismus“ beitragen würden und das durch die Muslime selbst (wie es in der Kolonialzeit fast immer geschah).

Wie auch immer, nachdem er durch die Anfangspräsentation des Problems das Vertrauen des kritischen Lesers gewonnen und jede tatsächliche Lösung beiseite gewischt hat, geht Staquf zu seiner Lösung über:

Der dauerhafteste Weg eine extremistisch-religiöse Ideologie anzugehen, besteht darin ihre Lehren zu rekontextualisieren und sie von innen heraus zu reformieren. … Was nötig ist, ist eine glaubwürdige Alternative, die mit der islamischen Orthodoxie im Einklang steht und von denen entwickelt und verkündet wird, die in der muslimischen Welt über religiöse und politische Autorität verfügen.

Das klingt alles gut und schön, aber wenn die „islamisch Orthodoxie“ das Problem ist, wie Staquf selbst ursprünglich und richtig bestätigte, wie kann jegliche „Alternative“ – heißt, etwas, das der Orthodoxie widerspricht – jemals „glaubwürdig“ sein? Wenn der Koran und der Prophet deutlich und eindeutig die Bestrafung und den Tod von Apostaten sowie Feindschaft und diskriminierende Unterwerfung von Nichtmuslimen fordern – und das tun sie – wie kann der Aufruf zum Gegenteil von aufrichtigen Muslimen jemals für „glaubwürdig“ erachtet werden?

Offenbar spielen diese hochwichtigen Fragen keine Rolle; wichtig ist die Verkaufsmasche von Staqufs Produkt, die schließlich gegen Ende auftaucht:

Indonesiens Nahdlatul Ulama, die weltgrößte unabhängige Muslim-Organisation, deren Generalsekretär ich bin, wirbt für seine solche Alternative… Führer in der ganzen Welt können am besten dazu beitragen, indem sie das Verständnis des Islam untersuchen, das in Indonesien aufblüht.

Kein Zweifel: Die „Führer“ der Welt und jeder andere, der Staqufs Op-Ed liest, können auf andere Arten zu Indonesiens Nahdlatul Ulama „beitragen“ – zum „Produkt“, das dafür sorgt, dass ihr Problem („radikaler Islam“) verschwindet – wie es das Op-ed ihres Generalsekretärs verkauft.

Zufäligerweise darf man die Bemühungen muslimischer Reformer weder als vergeblich noch als unaufrichtig unterschätzen oder verurteilen, um die eine einfache Tatsache zu wahrzunehmen: Wo immer solche Reformer ihre Appelle oder Bemühungen direkt an uns – Nichtmuslime, „Ungläubige“, die per Definition null Einfluss auf islamisches Dogma haben – richten, statt an ihre Glaubensgeschwister, bei denen sowohl das Problem als auch die Lösung liegen, haben sie eine andere Agenda.

Übersetzung von heplev


Autor: Raymond Ibrahim
Bild Quelle: Pixabay


Freitag, 12 Februar 2021

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