2 Ralf Pöhling - 06.04.2021 - 22:04
Warum im Westen keiner zuhört, ist offensichtlich: Der Westen hat von der islamischen Welt keinen blassen Schimmer und wiederholt sich medial und politisch andauernd nur in seinen sich selbst eingetrichterten Versatzstücken, die weder damals noch heute im Detail treffen und deshalb zu andauernden Fehleinschätzungen darüber führen, was in der islamischen Welt wirklich los ist und sich was warum wie entwickelt. Es gilt zunächst festzuhalten, dass die arabische Welt der Ursprung des Islam ist. Nicht der persische Iran und auch nicht die turkmenische Türkei. Beide sind im Laufe der Jahrhunderte erst später islamisiert worden und haben ihre bereits bestehende Kultur mit dem Islam vermischt, was wiederum zu einer Verwässerung des ursprünglichen Glaubens führte und dann folgend zum zyklisch wiederkehrenden Anspruch, die eigenen andersartigen Vorstellung vom Islam rückwirkend zum Ursprungsort durchzusetzen und die Deutungshoheit über die gesamte islamische Welt zu erhalten. Also im Prinzip das selbe, wie mit dem Christentum in Europa, was hier nicht heimisch ist und durch eine Vermischung mit der hiesigen heidnischen Kultur zu einer Verwässerung geführt hat, die regelmäßig zum Ursprungsort in Nahost zurückschlägt, was zum Beispiel das Bild über die Juden, die quasi der Ursprung des ganzen sind, bis heute negativ prägt. Beim Islam ist das genauso. Dass sich die arabische Welt nun zusammenschließt und gegen den Iran und die Türkei Front macht, ist nicht nur nachvollziehbar, sondern folgerichtig: Seit der islamischen Revolution 1979 treibt der Iran seine ganz eigene Vorstellung vom Islam in der islamischen Welt voran, was bereits in den Anfangstagen nicht nur zu einem neuen Fundamentalismus im Iran, sondern als direkte Folge davon auch in Saudi-Arabien geführt hat, was bei uns in den Medien so gut wie nie thematisiert wird. Und die Türkei möchte ihr verloren gegangenes Osmanisches Reich wieder aufbauen, was de facto einer Besetzung der gesamten islamischen Welt inklusive Arabien und Nordafrika durch die Türken gleichkommt. Die arabische Welt war in der historischen Phase zwischen dem Untergang des Osmanischen Reiches und der Iranischen Revolution ein deutlich offeneres und westlicher orientiertes Biotop, was sich über Ägypten sogar bis ins asiatische Afghanistan zog. Wer Bilder aus der Zeit kennt, bevor Afghanistan durch die Sowjets und von den Amerikanern protegierten fundamental-islamische Mudjaheddin in die Steinzeit zurückgebombt worden ist, weiß wovon ich hier rede. Der Kampf um die Deutungshoheit in der islamischen Welt geht also fortwährend mit einer sich stetig beschleunigenden Radikalisierung einher, die mitnichten ihre Ursache bei den Arabern selbst findet, sondern beim Einfluss durch externe Machtstrukturen in der Türkei und dem Iran, die wiederum von der europäischen und amerikanischen Linken fortwährend protegiert werden, weil sie geostrategisch ins globale Spiel gebracht werden können. Die iranische Revolution hätte es ohne den Support der europäischen Linken in der bekannte Form nie gegeben. Und das Decken der türkischen Ambitionen in Nahost ohne die geostrategische Bedeutung der Türkei für die NATO auch nicht. Auch der linke europäische Einfluss auf die Palästinenser, hat die gleiche den Frieden zersetzende "Qualität", wie der Einfluss der westlichen Linken auf den Iran. Trumps Außenpolitik hat mit all dem gebrochen und damit alles richtig gemacht, um die Konfliktlinien in Nahost zu brechen. Kaum ist Trump abgesetzt, ob er wirklich abgewählt worden ist, wage ich zu bezweifeln, geht die alte und vollkommen fehlerhafte Nahostpolitik des Westens wieder los. Und dass dies in Europa wie auch in Teilen der USA auch noch begrüßt wird, liegt an der mangelnden Kenntnis des mit geostrategischen Interessen vernebelten Durchschnittsidioten in der westlichen Welt, was sich leider Gottes sogar bis in die hiesigen politischen Machtzirkel zieht. Wer das alles nicht glauben kann, der sollte einfach auf das schauen, was unter Trump seinen Anfang nahm und sich in letzter Zeit zu einer handfesten Sensation entwickelt hat: Die arabischen Königshäuser schließen mehr und mehr Frieden mit den Israelis. Also etwas, was es seit Gründung Israels noch nie gegeben hat. Also muss Trump doch vollkommen richtig gelegen haben. Ein weiterer Faktor, der bei uns nicht richtig eingeordnet wird, ist die feudalistische Struktur der arabischen Welt. Dort wird noch immer, wie auch bei uns vor einigen hundert Jahren, die Politik nicht durch Parlamente, sondern durch Königshäuser betrieben. Was die für solche Strukturen üblichen Intrigen innerhalb der Herrscherfamilien mit sich bringt, die mittels gezielt in Szene gesetzten Ereignissen und Hinterzimmerbündnissen die Machtverhältnisse ins Wanken bringen will, um die bestehenden Machtverhältnisse zu ändern. Der Fall Khashoggi fällt zum Beispiel genau in diese Kategorie eines geschickt inszenierten Intrigenspiels durch Interessengruppen, die nicht etwa nationalpolitisch über Parteistrukturen wie bei uns, sondern über Familienstrukturen lanciert werden, die sich teils sogar im Ausland befinden und dort fatale Bündnisse mit den dort ansässigen parteipolitischen und wirtschaftlichen Strukturen bilden, was dann zu den bereits erwähnten geostrategisch motivierten Vernebelungen des hiesigen Bürgers führt, damit dieser die interessengesteuerte Nahostpolitik seiner eigenen(!) politischen Führer einfach absegnet. Wer wirklich Frieden in Nahost wünscht, der sollte also auf nur auf die hören, die selbst davon betroffen sind. Und das sind nun mal nicht westliche Politiker und ihre dümmliche NGOs mit ihren finanziellen und strategischen Eigeninteressen, sondern die Araber und die Israelis selbst!