Pax China: Das Ende des atlantischen Zeitalters

Pax China: Das Ende des atlantischen Zeitalters


Zum ersten Mal seit rund 300 Jahren wird das mächtigste und bevölkerungsreichste Land der Welt bald keine aufgeklärte, bürgerliche Demokratie mehr sein. Sondern ein kommunistischer Schurkenstaat.

Pax China: Das Ende des atlantischen Zeitalters

Meine Damen und Herren, ein Bekannter von mir wurde mal gefragt, wie er pleite gegangen ist. Seine Antwort: erst ganz langsam und plötzlich ganz schnell. So ähnlich verhält es sich mit den USA. Dieser Riese auf tönernen Füßen hat sich im Verlaufe der letzten 50 Jahre einen exorbitanten Schuldenberg zugelegt - nicht zuletzt für die Verteidigung einer westlichen Hemisphäre, die ihre vorübergehende Befreiung vom Faschismus im Fall der EU bis heute nicht verzeihen kann. Und der US-Schuldenberg wächst weiter, denn nur durch Aufnahme immer größerer Kredite ist die wirtschaftliche Schieflage der USA noch zu stabilisieren. Zuletzt war ein als Covid-Nothilfe getarnte Finanzspritze im Rahmen von $5 Trillionen im Gespräch - nur für das laufende Jahr. Wenn Sie das als Privatperson machen würden, hätte Ihre Bank Ihnen schon alles unterm Hintern weggepfändet, was nicht niet- und nagelfest ist. Und Sie dann für Bankrott erklärt.

Die Kehrseite dieser Medaille: Die VR China schwimmt im Geld. Die Genossen in Beijing verkaufen „ihre“ Arbeitskräfte auf dem Weltmarkt zum Schleuderpreis. Mit der symptomatischen Folge, dass die Produktion von Massengütern im Westen nicht mehr konkurrenzfähig und wirtschaftlich ist. Und immer mehr Konsumenten in der sogenannten entwickelten Welt können sich nichts anderes mehr leisten als billigen Schund aus China, der nach zwei Jahren auseinanderfällt. Versuchen Sie mal eine Kopfschmertablette zu kaufen, die nicht aus dem Reich der Mitte kommt, meine Damen  und Herren. Natürlich hat die VR China in den letzten 30, 40 Jahren durch die Einführung einer von der CCP (= Kommunistischen Partei Chinas) streng kontrollierten Plan-Marktwirtschaft große Fortschritte gemacht. Weitgehend ohne, dass es im deutschen Staatsfunk publik wurde, hat sich die VR zumindest entlang der Küsten und in ihrem Südosten in eine veritable Kopie der sogenannten Ersten Welt entwickelt - maßgeblich dank des Fleißes und der Gelehrigkeit einer Bevölkerung, die eben nicht durch zwei Generationen linksalternativer Wahnvorstellungen verblödet wurde. Während wir in Krautland mit der dem Waldsterben, der Mülltrennung und der Umverteilung von unten nach oben (aka „Klimapolitik“) beschäftigt waren. Wenn Sie mit dem Ergebnis dieser Politik einverstanden sind, sollten Sie am 26. September unbedingt rot-grün wählen.

So weit, so bekannt. Während ihres Antrittsbesuchs bei ihren CCP-Genossen zu Beginn der Woche wurde die US-Delegation aus Vizeaußenministerin und Botschafterin behandelt, wie Toilettenpapier. Die beiden Damen - die als Leiterinnen einer Beratungsstelle für Opferinnen jederlei Geschlechts bestimmt eine bessere Figur machen würden - bekamen von der CCP eine To-Do-Liste vorgelegt, die sie nun abzuarbeiten haben. Die ganze Peinlichkeit wurde in westlichen Medien so gut es geht unter den Teppich gekehrt. Aber in den Schwellenländern der Region war man einigermaßen überrascht, mit welcher Gelassenheit die Genossen aus Beijing Uncle Sam die Hose runterließen (oder müssen wir jetzt Auntie Sam sagen?). Die Wunschliste der CCP reichte von „keine Kritik an unserer Verfolgung der Uyghuren“ bis „Annexion von Taiwan“. Mit anderen Worten: freie Hand in Asien. Wo haben wir so etwas Ähnliches schon mal gehört? Und die beiden Chefunterhändlerinnen der US-Außenpolitik nickten alles mit freundlichem Interesse ab, was ihre chinesischen Finanziers-Genossen ihnen auftrugen. Der Führungsanspruch der USA hat damit in Südostasien - der bevölkerungsreichsten und dynamischsten Wirtschaftsregion der Welt - in dieser Woche einen dauerhaften Schaden erlitten. Denn zum ersten Mal konnte die Welt ganz öffentlich sehen, um was es sich bei Bidens USA handelt: um einen Papiertiger.

All das wurde natürlich auch in der Region wahrgenommen. Von Tokyo über Taiwan, von Singapore bis Canberra muss in dieser Woche das Riechsalz knapp geworden sein. Und als ob all das nicht genug war, musste US-Außenminister Blinken zu einem Blitzbesuch nach New Delhi reisen. Indien - die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt - war vom Rückzug der USA aus Afghanistan ungebührlich überrascht und hatte dringenden Gesprächsbedarf signalisiert. New Delhi sieht sich nach dem offensichtlich schlecht kommunizierten und insgesamt chaotisch abgelaufenen Abmarsch der USA aus Afghanistan mit einem rechtsfreien Raum in seinem Nordwesten konfrontiert. Das von der Biden-Regierung hinterlassene Machtvakuum wird bereits jetzt von den Taliban aufgefüllt: die radikalislamische Terrormiliz kontrolliert inzwischen 65 % aller afghanischen Provinzen. Lediglich um Kabul ist ein kleiner Teil des Landes noch unter der Kontrolle der Regierung. Indien befürchtet Auswirkungen auf die Lage im pakistanisch besetzten Kaschmir und eine weitere Destabilisierung auf dem indischen Staatsgebiet rund um Amritsa. Das Erstarken des islamischen Terrors wird sicherlich nicht auf den Subkontinent beschränkt bleiben, denn bereits jetzt fliehen die Menschen zu hunderttausenden nach Takjikistan und Usbekistan - die nächste Flüchtlingswelle rollt Richtung EU. Und all das, während wir uns darüber streiten, ob den Leuten in Krautland die Zentralheizung weggenommen werden soll, wenn es nach den Grünen ginge.

Die völlige Desintegration des amerikanischen Führungsanspruches wird in Ostasien und Ozeanien für Kopfschmerzen sorgen. Australien ist vis-à-vis der VR China nur mit Rückendeckung der USA im Stande, sein spärlich besiedeltes Staatsgebiet zu verteidigen. Den Streit um Schifffahrtswege im Südchinesischen Meer kann Canberra nicht aus eigener Kragt lösen. Japan ist in einer vergleichbaren Position, wird aufgrund seiner wirtschaftlichen Bedeutung für die VR China von den Genossen in Beijing aber weniger aggressiv terrorisiert als Australien. In Taiwan weiß man seit Beginn dieser Woche, dass man sich - entgegen allen anderslautenden Bekundungen aus Washington - im bewaffneten Ernstfall nicht auf die USA verlassen kann. Kippel-Kandidat Manila wird sich nun endgültig auf die Seite der VR China schlagen und weiterhin Appeasement betreiben. Was das ZK der CCP in der Verfolgung ihres Weltmachtanspruches natürlich nur noch maßloser machen wird. Und Indien wird sich für eine zunehmende Eskalation des radikalislamischen Terrors sowie eine Steigerung VR chinesischer Aggressionen in diversen Grenzkonflikten im Nordwesten und Nordosten des Landes wappnen müssen. All das sind die unmittelbaren Folgen des US-Kollaps in jener Region, die in naher Zukunft das ökonomische und soziale Gesicht der Menschheit sein wird.


Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: Archiv


Mittwoch, 28 Juli 2021

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