Uncle Joe: Captain Chaos

Uncle Joe: Captain Chaos


In einem Interview mit dem Fernsehsender ABC hat Resident, äh: Präsident Biden sich gestern zu der hanebüchenen Behauptung verstiegen, der Rückzug aus Afghanistan und die Evakuierung Kabuls hätten überhaupt nicht besser laufen können. Weiters gab er den afghanischen Opfern seiner Politik erneut die Schuld an ihrer verzweifelten Lage.

Uncle Joe: Captain Chaos

Von Ramiro Fulano

Doch zunächst zu etwas ganz anderem: Ich finde, Joe Biden macht einen super Job - für einen Senior mit den mentalen Fähigkeiten eines 4-jährigen jederlei Geschlechts. Er kann beinahe umstandslos Wörter aneinanderreihen (nicht immer ganz verständlich), gedankliche Bezüge herstellen (manche davon sogar nachvollziehbar) und findet sich mit Hilfe seiner drei bis vier Personenschützer in der Regel alleine im Alltag zu recht - wenn er sich nicht gerade im Garten des Weißen Hauses verläuft und in der Botanik landet (wie erst letzte Woche geschehen).

Meine Damen und Herren: Die geistigen Um- und Zustände amerikanischer Präsidementen, äh: Präsidenten, sind normalerweise nicht von geopolitischem oder sonst wie weltbewegendem Belang - sollten sie aber. Denn nach einer der fragwürdigsten US-Wahlen der letzten 250 Jahre haben wir es nun mit einem Amtsinhaber zu tun, bei dem man nicht wirklich sicher sein kann, ob er noch ganz und gar der Herr im Haus ist: Die Lichter sind an, aber es ist anscheinend niemand anwesend.

Zum Glück war - nennen wir es mal „mentaler Verschleiß“ - noch nie ein Problem, mit dem die US-Politik uns konfrontiert hat. Aber einmal ist immer das erste Mal. Und während sich der zurechnungsfähige Teil der Menschheit wundert, wieso es niemandem auffällt, was gerade passiert, freuen sich die Biden-Fans jederlei Geschlechts über ein politisches Vorbild nach Maß: Als Poster-Boy von Leftwaffe und Woko-Haram funktioniert der aktuelle Uncle Joe doch super.

Nach Bidens Ansprache vom letzten Montag lobte ihn die MSNBC Korrespondentin in den höchsten Tönen für seine „Empfindungen“, die ihrer Ansicht nach 95 % aller Amerikaner aus dem Herzen sprachen - während Bidens Umfragewerte nach dem knapp 20-minütigen Auftritt einen steilen Sturzflug erlebten. Es war, als hätte der Comical Ali des zweiten Irak-Krieges eine kleine Schwester bekommen, Comical Nicole (Wallace).

Mit Joe Biden erlebt die Welt endlich linksalternative Opferideologie und postmoderne Identitätspolitik in voller Blüte - ein neuer Triumph des Sozialismus. Es wäre komisch, wenn es nicht so tragisch wäre.

Viele hunderttausend Menschen sind innerhalb von Afghanistan und in der Region auf der Flucht. Tausende von ihnen drängen sich seit Tagen auf dem Kabuler Flughafen, weitere Tausende befinden sich auf dem Weg dorthin. Rund 10.000 (vielleicht auch 15.000, keiner weiß es genau) westliche Ausländer verstecken sich in den afghanischen Provinzmetropolen - ohne realistische Aussicht, sich bis zum Hamai-Karzai-Airport durchzuschlagen. Der Weg dorthin ist nicht nur lang und beschwerlich, sondern vor allem durch diverse talibanische „Check-Points“ blockiert, an denen ein Fortkommen (wenn überhaupt) nur gegen Bezahlung möglich ist - Geld oder Leben.

Selbstverständlich haben die Taliban keinen Anreiz, eine zügige Evakuierung zu gewährleisten: Die Umstände arbeiten doch für sie und produzieren genau die Bilder vom Untergang des Westens im Allgemeinen und der USA im Besonderen, die sie gerne ihren Rekruten präsentieren. Und die ihren politischen Bettgenossen in Beijing, Islamabad und anderswo momentan gut in den Kram passen.

Was wir erleben, ist nicht bloß der Fall von Saigon 1975, sondern eine perverse Mischung aus Dünkirchen (ohne Happy End) und der Botschaftsbesetzung in Teheran 1978. Es handelt sich bei dem, was in Kabul geschieht, um nichts anderes als Geiselname. Völlig zurecht verließ der deutsche chargé d’affaires anfangs der Woche Gespräche mit den Taliban mit dem Eindruck, die Terror-Miliz wolle eine Art Kopfgeld für alle afghanischen Ortskräfte kassieren, bevor sie ihnen die Flucht in den Westen erlaubt.

All das, während das deutsche Staatsfernsehen und die linksalternativ gleichgeschaltete Presse den Flötentönen der Taliban in stumpfer Einfalt auf den Leim kriecht, wie einst die Kinder von Hameln dem dortigen Rattenfänger. Die Steinzeit-Islamisten aus Kabul haben keine Zeit verloren, Afghanistan nach ihrem Bild umzumodeln: Der Terror der einheimischen Bevölkerung begann mit dem Eintreffen der Terroristen vor Ort.

Es ist nicht absehbar, dass ihre politischen Ambitionen an der Landesgrenze haltmachen. Genau derselbe Abdul Baradar, der von den Amerikanern vor ein paar Jahren eingefangen wurde und in Gitmo saß (von wo Mr Obama ihn im Austausch gegen den Deserteur Bergdahl freiließ), bildet nun die selbsternannte Regierung in Kabul. Und ist schon wieder dabei, Menschenrechte mit den Füßen zu treten - vor allem von Menschen, die sich nicht wehren können: Frauen, Kindern, Minderheiten.

Vor diesem Hintergrund bestand Uncle Joes Auftritt bei der ABC aus einem Teil Hagiographie und einem Teil Delirium, mit verdrehten Fakten und Zickigkeit garniert. Natürlich fiel die Entscheidung für einen Rückzug aus Afghanistan in Gesprächen seines Vorgängers mit den Taliban in Doha. Aber wenn Mr Biden der Meinung gewesen wäre, diese Entscheidung war falsch, so hätte er sie rückgängig machen können - genau, wie er es mit fast allen Beschlüssen getan hat, die Donald J. Trump ihm hinterlassen hatte.

Joe Biden ist seit über einem halben Jahr im Amt, Ausreden helfen da nicht mehr. Und tatsächlich hatte er seinen Beschluss zum Truppenabzug ja zuletzt am letzten Montag bei seiner Rede ans Volk vollmundig bekräftigt. Nur, dass Trump vielleicht einen kleinen Rest von US-Truppen im Land belassen hätte - genau, wie es in Irak und Syrien geschah - zur Sicherung des Erreichten und als Brückenkopf für zukünftige Interventionen. Eine Idee, auf die Mr Biden anscheinend nicht kam.

Es geht also weniger um das Was als um das Wie des US-Rückzugs. Wenn man sich dann aber angesichts der teilweise doch sehr erschütternden Bilder von Menschen, die nach dem Start aus Flugzeugen fielen, vor die Weltöffentlichkeit setzt und im Ernst behauptet, es hätte überhaupt nicht besser laufen können (wie gestern Abend geschehen), dann wirft das eine Reihe von Fragen auf. Und eine davon ist sicherlich, ob man noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist.

Es mag sein, dass Afghanistan ein schwieriges Umfeld für einen geordneten Rückzug ist. Aber wenn man das weiß, hätte man sich erst recht Mühe geben müssen, um einen Plan zu entwickeln, der die erste Prüfung durch die Wirklichkeit besteht - oder überhaupt einen Plan!

Wenn wir dem wichtigsten Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Jack Sullivan, glauben (das ist der, der immer wie ein Bestattungsunternehmer wirkt), hatte das Biden-Regime in seiner Rückzugsplanung „alle Eventualitäten“ berücksichtigt. Soll das heißen, es ist bislang alles nach Plan verlaufen? Sollte wirklich genau das Chaos entstehen, das sich seit nun mehr fast einer Woche in Afghanistan entfaltet?

Biden, auf ABC-Stephanopoulos´ Einwand, beim Rückzug aus Kabul seien bereits Menschen aus Flugzeugen gestürzt: „Das was war vor vier, fünf Tagen.“ Wo gehobelt wird, fallen Späne. Nichts zu sehen, bitte weitergehen. Und genauso schnippisch und narzisstisch gekränkt hat Mr Biden das gemeint.

Ich bin kein Experte. Aber ich glaube, man hätte diese Evakuierung nicht mal dann schlimmer durchführen können, wenn man das gewollt hätte. Wieso wurden die kämpfenden Einheiten zuerst und die Zivilisten zuletzt evakuiert? Warum wurde Bagram Airbase, ein ziemlich perfekt gegen Terrorangriffe gesicherter Militärflughafen 20 Kilometer nördlich von Kabul, bereits aufgegeben? Wie kam es zu dem Eindruck, die afghanische Armee könnte den Rückzug der Koalitionstruppen und die Evakuierung der fast 100.000 Zivilisten ohne amerikanische Luftunterstützung decken?

Und, ganz am Rande: Wie kann es sein, dass der Rettungseinsatz der Luftwaffe bereits seit Freitag letzter Woche am Stützpunkt Wunstorf bereitstand und nicht losfliegen durfte, weil das politische Berlin der Meinung war, die Zeit wäre noch nicht reif? Liebe Frau AKK: Es ist das eine, Geheimdienstberichte zu lesen. Es ist das andere, sich auf sie zu verlassen - vor allem, wenn sie einem das zu sagen scheinen, was man oder frau gerne hören möchte.

Indes beschränkt dieses epochemachende Desaster sich nicht auf bloße Unfähigkeit und/oder geistige Unzurechnungsfähigkeit der offiziellen Politik und ihrer Spitzen. Es wäre von daher auch nicht durch die Ernennung einer Regierung zu beheben, die technisch fähig ist. Die Ursachen für das völlige Versagen der Institutionen liegen in einem naiven und politisch selbstgefälligen Welt- und Menschenbild, das auf gefährliche Art und Weise von der realexistierenden Wirklichkeit entkoppelt und losgelöst ist:

  1. Die USA haben in den letzten Jahren zwei Milliarden Dollar in Seminare über „Geschlechteridentitäten“ an der Uni Kabul investiert - werden die Studentinnen und Studenten unter dem Taliban-Terror mit ihrem kostbaren Wissen viel anfangen können? Rhetorische Frage.
  2. Jack Sullivan, die bereits erwähnte National-Security-Sprechpuppe des Biden-Regimes, kommt frisch aus dem Elfenbeinturm einer der teuersten Universitäten der USA. Und das merkt man ihm auch an: In seinen Eulogien zur Lage quakt er einen Wortsalat daher, der mehr mit seinen Lehrbüchern als mit der Wirklichkeit zu tun hat.
  3. Apropos Bücher: Der Vorsitzende des ZK der US-Armee, General Milley, setzte sich jüngst vor einen Kongress-Ausschuss und dröhnte davon, wie wichtig es für ihn als white male wäre, sich durch die Critical Race Theory in Frage zu stellen - denn was wäre der Rassismus ohne seine Rassentheorien.

Sind das die Probleme der wirklichen Welt? Für einen nicht zu unterschätzenden Teil der US-Bevölkerung sind sie es. Zum Beispiel für die 80 Millionen Amerikaner, die angeblich Mr Biden gewählt haben.

Wenn man so durch und durch (institutionell und systematisch) verblödet ist, wie das momentane US-Polit-Establishment, kann man dafür niemand anders als sich selbst die Schuld geben. Dieses Amerika ist eine größere Gefahr für die Sicherheit der freien Welt als alles, was wir seit 1989 erlebt haben.

Unter britischen Verbänden in Kabul machen bereits Überlegungen die Runde, wie man sich vor Ort weiter durchschlagen will, wenn das Biden-Regime auch seine letzten verbliebenen Verbündeten fallen lässt, wie eine heiße Kartoffel und sich aus der Evakuierungs-Aktion bei Nacht und Nebel verpieselt, bevor alle Flüchtlinge draußen sind.

Mr Biden zu dieser Aussicht: Wenn bis 31. August nicht alle Amerikaner evakuiert sind, schauen wir mal, wer noch fehlt, und überlegen dann, ob sich deren Rettung lohnt. Wer würde sich für so ein Regime zukünftig noch in Gefahr begeben?

Und während der französische Geschäftsträger bereits mit dem ersten Flieger evakuiert werden musste, sitzt sein britischer Counterpart, Sir Laurie Bristow, auf eigenen Wunsch weiterhin am Flughafen Kabul und stempelt dort die Visa-Anträge seiner Ortskräfte ab.


Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: Gage Skidmore from Surprise, AZ, United States of America, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons


Freitag, 20 August 2021

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