Javier Milei: die fröhliche Wissenschaft

Javier Milei: die fröhliche Wissenschaft


Es kann nicht mehr lange dauern, bis die linksalternativ gleichgeschaltete Einheitsmeinung auch in Krautland ihr nächstes Schreckgespenst entdeckt: Javier `El Pelu´ Milei, selbsternannter libertinärer Anarchokapitalist und Minarchist vom Río de la Plata - einer der derzeit exponiertesten Vertreter der Österreichischen Schule.

Javier Milei: die fröhliche Wissenschaft

Von Ramiro Fulano

Gerade, als es das politisch uffjeklärte Bewusstsein sich in seiner politisch korrekten Schwiemeligkeit, in seiner Opportunität und Konformität, so richtig schön bequem machen wollte, steht dem Internationalsozialismus die nächste Überraschung ins Haus: Javier Milei, einer der akademisch belastbarsten Proponenten der Österreichischen Schule, droht mit einer bislang noch als Splitterpartei gehandelten  Organisation namens “La Libertad Avanza” bei den argentinischen Präsidentschaftswahlen im Dezember anzutreten. Und das nicht ohne Aussicht auf Erfolg, denn immerhin wurde das  Enfant Terrible des argentinischen politischen Regelbetriebs mit 17% in den Kongress gewählt und liegt in allen einschlägigen Meinungsufragen derzeit auf dem zweiten Platz, vor der wegen Veruntreuung einer schlappen Milliarde US-Dollar verurteilten Vizepräsidentin Cristina Kirchner, beziehungsweise deren politischer Marionette, Amtsinhaber Alberto  Fernández, der mit 9% Wahlabsicht in etwa so beliebt ist wie ein juckender, nässender Hautausschlag.

Vor diesem Hintergrund ist die derzeitige Furore um den Außenseiter, verrückten Professor und politischen Misfit Javier Milei zu sehen. Milei macht in der argentinischen Öffentlichkeit derzeit mit der von Trump bis Tropentrump, von Viktor Orban bis Matteo Salvini bekannten Rhetorik die Runde, verunglimpft die argentinische Sozialkleptokratie als “Frente de Chorros” (Ganovenfront) und deren handzahme oppositionelle Herausforderer als “Juntos por el Cargo”, als ebenso ideenarme wie machthungrige Egomanen, die letztlich auch nur den sattsam bekannten, peronistisch-keynesianischen Umverteilungs-Pudding servieren würden, sobald sie an die Macht kämen – nur eben mit anderem Geschmack.

Mit derartigen politischen Wahrnehmungen scheint Milei, Enfant Terrible und Bete Noir der offiziellen argentinischen Politik, in der Öffentlichkeit durchaus nicht allein dazustehen. Vielmehr deckt sich seine politische Analyse mit der Lebenswirklichkeit von 18 Millionen Argentiniern, die nach 40 Jahren Umverteilung (von unten nach oben) unterhalb der Armutsgrenze leben, beziehungsweise jener 3 Millionen Menschen, die unter unwürdigen Bedingungen existieren – trotz oder gerade wegen 40 Jahren nationalpopulistister Umverteilungsmaßnahmen, die es auch in Argentinien lukrativer gemacht haben, Staatskohle zu kassieren als arbeiten zu gehen.

Dass die offizielle linksalternative Politik auch in Argentinien versagt hat, steht außer Frage. Bei einer Inflationsrate von knapp unter hundert Prozent p.a. schmelzen die verfügbaren Einkommen schneller dahin als Butter in der Sonne. Nachdem ein Durchschnittsgehalt noch vor fünf Jahren rund $900 pro Monat betrug, liegt es inzwischen bei der Hälfte. Gleichwohl braucht eine vierköpfige Durchschnittsfamilie mindestens $400, um nicht unter die Armutsgrenze zu fallen - mit der bislang nie dagewesenen Konsequenz, dass man und frau in den unteren Gehaltsklassen in Argentinien arm sein kann, selbst wenn beide Haushaltsvorstände arbeiten gehen.

Und all das vor dem Hintergrund, dass allein in der Provinz Buenos Aires 50.000 neue Stellen im öffentlichen Dienst geschaffen wurden - pünktlich vor den im Dezember anstehenden Präsidentschaftswahlen, die der Peronismus bereits für sich als verloren aufgegeben hat - um die ergebenen Parteisoldatinnen jederlei Geschlechts rechtzeitig vor der sich abzeichnenden Wahlniederlage in gut dotierte Beschäftigungsverhältnisse mit Pensionsanspruch zu retten. Während rund 70% aller argentinischen Rentnerinnen und Rentner mit unter 200€ pro Monat auskommen müssen und in der Regel bereits ab Mitte des Monats nicht mehr genug zu essen haben.

Der Peronismus betreibt am Río de la Plata einen politischen Selbstbedienungsladen, von dem selbst die europäische Linke nur träumen kann – natürlich auf Kosten jener, denen er zu “helfen” verspricht.

Die sozialkleptokratische Umverteilungsmaschine ist auch in Argentinien auf absolut katastrophale Art und Weise gescheitert. Die Landwirtschafts-Supermacht des 19. Jahrhunderts produziert heute genug Lebensmittel für 420 Millionen Menschen, aber dank exorbitanter Ausfuhrzölle verschwindet der Gegenwert rund der Hälfte dieser Lebensmittel auf den Konten eines chronisch defizitären Staates, der die Nahrung für 210 Millionen Menschen verschlingt, ohne ein diesem Aufwand angemessenes Resultat zu produzieren. Im Gegenteil: Nach 40 Jahren Peronismus hat sich die Armutsrate vervierfacht.

Man braucht keinen Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften, um zu verstehen, dass das auf Dauer nicht gutgehen kann. Es schadet aber auch nicht, zu einem der profiliertesten Wirtschaftsexperten seines Landes zu zählen. Dass man Javier Milei seine akademischen Meriten nicht zum Vorwurf machen kann, hat natürlich auch die argentinische Linke verstanden und bemüht sich deshalb, einen der beiden aussichtsreichsten Kandidaten für das höchste Amt im Staate als Rechtsradikalen zu verunglimpfen.

Die Auslandspropaganda-Abteilung des öffentlich-rechtlichen Einbildungsfernsehens hilft ihr dabei nach Kräften: Die vor Ort keineswegs unwesentliche Deutsche Welle schickte sich bereits an, Javier Milei als  geistesgestörten Polemiker und gemeingefährlichen Soziopathen zu dämonisieren. Das mag eine Projektion dieses geistigen Elendsviertels gewesen sein.

Den Adressaten derartiger Verbalinjurien muss all dies nicht bekümmern. “El Pelu” macht derzeit in allen nennenswerten Radio- und Fernsehsendungen die Runde: Vom vorsichtig konservativen José del Rio bei La Nacion bis zu Mirtha Legrand, der Grande Dame des argentinischen Celebrity-Fernsehens, sind Mileis Auftritte inzwischen ein absoluter Publikumsmagnet geworden, während Amtsinhaber Alberto Fernández als Fernsehquotengift gilt.

Mileis Publikum wartet gespannt auf jede neuerliche verbale Entgleisung eines in dieser Hinsicht nicht gerade uunbeschriebenen Blatts. Aber in erster Linie hört es ihm offenbar zu, um immer wieder dieselbe Lektion erteilt zu bekommen: Dass man kein Geld ausgeben kann, das man nicht hat. Und dass es die Grundfunktion des Preises ist, informierte und objektiv sinnvolle wirtschaftliche Entscheidungen zu erleichtern.

Angesichts des chronisch defizitären argentinischen Staatswesens, einer inflation von rund 100% p.a. und über 20 offiziellen Wechselkursen des Pesos zum US-Dollar keineswegs politische Selbstverständlichkeiten.

Derlei Grundannahmen der Österreichischen Schule sind angesichts der gegenwärtigen planwirtschaftlichen Experimente des argentinischen Nationalpopulismus genug, um bei linken Politikerinnen jederlei Geschlechts eine hysterische Schnappatmung auszulösen. Nun kann man sicherlich vieles und manches grundsätzlich in Frage stellen, aber die Zahlen in einem korrekt geführten Kassenbuch gehören - zusammen mit dem Umstand, dass Wasser nass ist und die Dinge auf der Erde in der Regel früher oder später zu Boden fallen - zu den Positionen, über die es keine zwei vernünftige Meinungen geben kann.

Und gerade, als der Internationalsozialismus sein heiseres Halali über den Untergang von Trump und Tropentrump blasen wollte, steht ihm nun das nächste  Schreckgespenst ins Haus: ein angesehener Wirtschaftswissenschaftler, der kein Blatt vor den Mund nimmt und auf intelligente Weise unterhaltsam dahinzuplaudern cersteht. Beim “Mittagessen mit Mirtha Legrand” – einer Institution mit inzwischen fast 40 Jahren auf dem Fernseh-Buckel – gab Milei zum Besten, das seine vogelnestartige Frisur, die ihm bereits den Spitznamen “El Pelu” (zu deutsch: die Perücke) eingetragen hat, sei Adam Smiths unsichtbarer Hand geschuldet. Also jener Instanz, die den Markt auf geradezu magische Art und Weise, vor allem aber ohne merkliche Eingriffe, ordnet.

Wer sich von einem Menschen bedroht fühlt, der seine Hunde nach führenden Wirtschaftswissenschaftlern benannt hat und seine Frisur für ein Ergebnis frei waltender Marktkräfte hält, hat jedes Maß und jeden Sinn für die Wirklichkeit verloren und sollte sich dringend in psychologische Behandlung begeben. Der Mangel an Humor, liebe Linke, ist ein todsicheres Indiz für klinisches Irresein


Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: Todo Noticias, CC BY 3.0 , via Wikimedia Commons


Montag, 16 Januar 2023

Waren diese Infos wertvoll für Sie?

Sie können uns Danke sagen. Geben Sie einen beliebigen Betrag zurück und zeigen Sie damit, wie viel Ihnen der Inhalt wert ist.




empfohlene Artikel
weitere Artikel von: Ramiro Fulano

Folgen Sie und auf:


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage