Millionen hören mit: Wie X zur Bühne für Kanye Wests antisemitischen Wahn wirdMillionen hören mit: Wie X zur Bühne für Kanye Wests antisemitischen Wahn wird
Kanye West preist Hitler, beleidigt Juden – und Elon Musks X gibt ihm die Bühne dafür.
Er hat es wieder getan. Kanye West, einst gefeierter Künstler, nutzt seine Reichweite abermals für antisemitische Hetze – und diesmal in Form eines Songs, der so verstörend ist wie sein Titel: „Heil Hitler“. Während fast alle großen Streamingdienste den Titel umgehend entfernt haben, verbreitet sich das Machwerk des US-Rappers weiterhin ungehindert auf X, ehemals Twitter – ausgerechnet unter der Flagge der „Meinungsfreiheit“, die Elon Musk so laut verteidigt. Dass ein Stück mit einem Hakenkreuz auf dem Cover dort millionenfach abgespielt wird, ist nicht nur ein Symptom des moralischen Verfalls sozialer Medien, sondern ein Weckruf an die demokratische Öffentlichkeit.
Was Kanye West da veröffentlicht hat, ist keine Provokation im popkulturellen Sinne, keine künstlerische Grenzüberschreitung. Es ist blanke Hetze – verpackt in Beats und Reime. Und wer glaubt, der Skandalrapper sei nur ein verwirrter Promi am Rande des Wahnsinns, der verkennt die Wirkung solcher Botschaften. Denn während sein Geisteszustand seit Jahren zu Recht Sorgen bereitet, ist der Hass, den er verbreitet, glasklar und strategisch. Er preist Hitler, verharmlost den Nationalsozialismus und verunglimpft Juden – öffentlich, laut, mit stolzgeschwellter Brust.
Musikdienste wie Spotify, YouTube und SoundCloud haben konsequent reagiert. Der Song wurde gelöscht. Aber auf X? Dort bleibt er online – geklickt, geteilt, gefeiert. Die Plattform, deren Chef Elon Musk sich gerne als Freiheitskämpfer stilisiert, wird zur Bühne für eine Ideologie, die nicht nur jüdisches Leben bedroht, sondern jede Form von Menschlichkeit mit Füßen tritt.
Dass ausgerechnet Andrew Tate, verurteilter Gewaltverherrlicher und Maskottchen des modernen Männlichkeitswahns, den Song verbreitet, passt ins Bild: Hier formiert sich eine Allianz aus toxischem Narzissmus, Verschwörungsideologie und schamloser Antisemitismus-Romantik. Ein digitales Biotop, in dem jede Form von Verantwortung erstickt wird – zugunsten von Reichweite, Klicks und Provokation um der Provokation willen.
Kanye West selbst sieht sich als Opfer. In einem Post beklagte er, sein Lied sei gelöscht worden, während Songs wie „Rednecks“ von Randy Newman weiter verfügbar seien. Die Plattformen „unterdrückten Schwarze“, schreibt er. Ein zynischer Taschenspielertrick: Rassismus gegen Schwarze als Schutzschild für antisemitische Hetze zu instrumentalisieren, ist nichts anderes als moralische Erpressung.
Die Reaktion der Anti-Defamation League (ADL) ist klar. Sie begrüßt die Entfernung des Songs von Spotify, fordert aber weitergehende Konsequenzen. Der Aufruf ist nicht nur ein Appell an Unternehmen, sondern auch an uns alle: Die Normalisierung von Hass darf nicht toleriert werden. Es geht längst nicht mehr nur um einen manisch auftretenden Musiker – es geht um die Frage, ob wir bereit sind, Plattformen wie X zu überlassen, was als sagbar gilt.
Der Fall Kanye West ist ein Spiegel. Er zeigt, was passiert, wenn Prominenz, psychische Instabilität und ideologische Hetze auf ein digitales Umfeld treffen, das lieber provoziert als schützt. Elon Musks Plattform steht inzwischen sinnbildlich für eine neue Form von Gleichgültigkeit gegenüber Menschenwürde und historischer Verantwortung. Ausgerechnet in einem Land, das sich einst als Bastion gegen Hass verstand, wird Antisemitismus jetzt als Teil der „Debattenkultur“ verkauft.
Was bleibt, ist die Erinnerung daran, wohin Worte führen können. „Heil Hitler“ war nie nur ein Satz. Es war der Auftakt zu einem industriellen Mord an Millionen. Dass dieser Satz heute in einem Song eines Grammy-Gewinners wieder millionenfach gehört wird, ist ein Alarmsignal. Und dass es eine Plattform gibt, die das duldet – ja, fördert – ist ein Skandal.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Jason Persse - https://www.flickr.com/photos/jasonpersse/5710284405/, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=95363694
Sonntag, 11 Mai 2025