Judenhass kennt keine Grenzen – ein weltweiter AusnahmezustandJudenhass kennt keine Grenzen – ein weltweiter Ausnahmezustand
Angriffe in sieben Ländern, Gewalt gegen jüdische Kinder, brennende Synagogen: Der Juli 2025 markiert eine globale Eskalation des Antisemitismus – und die Welt reagiert mit Achselzucken
Juli 2025. Eigentlich sollte es ein Sommer der Erholung sein – für jüdische Touristen, für Familien, für Jugendliche auf Klassenfahrt. Doch die Realität ist eine andere: Über 10 schwere antisemitische Vorfälle, verteilt auf sieben Länder – von Europa bis Australien –, haben jüdische Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Was sich hier entfaltet, ist kein bloßer Trend. Es ist ein globaler Notstand.
Was auffällt: Die Gewalt ist nicht mehr nur verbal. Immer öfter geht es um physische Übergriffe, gezielte Einschüchterung, tätliche Angriffe – oft mitten im Alltag, auf Flughäfen, in Cafés, auf offener Straße. Die Täter? Pro-palästinensische Aktivisten, radikale Islamisten, antisemitische Fanatiker. Die Opfer? Menschen, deren einziges „Vergehen“ darin besteht, Juden zu sein – oder einfach hebräisch zu sprechen.
Weltweite Eskalation – keine Einzelfälle mehr
In Spanien wurden mehr als 50 jüdisch-französische Jungen im Alter von 10 bis 15 Jahren aus einem Flugzeug geworfen, weil sie hebräische Lieder sangen. Die Gruppenleiterin wurde laut dem israelischen Diasporaminister Amichai Chikli sogar geschlagen. Die Airline streitet einen antisemitischen Hintergrund ab – aber die Muster sprechen eine andere Sprache. Es ist nicht das erste Mal, dass jüdische Reisende aus europäischen Verkehrsmitteln verbannt werden.
In Griechenland kam es zu einer Serie regelrechter Hetzjagden: In Rhodos wurden Jugendliche aus einem Nachtclub verfolgt, beschimpft und angegriffen. In Syros verhinderten pro-palästinensische Demonstranten stundenlang die Ausschiffung von über 1.000 Israelis – eine Situation, die erst mit einer Flucht per Schiff nach Zypern endete. In Athen wiederum wurde eine israelische Restaurantgründung angegriffen, das Lokal verwüstet, die Angestellten bedroht.
In der Schweiz wurden in Davos und Luzern ultraorthodoxe Juden verbal und physisch attackiert – in einem Fall ging ein Mann mit einem Messer auf eine Schülergruppe los. In London warf eine Frau jüdischen Frauen in einem koscheren Café Essen ins Gesicht und zerstörte ihr Handy – nachdem sie sich vergewissert hatte, dass es sich um Jüdinnen handelte.
In Frankreich entging ein Rabbiner nur knapp einer Attacke mit einer Glasflasche – der Täter rief ihm dabei „dreckiger Jude“ hinterher. In Irland wurde ein jüdischer Mann in einem Bus in Dublin von einem pro-palästinensischen Aktivisten brutal angegriffen, unter Rufen wie „Judenmörder“.
Und dann ist da noch Australien. Zwei schwere Vorfälle in einer einzigen Nacht: Eine Synagoge in Melbourne wurde angezündet, während sich rund 20 Menschen – darunter Kinder – zum Gebet im Inneren aufhielten. Nur durch eine Notausgangsflucht entgingen sie der Katastrophe. Am selben Abend griffen 20 maskierte Täter ein israelisches Restaurant an, warfen Fenster ein und Möbel um – während Gäste im Inneren saßen.
Eine jüdische Identität wird zum Sicherheitsrisiko
Was alle Fälle eint: Die Täter fühlen sich sicher, die Opfer sind schockiert, die Öffentlichkeit schweigt. Und es zeigt sich ein beunruhigendes Muster: Der Antisemitismus von heute ist global vernetzt, ideologisch motiviert und längst nicht mehr auf Online-Hetze oder Universitätsseminare beschränkt. Er schlägt mit Wucht in die reale Welt.
Sasha Roytman, Leiter der Bewegung gegen Antisemitismus, spricht von einem „beispiellosen Anstieg“ antisemitischer Vorfälle weltweit – besonders während der Sommermonate, wenn viele jüdische Menschen reisen. Er warnt: „Das ist eine weltweite Notlage. Antisemitismus marschiert Seite an Seite mit dem Hass auf Israel – und er macht auch vor Kindern nicht halt.“
Israels Vize-Außenministerin Sharren Haskel ergänzt: „Was wir sehen, ist ein ideologisch unterfütterter Judenhass, gespeist durch islamistische Radikalisierung in Europa. Die Staaten des Westens müssen jetzt handeln – mit aller Härte.“
Reaktion? Meist Schweigen. Oder Wegsehen.
Statt Solidarität erleben viele jüdische Reisende Gleichgültigkeit. Die Airlines schieben die Schuld auf „unkontrolliertes Verhalten“, Behörden verweisen auf „Einzelfälle“, Regierungen reagieren langsam oder gar nicht. Dabei sind es nicht Einzelfälle. Es ist ein Muster. Ein Trend. Ein dramatisches Versagen.
Das israelische Sicherheitskabinett hat reagiert – mit klaren Empfehlungen für Reisende: keine hebräische Sprache in der Öffentlichkeit, keine großen Gruppen, keine auffällige Kleidung, keine Aufenthalte an typischen Touristenzentren. Das sind keine Vorsichtsmaßnahmen mehr – das ist das Verhalten von Menschen, die wissen, dass sie gejagt werden könnten.
Die Welt blickt weg – wieder einmal
Es ist nicht das erste Mal in der Geschichte, dass die Welt wegsieht, wenn Juden bedroht werden. Doch es ist das erste Mal seit Jahrzehnten, dass dies global geschieht – koordiniert, offen, oft auch mit stillschweigender Zustimmung der Öffentlichkeit. Wer sich heute als Jude zu erkennen gibt – sei es mit einer Kippa, durch Sprache oder Kultur – riskiert sein Wohl, seine Sicherheit, im schlimmsten Fall sein Leben.
Es reicht nicht mehr, von „Sorge“ zu sprechen. Es braucht entschlossene Maßnahmen. Polizei, Justiz, Öffentlichkeit und Medien müssen antisemitische Gewalt endlich als das behandeln, was sie ist: ein Angriff auf unsere gemeinsame Menschlichkeit.
Denn solange eine hebräische Melodie genügt, um Kinder aus einem Flugzeug zu werfen, ist nichts in Ordnung. Nirgendwo.
Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle: Symbolbild
Freitag, 25 Juli 2025