Von TikTok zu Gaza Now – wie ein Kühlschrank-Video zur „Propagandawaffe“ wurde

Von TikTok zu Gaza Now – wie ein Kühlschrank-Video zur „Propagandawaffe“ wurde


Ein harmloser Spaßclip wird aus dem Kontext gerissen und landet in der arabischen Social-Media-Blase – mit einer frei erfundenen Geschichte, die gezielt Hassbilder bedient.

Von TikTok zu Gaza Now – wie ein Kühlschrank-Video zur „Propagandawaffe“ wurde

Amit Ramot, 25 Jahre alt, aus Elkana, wollte eigentlich nur einen lustigen Moment teilen: Sie filmte sich dabei, wie sie versucht, einen Kühlschrank die Treppe hochzutragen – und kläglich scheiterte. Auf TikTok sorgte das für Lacher. Doch wenige Tage später tauchte derselbe Clip in einem völlig anderen Umfeld auf: in Telegram- und WhatsApp-Gruppen palästinensischer Nutzer, auf dem Propagandakanal „Gaza Now“ und sogar bei Al Jazeera. Dort bekam er plötzlich eine neue „Bedeutung“ – eine, die mit der Realität nichts zu tun hatte.

Aus der humorvollen Szene wurde in der arabischen Beschreibung die Geschichte einer „Siedlerin, die versucht, einen Kühlschrank aus einem palästinensischen Haus zu stehlen und sich dabei verletzt“. Eine frei erfundene Erzählung, die perfekt ins altbekannte antiisraelische Narrativ passt: der böse, gierige Siedler, der den Palästinensern ihr Eigentum raubt. Dass das Ganze eine Selbstironie-Übung einer jungen Frau war, die schlicht über ihre eigene Tollpatschigkeit lachte, spielt im Propagandafilm keine Rolle.

Ramot selbst nahm es zunächst gelassen. Eine Nachricht auf Facebook machte sie auf die virale Verbreitung aufmerksam. „Als ich das sah, habe ich mich kaputtgelacht“, sagt sie. Angst? Keine Spur. „Ich habe eher Nachrichten bekommen von Arabern, die mein Lächeln schön finden – aber ich bin mehr so der Typ für Araberinnen“, scherzt sie. Doch hinter dem vermeintlich harmlosen Spaß steckt ein ernstes Problem.

Denn das, was hier passiert ist, ist kein Einzelfall. Israelische Inhalte – egal ob politische Reden, private Alltagsmomente oder witzige Clips – werden in bestimmten Kreisen systematisch aus dem Kontext gerissen, neu betitelt und so in Hassbotschaften umgeformt. Diese Methode ist altbekannt: Ein zufälliges Bild, ein Satz oder eben ein Video wird in einen erfundenen Handlungsrahmen gestellt, der genau jene Vorurteile bestätigt, die das Publikum schon vorher verinnerlicht hat. Wahrheit spielt keine Rolle. Es geht allein um die emotionale Wirkung.

Solche Falschzuschreibungen sind Teil eines größeren Mechanismus: der gezielten Desinformation, die über Social Media in rasanter Geschwindigkeit verbreitet wird. Was früher Flugblätter oder Gerüchte waren, sind heute Memes, Videos und virale Clips. Die Wirkung ist oft stärker als die einer politischen Rede, weil sie vermeintlich „authentisch“ wirken. Dabei wird nicht nur die Person im Video instrumentalisiert – es wird auch das Bild Israels in der Welt weiter verzerrt.

Im Fall von Amit Ramot mag der Schaden begrenzt sein. Doch er steht symptomatisch für die Art und Weise, wie jede israelische Alltagsszene zu einem politischen Angriffspunkt gemacht werden kann. Es zeigt, wie wenig es braucht, um aus einem banalen Moment eine Hassbotschaft zu konstruieren – und wie schnell diese dann über Kanäle wie „Gaza Now“ oder Al Jazeera millionenfach verbreitet wird.

Wer glaubt, dass man mit Humor und Leichtigkeit immun gegen Propaganda ist, irrt. Das Internet vergisst nicht – und es sortiert nicht zwischen Scherz und Ernst. Im digitalen Raum sind Geschichten nicht das, was war, sondern das, was am meisten Klicks, Empörung oder Bestätigung bringt. Genau deshalb ist der Fall Ramot mehr als nur eine Anekdote – er ist ein Lehrstück über die Macht der Manipulation und die Fragilität der Wahrheit im Zeitalter der sozialen Medien.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot


Mittwoch, 13 August 2025

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